Mit dem Kauf seines neuen Feriendomizils in Vietnam hat Marc Faber erneut ein goldenes Händchen bewiesen. Das US-Magazin «Forbes» hat den 30 Kilometer langen Strand von China Beach kürzlich zu einem der zehn schönsten der Welt erkoren. Hier besitzt Faber eine der insgesamt 40 Villen des Luxus-Resorts Nam Hai, der ersten Ferienanlage im Land mit sechs Sternen.

In Vietnam gehört der Zürcher zu den ersten ausländischen Investoren überhaupt: 1996 erstellte Faber mit Partnern für 40 Millionen Dollar das landesweit erste Fünfsternehotel, das ebenfalls am Strand von China Beach gelegene Furama Resort, das ihm heute noch zu 15 Prozent gehört. In der Nähe des Resorts liegen zudem vier Sehenswürdigkeiten, die zum Weltkulturerbe der Unesco zählen.

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Noch ist Vietnam, mit einer Meeresküste von 3260 Kilometer Länge, ein touristischer Geheimtipp. Seit einiger Zeit allerdings wächst die Zahl der Buchungen um 25 Prozent jährlich, auch die Auswahl an Direktflügen nimmt stetig zu.

Nicht nur der Tourismus, sondern die gesamte Wirtschaft Vietnams erlebt einen gigantischen Boom. Das Wachstum liegt seit Jahren bei über sieben Prozent, 2005 gab es gar ein Plus von 8,5 Prozent. Nach China sind das die höchsten Zuwächse Asiens. Mit 85 Millionen Einwohnern gehört das Land zu den zwölf grössten der Welt.

Auch die vietnamesische Börse verzeichnet derzeit eine atemberaubende Performance. Seit Anfang Jahr sind die Kurse um zwei Drittel in die Höhe geschossen, nach einem Plus von 38 Prozent 2005 (siehe Grafik «Durch die Decke» auf Seite 125). Trotzdem ist Vietnam auf der Karte der Anleger ein weisser Fleck geblieben. Die Zahl der Investoren lässt sich noch immer fast an einer Hand abzählen.

Einer der Pioniere im Land ist Marc Faber, der 1973 nach Hongkong ausgewandert war und 1989 erstmals Vietnam bereiste. Wie im China der siebziger Jahre sei es damals gewesen, erzählt er: «Das Land war arm und ohne Infrastruktur. Die kommunistische Partei herrschte mit autoritärer Härte.» Zwar wird Vietnam bis heute kommunistisch regiert. Inzwischen jedoch hat die Partei, ähnlich wie beim nördlichen Nachbarn China, das Land radikal für wirtschaftliche Reformen geöffnet. Die Regierung möchte der Welthandelsorganisation (WTO) beitreten, was der Wirtschaft – wie im Fall von China – weiteren Schub verleihen dürfte.

Das Stehvermögen von Marc Faber beginnt sich nun auszuzahlen. Als Präsident der 1999 gegründeten Indochina Capital gehört er zu den wichtigsten Bankern im Land. Dieses Urteil stammt aus berufenem Munde: Das Magazin «Finance Asia» schrieb im Januar in seiner ersten Titelgeschichte über Vietnam: «Es gibt nicht gerade viele Fondsmanager hier. Doch eine Gruppe, die herausragt, ist Indochina Capital. Ihr gelingt es, bestes ausländisches Können mit dem lokalen Wissen zu verschmelzen.»

Operativ geführt wird die Firma von den beiden Amerikanern Peter Ryder und Rick Mayo-Smith. Ihr Handwerk lernten sie bei Salomon Brothers und Morgan Stanley. Derzeit akquiriert Indochina Capital mit seinen 60 Mitarbeitern die Mittel für den bislang grössten Fonds des Landes, den Indochina Land Holdings II über 200 Millionen Dollar. Investiert wird einerseits in luxuriöse Ferienanlagen, wie bei den Resorts Furama und Nam Hai. Daneben treibt Indochina Capital mehrere Projekte mit Geschäftshäusern voran, so in der Hauptstadt Hanoi oder in Ho Chi Minh City, dem früheren Saigon.

