Die Lage der Weltwirtschaft ist unübersichtlich, und die Beurteilungen sind teilweise widersprüchlich. Es scheint fast so, als ob von einer Stagnation bis zu einem Wachstumsschub in Europa und Nordamerika in den nächsten Monaten alles möglich ist. Langsam kristallisieren sich allerdings gewisse Muster heraus. Dabei gilt es, strukturelle und konjunkturelle Einflüsse auseinanderzuhalten. Zur Beurteilung der aktuellen Lage lohnt es sich, insbesondere die zyklische Komponente näher zu betrachten. Diese wird stark durch die Exporte und die Bauwirtschaft bestimmt.

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Vor allem die Länder, deren Wirtschaft stark auf den Bausektor abstellte, litten und leiden unter der Krise. Spanien etwa verdankte seinen Aufschwung in den Jahren 2003 bis 2008 in grossem Masse dem Immobiliensektor. Dieser schien unbegrenzt wachsen zu können. Doch der Schein trog, und auch diese Blase platzte. Da die Bauwirtschaft sehr arbeitsintensiv ist und in der Krise viele Leute entlassen musste, liegt die Arbeitslosenquote in Spanien heute sehr hoch. Auch die Banken sind von einer Immobilienkrise jeweils überdurchschnittlich betroffen, allen voran die regionalen Hypothekenbanken. Denn in Boomphasen werden Neubauten oft zu hoch belehnt.

Spanien wird noch längere Zeit an den Auswirkungen der geplatzten Blase leiden – wie auch Irland, Island, Griechenland, England und die USA. Denn diese Länder weisen alle ähnliche Muster auf.

Am besten erholen sich die Volkswirtschaften, die zuvor als langweilig galten: Als die Weltwirtschaft boomte, wies Deutschland nur unspektakuläre Wachstumsraten auf. Wegen der starken Exportabhängigkeit seiner Industrie rutschte das Land dann tiefer in die Rezession als andere, erholt sich jetzt aber auch stärker. In der Schweiz, den Niederlanden oder Skandinavien ist die Lage ähnlich.

Die USA wie die EU haben nun neu einen Rat für Systemrisiken, der Gefahren für das Finanzsystem aufspüren soll – zuvor hiess es seitens der Notenbanker noch, man könne Blasen nicht frühzeitig erkennen. Genau das muss in Zukunft jedoch gelingen. Denn die Finanzmärkte reagieren unbarmherzig auf platzende Blasen.