Seien wir ehrlich: Diese Krise hat so niemand vorausgesehen. Wir haben übersehen, was sich alles zusammenbraute. Erst im Nachhinein wissen wir, welches die wesentlichen Zutaten für diesen explosiven (oder eher implosiven) Cocktail waren.

Da gab es, erstens, in vielen Ländern eine extrem lockere Geldpolitik. Sie trieb entgegen der monetaristischen Lehrmeinung zwar nicht die Lebenshaltungskosten in die Höhe, dafür umso stärker die Werte einiger Anlagen (Immobilien, Aktien). Dazu kam, zweitens, das Risikoverhalten vieler Marktteilnehmer, allen voran der Banken. Diese wussten selber nicht mehr, welchen Risiken sie effektiv ausgesetzt waren. Drittens gab es eine ungenügende Regulierung. Diese kontrollierte zwar die einzelnen Institute, aber ignorierte vollständig die Anreizwirkungen und die Auswirkungen auf das Gesamtsystem.

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Die Kombination dieser drei Elemente brachte nicht nur das globale Finanzgebäude beinahe zum Einsturz. Auch das Ansehen der Ökonomen litt stark. Angesichts dramatischer Einbrüche beim BIP, stark steigender Arbeitslosenzahlen und gigantischer Staatsdefizite erstaunt es nicht, dass das Ende des Kapitalismus ausgerufen und der Markt als ordnendes Element in Frage gestellt wurde. Umso lauter ertönt nun der Ruf nach Regulierung durch die Medien und Wandelhallen der Parlamente: Angesichts des Versagens der Märkte und nicht zuletzt von uns Ökonomen sollen es Gebote und Verbote richten.

Ja, einige Märkte haben versagt. Ihnen dies zur Last zu legen, greift aber zu kurz. Märkte versagen nur unter bestimmten Bedingungen, die wir kennen, wie dem «Moral Hazard», den moralischen Versuchungen und Risiken.

Die Weltwirtschaft hat sich vom Schlimmsten erholt, die Arbeitsmärkte brauchen etwas länger. Die öffentlichen Finanzen (mit Ausnahme der Schweiz) werden aber noch viele Jahre mit den Folgen der Krise zu kämpfen haben. Zudem ist die Regulierung des weltweiten Finanzsystems kaum besser geworden, eine noch expansivere Geldpolitik hält die Zinsen tief und legt damit die Basis für eine weitere Blase. Um weitere unliebsame Überraschungen zu vermeiden, ist bei vielen Anlagen Achtsamkeit das Gebot der Stunde.

Urs Müller, Leiter BAK Basel Economics, Basel.