Da immer mehr ausländische Firmen nach Vietnam kommen, besteht ein Mangel an modernen Gebäuden. So hat im Februar der Chip-Riese Intel beschlossen, für 600 Millionen Dollar eine neue Fabrik zu bauen. Viele Konzerne wie Nike, Canon oder Fujitsu wollen ihre Abhängigkeit von China reduzieren und sind nach Vietnam ausgewichen – zumal die Lohnkosten hier noch tiefer liegen.

Faber lobt die Arbeitsmoral der Bevölkerung: «Das Bildungsniveau ist ebenfalls hoch – als eines der wenigen Gebiete, das unter den Kommunisten funktionierte.» 70 Prozent der Menschen sind jünger als 35 Jahre. Sie haben den verheerenden Krieg gegen die USA nicht erlebt und sind den Ausländern gegenüber sehr offen.

Zudem besitzt das Land reiche Bodenschätze, insbesondere Erdöl, das wichtigste Exportgut. Daneben ist Vietnam der weltweit zweitgrösste Produzent von Reis und Kaffee. Mit der noch in diesem Jahr erwarteten WTO-Mitgliedschaft könnten die Ausfuhren, speziell bei den Textilien, weiter zulegen.

Wenig überraschend für ein postkommunistisches Land steckt der Aktienmarkt noch in den Kinderschuhen. Eröffnet wurde die Börse im Juli 2000 mit zwei kotierten Firmen, die einen Wert von 24 Millionen Dollar besassen. Heute liegt die Börsenkapitalisierung mit 40 Unternehmen bei 1,8 Milliarden. Zum Vergleich: Allein die Luzerner Kantonalbank bringt mehr auf die Waage. Handelbar sind die Aktien dreimal täglich während einer 30-minütigen Börsensitzung.

Um als Investor in Vietnam auftreten zu können, ist ein fundiertes Wissen über die lokalen Verhältnisse unabdingbar. Vor allem, weil zusätzlich ein reger ausserbörslicher Aktienhandel stattfindet. Wer gute Kontakte besitzt, kann sich häufig an Firmen beteiligen, die sich auf eine Börsenkotierung vorbereiten. Zum Beispiel investierte Indochina Capital bereits 2004 in das Unternehmen Vinamilk. Offiziell ging der Milchproduzent, als bisher grösstes IPO des Landes, im Januar an die Börse, worauf der Wert der Beteiligung um 67 Prozent nach oben schoss.

Um die WTO-Kriterien zu erfüllen, will die vietnamesische Regierung nun zahlreiche weitere Staatsbetriebe privatisieren. Damit könnte die Börsenkapitalisierung binnen dreier Jahre auf etwa 20 Milliarden Dollar steigen. Es ist deshalb nur eine Frage der Zeit, bis Vietnam in die weltweit wichtigste Indexfamilie, MSCI von Morgan Stanley, aufgenommen wird. Alle Anleger, die ihr Geld nach Indexkriterien verwalten, sind dann gezwungen, vietnamesische Aktien zu kaufen, was die Börse weiter beflügeln dürfte.

Für Privatanleger ist es noch schwierig, am Aufschwung Vietnams zu partizipieren. Einer der wenigen Aktienfonds ist der Vietnam Enterprise Investments der Firma Dragon Capital, die ebenfalls von Marc Faber präsidiert wird. Die Mindesteinlage beträgt 100 000 Dollar. Der einzige Fonds für Kleinanleger ist der an der Londoner Börse gehandelte Vietnam Opportunity Fund. Allerdings liegt der Kurs rund 30 Prozent über dem inneren Wert. Auch der Immobilienfonds Indochina Land Holdings II richtet sich an Institutionelle, die Anlagedauer beträgt sieben Jahre.

Trotz der vorläufig kleinen Auswahl an Fonds lohnt es sich, die Entwicklung der vietnamesischen Börse im Auge zu behalten. «Ich halte es für durchaus möglich, dass das Land in den nächsten zehn Jahren Nationen wie Thailand, Indonesien oder die Philippinen wirtschaftlich überholt», urteilt Faber. Dass er mit seinen Prognosen ins Schwarze trifft, hat er schon mehrfach bewiesen. In seinem letzten Buch, «Tomorrow’s Gold» aus dem Jahre 2002, hat er dem asiatischen Kontinent eine rosige Zukunft vorausgesagt – der aktuelle Boom gibt ihm Recht.