Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Eine Gruppe von Jägern schleicht durchs Unterholz. Der Treiber flüstert auf Deutsch – die Sprache ist aus Tradition Pflichtfach in der Schule. Josef Maritz, einer der Männer in Grün, hat es heute auf Fasane abgesehen. In den letzten 25 Jahren, in denen der Computerfachmann aus Frauenfeld regelmässig nach Ungarn fährt, hatte er schon unzählige Hasen, Rotwild, Enten und Wildschweine vor der Flinte. Mit oder ohne Fasan geht es dann weiter in die Kneipe von Sodvadkert, um mit den Einheimischen zu feiern. Gefeiert wird bei jeder Gelegenheit.

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Dies ist mit ein Grund, weshalb Maritz diesen Sommer in dem 8000-Seelen-Dorf sein Ferienhaus errichtet. Der Kostenvoranschlag liegt bereits auf dem Tisch: 50 000 Franken soll der 120 Quadratmeter grosse Bungalow kosten, samt kompletter Inneneinrichtung, getrenntem Weinkeller und diversen kleinen Annehmlichkeiten.

Magyarország, das «Land der Magyaren», weiss, mit welchen Argumenten und Klischees es Feriengäste und Investoren anziehen kann: mit Pusztaromantik, Zigeunermusik und niedrigen Preisen. Der Erfolg gibt den Ungarn Recht. Letztes Jahr besuchten 27 000 Schweizer das Land. «In den ersten drei Monaten dieses Jahres konnte gar ein Plus von 53 Prozent an Übernachtungen verzeichnet werden», weiss Andres Nemes, Direktorin des ungarischen Tourismusamts. «Das Leben in Ungarn ist einfach halb so teuer wie in der Schweiz», führt Maritz ins Feld und erzählt von seinem Schweizer Nachbarn, der sich für 50 000 Franken ein Haus in Ungarn gekauft habe. Dabei sei dieser noch nicht mal 30 Jahre alt und lebe von der IV-Rente, die aus der Schweiz überwiesen werde.

Vor allem Deutsche und Österreicher legten sich während der letzten Jahre einen Alterswohnsitz in Ungarn zu. Mit dem Effekt, dass viele Ortschaften rund um den Plattensee, den grössten Süsswassersee Europas, zu hektischen Feriendörfern mutierten. Die Läden und Restaurants, im Sommer von Touristen überschwemmt, werden ab Oktober für ein halbes Jahr dichtgemacht. Innerhalb von fünf Jahren verdoppelten sich die Preise wegen des Booms in der Region. Seit geraumer Zeit stagnieren die Preise wieder, wie Immobilienmakler berichten.

Ebenso von kauflustigen Immobilienspekulanten wird Budapest überrannt. Der Quadratmeterpreis eines Appartements im 2., 11. oder 12. Bezirk liegt bereits bei 2400 bis 3000 Franken, vergleichbar etwa mit den Preisen auf dem Dolder in Zürich, in Zollikerberg oder Küsnacht ZH. Wer es besonders exklusiv will, sollte sich in dem unter Weltdenkmalschutz stehenden ersten Bezirk umsehen: Für eine 100 Quadratmeter grosse Wohnung auf dem Hügel der Bastei werden zurzeit 600 000 Franken bezahlt.

Speziell irische Investoren kaufen zusammen, was sie können, und vermieten die Objekte weiter. «Iren dürfen seit geraumer Zeit die gesamten Investitionskosten von den Steuern abziehen», so Viktoria Molnar, Immobilienmaklerin bei der IST-Immobilien Schweiz. Neben überhöhten Preisen hat der neue Immobilienboom eine weitere negative Auswirkung: die zunehmende Kriminalität. Versicherungspolicen für Wohnungen am Plattensee (Balaton) oder in Budapest können, wenn überhaupt, nur mit massiven Aufschlägen abgeschlossen werden.

Interessanter für Renditejäger wird es in der West- und Südbalaton-Region. Dort können Immobilien noch zu Preisen weit unter dem EU-Durchschnitt erworben werden. Doch eine Verdoppelung und Verdreifachung des Werts innerhalb kürzester Zeit, wie es einige Immobilienbesitzer in dieser Region erlebt haben, wird es so schnell nicht wieder geben.

Zu diesen gehört Klaus Holm aus dem deutschen Feldkirchen-Westerham, der nahe bei Györ ein Ferienhaus erstand. Wenn er nicht gerade bei EADS, einem deutschen Flugzeughersteller, Verträge aushandelt, finden ihn seine Freunde nur mehr im ungarischen Ferienhaus. Abgelegen in einer Auenlandschaft am türkisgrünen Fluss Raab steht das urige Steinhaus. Für 40 000 Mark kaufte Holm zwei Jahre vor der Einführung des Euro das 200 Quadratmeter grosse Haus. Heute ist es das Dreifache wert. Doch er will das Haus um keinen Preis verkaufen.

Seine Erben wird es freuen, denn ganz in seiner Nähe wird demnächst ein neues Thermalbad gebaut, was die Preise weiter nach oben treiben wird.

Kosten und Tipps
Vorsicht beim Taschenvertrag


Kaufnebenkosten


Grunderwerbssteuer: 10 Prozent des Verkehrswerts der Immobilie. Für Baugrundstücke ist teilweise bei Bebauung innerhalb einer bestimmten Frist Befreiung von der Grunderwerbssteuer möglich.


Vertragskosten


Rechtsanwalt: 1 bis 2 Prozent des Immobilienwerts.
Eintragung ins Grundbuch: 13 Franken.
Gebühr von 300 Franken für Genehmigungsverfahren für Ausländer zum
Erwerb von Eigentum.
Maklerprovision: 2 bis 4 Prozent.


Laufende Kosten


Gebäude- und Grundsteuer: Üblicherweise können die Möglichkeiten der Steuerbefreiung ausgeschöpft werden.
Einkommenssteuer: Der Wertzuwachs beim Verkauf der Immobilie muss versteuert werden, ebenso Einnahmen aus Vermietung.
Vermögenssteuer: keine.


Finanzierung


Ungarische Banken gewähren im Allgemeinen nur Hypotheken in der Höhe von 40 bis 50 Prozent des Marktwerts der Immobilie.


Tipp


Achtung vor so genannten Taschenverträgen, die noch immer abgeschlossen werden. Dabei wird der Käufer entweder nicht ins Grundbuch eingetragen oder nur eine Grundschuld, wodurch der Käufer nicht Eigentümer wird.


Makler


Maria-Kàrolynè Paprika,
Bajcsy – Zs.u.73, H-6230 Soltvadkert
Tel. 0036/78 48 10 62
www.paprika-immobilien.com



Immo-Treu, Bruno Schönauer
Kossuth u. 43, H-8512 Nyárád
Tel. 0036/89 54 11 02
Mobil 0036/20 910 98 13
www.ungarn-immo.info