BILANZ: Sie sitzen im Stiftungsrat des Bolschoi-Theaters. Zufrieden mit der Neueröffnung?

Viktor Vekselberg: Sehr. Seit 2001 bin ich dabei. Damals wurde das Board of Trustees gegründet, und man fragte mich an, ob ich in diesem «Zirkel der Freunde» mittäte. Ich bin glücklich, wenn ich sehe, dass auch dank unserer Hilfe das Bolschoi mit tollen Aufführungen brilliert und weltweit führende Dirigenten, Choreografen und Künstler anzieht. Aber noch gibt es viel zu tun.

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Wie bitte? Das Bolschoi ist Russlands wichtigste Kulturstätte.

Seit 2004 unterstütze ich auch das Mariinsky-Theater in St. Petersburg, das von meinem Freund Maestro Waleri Gergijew geleitet wird. So kann ich beide russischen Ikonen vergleichen.

Ihr Befund?

Bei diesem Vergleich verliert das Bolschoi, leider. Die Strahlkraft ist kleiner als beim Mariinsky-Theater, es bringt für meine Begriffe zu wenig moderne Interpretationen, zudem dürften noch ein paar weltbekannte Namen mehr im Ensemble sein.

Welche Bolschoi-Vorführungen haben Ihnen am besten gefallen?

Die «Spartakus»-Inszenierung oder den «Schwanensee» muss man einfach lieben. Allerdings ziehe ich experimentelle Produktionen vor, etwa «Chroma» des britischen Choreografen Wayne McGregor oder «Symphony of Psalms» von Jiri Kylian – unglaublich.

Haben Sie am liebsten Ballett, Oper oder Konzerte?

Ballett, Ballett und nochmals Ballett. Konzerte und Opern sind grossartig, aber für mich ist Theater primär Bewegung, Dynamik.

Credit Suisse ist Bolschoi-Hauptsponsor. Waren Sie Türöffner?

Nein. Das Bolschoi ist ein Leuchtturm in der Welt der Kultur, neben dem Mariinsky, der Scala, der Metropolitan Opera und der Staatsoper in Wien. Da braucht es mich doch nicht als Türöffner.

Sie sind einer der Promotoren des Kooperations-Rats Schweiz-Russland. Welches sind die aktuellen Themen?

Die Beziehungen beider Länder entwickeln sich positiv. Schlüsselthemen sind Kooperationen im Bereich Gesundheit und Innovation. Wir wollen helfen, die Kantone und ihre Projekte bei russischen Geschäftsleuten bekannt zu machen – und vice versa. Das wichtigste Thema ist aber ein Freihandelsabkommen, das noch nicht unterzeichnet ist. Es gibt viele Schweizer und russische Geschäftsleute, die ein vitales Interesse daran haben.

Wann ist es so weit?

Leider noch nicht, irgendwie klemmt es. Im Januar treffen wir uns am WEF in Davos. Dort wollen wir die Probleme ausdiskutieren und den Weg für eine Vertragsunterzeichnung freimachen.

Viktor Vekselberg: Der Milliardär aus Russland ist ein Kunstliebhaber. Er sponsert Ausstellungen, Orchester und Theater. Vekselberg, der zeitweilig in Zug wohnt, ist Grossaktionär von Sulzer und OC Oerlikon.

Stefan Barmettler HZ
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