Im ersten Quartal stellten Wandelanleihen ihre teilweise Schutzfunktion im Vergleich zu Aktien erneut unter Beweis. Sie verhielten sich fast lehrbuchmässig, da sie deutlich weniger an Wert verloren als die Aktienmärkte.

Zwar erlitten auch Wandelanleihen ausgehend von den Höchstkursen am 12. Februar bis zum bisherigen Tief am 23. März spürbare Kurseinbussen. Der Refinitiv Global Vanilla hedged USD CB Index verlor in diesem Zeitraum 19 Prozent, aber damit deutlich weniger als der MSCI World Total Return USD mit einem Verlust von 34 Prozent.

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Stephanie Zwick ist bei Fisch Asset Management in Zürich tätig und leitet das Convertible Bond Team.

Auch während der darauffolgenden Erholungsrallye zeigten Wandelanleihen eindrucksvoll ihre Stärken. Sie führte – im Zusammenspiel mit den geringeren vorhergehenden Verlusten – dazu, dass Wandelanleihen per 31. Mai bereits wieder im Plus notierten für 2020, während globale Aktien noch Verluste auswiesen (2.4 Prozent gegenüber  minus 8.2 Prozent).

Langfristig höhere Rendite bei niedrigerer Volatilität

So eindrücklich diese kurzfristigen Resultate sind – Wandelanleihen sind ein strategisches Investment und zeigen ihre Vorteile gerade in der langen Frist: So konnten sie in den vergangenen 27 Jahren ähnliche Renditen wie globale Aktien, aber mit deutlich tieferer Volatilität, generieren.

Per Ende Mai 2020 wies der Refinitiv Global Vanilla hedged USD CB Index seit Bestehen der Datenreihe im Jahr 1994 eine jährliche Rendite von 7,4 Prozent und eine Volatilität von 9,8 Prozent aus. Im Vergleich dazu erzielte der globale Aktienmarktindex MSCI World Total Return USD eine Rendite von 6,8 Prozent pro Jahr bei einer Volatilität von 14,8 Prozent.

Dabei gab es auch immer wieder Perioden von robusten Aktienrallys, in denen Wandelanleihenportfolios nicht mit der Renditeentwicklung von Aktien mithalten konnten, etwa von 2016 bis 2017. Doch generell sind Wandelanleihen ein attraktiver, defensiver Baustein eines global diversifizierten Portfolios, wie die Zahlen bestätigen.

Es sind insbesondere die nachfolgenden Charakteristiken von Wandelanleihen, die zu diesem langfristig so positiven Rendite-Risiko-Verhältnis im Vergleich zu Aktien führen:

  • Die niedrigere Aktiensensitivität in Kombination mit dem Bondfloor (Anleihenwert) bewirkt eine tiefere Volatilität und niedrigere Verluste von Wandelanleihenportfolios in Korrekturphasen.
  • Die enthaltene Call-Option, die das Wandelrecht ermöglicht, bewirkt eine positive Asymmetrie. Damit profitieren Wandler stärker von Kursaufschwüngen als sie während Verlustphasen verlieren, was einem automatischen Timing-Effekt entspricht.
  • Die typischerweise relativ kurzen Laufzeiten und die laufenden Neuemissionen führen zu einer stetigen Erneuerung des Wandelanleihenuniversums, speziell im Bereich der Wachstumsunternehmen.

Krisengeschüttelte Firmen bieten interessante Einstiegsmöglichkeiten

Interessant ist zudem die Entwicklung der Neuemissionen im Wandelanleihenmarkt. Trotz Pandemie wurden bis Ende Mai 71 Milliarden Dollar an Neuemissionen platziert. Dies übersteigt die Aktivität im Vergleich zu den Vorjahren deutlich.

Der Grund für den Boom ist schnell erklärt: Wandelanleihen bieten Emittenten den Vorteil, ihre Kapitalkosten gering zu halten, da der Coupon niedriger ausfällt als der von gewöhnlichen Unternehmensanleihen. Insbesondere Wachstumsunternehmen nutzten diesen Vorteil sehr gerne, so dass klassische Wachstumssektoren wie Informationstechnologie und Biotechnologie im Wandelanleihenmarkt prominent vertreten sind.

Im aktuellen Umfeld haben besonders krisengeschüttelte Unternehmen die Wandelanleihe als attraktives Finanzierungsinstrument (wieder)entdeckt. Dazu zählten jüngst Kreuzfahrtgesellschaften, Hersteller und Händler von Sport- und Freizeitausrüstung sowie Fluggesellschaften. Aus Investorensicht ist dies eine willkommene Entwicklung.

Diese Emissionen ermöglichen es dem Investor, sich auch direkt in den stark getroffenen Branchen zu engagieren und an einer potenziell überdurchschnittlichen Erholung zu partizipieren. Zudem bieten Emissionen aus diesen Sektoren eine weitere Diversifikationsmöglichkeit, da diese Segmente bisher weniger stark repräsentiert waren im Wandelanleihenuniversum.

Strategische Allokation ohne Renditenachteil

Wandelanleihen haben also in der starken Marktkorrektur aufgrund des Coronavirus einmal mehr ihre defensiven Stärken im Vergleich zu Aktien bewiesen und können mit Rendite punkten.Trotzdem sind Wandelanleihen kein Trading Tool, um kurzfristige Markterwartungen umzusetzen.

Im Gegenteil: ihr Nutzen kommt vor allem langfristig als strategischer, defensiver Baustein eines globalen Portfolios zum Tragen. Sie erhöhen dessen Stabilität, ohne über einen Aktienmarktzyklus hinweg Renditeeinbussen zu bewirken.