BILANZ: Setzen Sie Ihr Rating in der Vermögensverwaltung ein?

Gregor Greber: Ja, das zRating ist ein Baustein in unserem Anlageprozess. Die Analyse der Corporate Governance ist vergleichbar mit dem Lesen des Kleingedruckten bei einem Vertragsabschluss und zeigt, welchen Stellenwert ein Aktionär in einer Firma hat. Selbstverständlich ist die Ertragskraft für die Performance der Aktie wichtiger. Daher investieren wir auch in Firmen, die ein tiefes Rating haben. In solchen Fällen sind wir aber für mögliche Probleme sensibilisiert und agieren entsprechend vorsichtiger.

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Welche Bedeutung hat Corporate Governance in der Rezession?

Kapital wird für Firmen ein knappes Gut. Für jene mit ungenügender Corporate Governance kann die Beschaffung schwieriger und teurer werden.

Der Aufwand nimmt für die Firmen durch die wachsende Regulierung zur Corporate Governance laufend zu. Wo liegen die Grenzen des Zumutbaren?

Überregulierung verhilft nicht zu besserer Transparenz. Allerdings lässt sich in unserer Studie kein Zusammenhang zwischen der Grösse eines Unternehmens und guter Corporate Governance feststellen. Massgebend sind die Menschen, welche die Transparenz und Kommunikation eines Unternehmens prägen.

Bietet mangelnde Transparenz Schutz gegen feindliche Übernahmen?

Der beste Schutz ist der richtige Aktienkurs. Und dieser ist nur durch ausreichende Informationen für die Anleger zu erreichen.

Wie denken Sie über die Abzockerinitiative. Sollen Aktionäre über Verwaltungsratshonorare befinden?

Ich zweifle, dass an der Generalversammlung die Leistung einzelner Verwaltungsräte und damit ihre Kompensation beurteilt werden kann. Den Aktionären fehlen dazu die nötigen Informationen. Allerdings sollten die Aktionäre über das Kompensationsmodell abstimmen dürfen. Dieses würde dadurch wahrscheinlich klarer und transparenter, weil der Verwaltungsrat es den Aktionären verständlich machen müsste.