Die Inflationsrate ist in der Schweiz sehr tief. Dies, obwohl wir seit geraumer Zeit eine äusserst expansive Geldpolitik der Nationalbank mit Zinsen nahe null und einer fast unbegrenzten Versorgung der Geschäftsbanken mit Liquidität erleben. Vielerorts wird deshalb diskutiert, inwiefern daraus eine Inflationsgefahr entstehen könnte. Andere wiederum sind immer noch der Ansicht, dass eine Deflation als das grössere Risiko angesehen werden muss. Meines Erachtens ist das Deflationsthema vom Tisch, und die Inflation könnte uns schon sehr bald wieder beschäftigen. Im Euroraum und in Nordamerika gibt es bereits Anzeichen für anziehende Inflationsraten. Die Schweiz wurde bisher von steigenden Preisen zwar verschont, doch ist dies in erster Linie dem erstarkten Franken zuzuschreiben. Während die Exporteure unter der Last des hohen Frankens leiden, profitieren die Importeure von Euro- und Dollarschwäche. Durch rückläufige Importpreise wird der inländische Preisdruck kaschiert. Stellen wir uns vor, der Franken werte sich um zehn Prozent ab, sodass der Euro einen Gleichgewichtskurs von gut 1.40 Franken fände. Die Schweizer Exporteure würden auf den internationalen Märkten wettbewerbsfähiger und könnten mehr verkaufen. Die Schweizer Konjunktur würde sich somit beschleunigen, was bald zu Engpässen bei der Kapazität und höheren Preisen führen würde. Eine Frankenabwertung würde gleichzeitig die Importe verteuern. Insgesamt stiege die Inflation deutlich an. Die Nationalbank sähe sich bald gezwungen, die Liquiditätsversorgung der Geschäftsbanken einzuschränken und die kurzfristigen Zinsen zu erhöhen. Angesichts der steigenden Inflation würden sich auch die Zinsen am langen Ende nach oben bewegen. Ein solches Szenario ist alles andere als unwahrscheinlich. Wenn es den Ländern der EU-Peripherie gelingt, ihre Staatsfinanzen in den Griff zu bekommen, oder wenn die Devisenmärkte ihr Interesse an diesem Thema verlieren und sich auf die wirtschaftliche Stärke des Euroraums zurückbesinnen, kann die Unterbewertung des Euro schnell korrigiert werden. Dann möchte ich in meinem Portefeuille keine langfristigen Frankenobligationen haben.
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