Rechts das Rockefeller Center, links das Museum of Modern Art – die Aussicht aus Robert Rubins neuem Büro ist so, wie der Name seines neuen Arbeitgebers es erwarten lässt: Centerview Partners. 

Centerview? Selbst an der Wall Street ist das vielen kein Begriff. Und was macht ein Robert Rubin bei diesem No-Name? Rubin, der früher Goldman Sachs lenkte, US-Finanzminister war und zuletzt im Verwaltungsrat der Citigroup sass? «Ich wollte kein grösseres Engagement eingehen», kommentiert er seinen Schritt. Die Investmentbank Centerview gibt es erst seit vier Jahren, mit einer Handvoll Mitarbeitern sitzt sie auf einer Etage im 23.  Stock in Manhattan. Konkurrenten wie Goldman Sachs belegen ganze Hochhäuser.

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Kein ernst zu nehmender Player, könnte man meinen. Ein Irrtum. Die Firma ist gross im Geschäft mit Mergers & Acquisitions (M&A). Zuletzt bei der Übernahme des englischen Schokoladenherstellers Cadbury durch den Lebensmittelkonzern Kraft. Volumen: 21,6 Milliarden Dollar. Bislang betreute Centerview Akquisitionen im Wert von über 350 Milliarden Dollar. Auf der Gehaltsliste: Manager wie James Kilts, der Ex-Chef des Rasierklingenherstellers Gillette, oder der Deutsche Fred Langhammer, bis vor sechs Jahren Chef des Kosmetikkonzerns Estée Lauder. 

Das Old Boys Network verdient sein Geld bei jungen Finanzboutiquen. Zufall? Einzelfall? Nein, der Zulauf der Big Shots hat Methode. Er beschränkt sich nicht auf Centerview. An der Wall Street verschiebt sich gerade das Machtgefüge. In Scharen wechseln derzeit hoch angesehene Banker zu neuen, unbekannten Investmentbuden wie Evercore Partners, MF Global, Jefferies oder Centerview. 

Als Reaktion auf das Finanzbeben hat der Staat bei den Grossbanken Investitionen in lukrative Sparten wie Private Equity und Hedge Funds eingeschränkt, die Geldinstitute stehen unter Beobachtung, was die Höhe von Gehältern und Boni angeht – im Klartext: Die Banker verlieren Geld. Zugleich wenden sich immer mehr Kunden von den Grossen ab und suchen den Rat der Boutiquebanken. Diese betreiben keine undurchsichtigen Nebengeschäfte und gelten noch als integer. 

Der Aufstieg der Neuen geht auch zulasten der Schweizer Banken, vor allem der UBS. So warb Jefferies den Investment-Banker Benjamin Lorello von UBS ab, die zuvor den Bonuspool um 80 Prozent gesenkt hatte. Der Gesundheitsexperte war schon lange aufgrund seiner grossen Boni in der Kritik. Jetzt zahlt ihm das relativ kleine Haus geschätzte 50 Millionen Dollar auf zwei Jahre – und kein Hahn kräht danach.