Die Meldung löste Freudensprünge aus. Anfang Mai unterbreitete das US-Agrarchemieunternehmen Monsanto für den Konkurrenten Syngenta ein Übernahmeangebot im Umfang von 450 Franken je Aktie. Das Angebot zog den Kurs des SMI-Mitglieds innert weniger Wochen um rund 30 Prozent nach oben. Nach monatelangem Hin und Her und der ablehnenden Haltung bei Syngenta kam gestern der Knall: Monsanto will nicht mehr und bläst die geplante Übernahme ab. Nach Bekanntgabe des Rückzugs war die Syngenta-Aktie im freien Fall und rauschte innert einer Stunde um 20 Prozent nach unten. Nach dem Schock notiert der Spezialist für Agrarchemie sogar unter dem Ausgangslevel von Anfang Mai. Anleger fragen sich: Könnte das eine gute Gelegenheit zum Einstieg sein?

Zuerst einmal: Als Anbieter von Saatgut, Pflanzenschutz, Züchtungsprogrammen und Dienstleistungen für die Landwirtschaft profitiert Syngenta von einem grossen Basistrend: Die Weltbevölkerung wächst und wächst, der Bedarf an Nahrungsmitteln nimmt beständig zu. Jeden Tag steigt die Zahl der Menschen auf dem Planeten um 200'000 Personen. Leben derzeit knapp 7,4 Milliarden Menschen auf der Erde, so sollen es 2030 8,5 Milliarden sein, und in 45 Jahren soll die Zahl um einen Drittel auf zehn Milliarden steigen.

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Syngenta setzt auf Innovation …

Der Konzern aus Basel will da einen guten Teil vom Kuchen haben und setzt nicht nur auf die Expansion in Schwellenländern, sondern auch auf neue Produkte. Derzeit erreicht Syngenta 15,3 Millionen Kleinbauern weltweit. Syngenta will die Zahl in einigen Jahren auf 20 Millionen ausbauen und die Produktivität der Landwirte um 50 Prozent steigern. Das Unternehmen hat dabei die Kleinbauern als attraktive Klientel im Visier, weil bei ihnen noch grosses Nachholpotenzial hinsichtlich Produktivität besteht. Insbesondere die Region Lateinamerika zählt bei Syngenta zu den wachstumsstärksten Segmenten.

Dann kommen neue Produkte auf den Markt. Syngenta erhöht die «Schlagzahl» in Forschung und Entwicklung (F&E). In den letzten zwei Jahren stieg der Anteil der F&E am Umsatz des Unternehmens von 9,1 auf 9,5 Prozent. Zusätzlich will Firmenchef Michael Mack die Innovationsrate über Lizenzen, Partnerschaften und auch durch Zukäufe weiter erhöhen. Im vergangenen Jahr gab es beispielsweise den Ausbau des Getreide-Genpools durch Akquisitionen.

… und höhere Margen

Das SMI-Mitglied hat einiges in der Wachstumspipeline. So sieht Manager Mack bei den beiden neu eingeführten Produkten – dem Fungizid Elatus und dem Maisherbizid Acuron – ein Umsatzpotenzial für sein Unternehmen von mehr als 2,7 Milliarden Dollar. Zudem hat Syngenta längerfristig Produkte mit einem Umsatzpotenzial von mehr als 3,6 Milliarden Dollar in der Pipeline.

Um die Gewinne zu steigern, sind aber nicht nur höhere Umsätze geplant, sondern auch steigende Margen. Die will der Syngenta-CEO durch verschiedene Einsparungen und durch Optimierungsmassnahmen erreichen. Dazu zählen beispielsweise Zusammenlegung von Standorten oder die Steigerung der Effizienz in der Logistik sowie Einsparungen in Produktion und Beschaffung. Bis 2018 soll die Bruttomarke auf Basis Ebitda, vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Wertberichtigungen, dadurch von 19,3 Prozent im 2014 auf 24 bis 26 Prozent steigen.

… und erhöht die Preise

Im ersten Halbjahr war Syngenta da schon gut unterwegs. In diesen sechs Monaten fiel der Umsatz – das Unternehmen bilanziert in Dollar – zwar um 10,3 Prozent auf 7,6 Milliarden Dollar, aber bereinigt um Wechselkurseffekte schaffte der Spezialist für Agrarwirtschaft ein Umsatzplus von 3 Prozent. Vor allem das zweite Quartal lief stark. Zu konstanten Wechselkursen gab es in den ersten drei Monaten nur ein Umsatzplus von 1 Prozent und die Erlöse stiegen zwischen April und Juni um 7 Prozent und zwar in allen Regionen, besonders aber in Lateinamerika, Europa, Afrika und im Mittleren Osten.

Dabei hatte Syngenta sogar noch Gegenwind durch niedrige Einkommen der Landwirte mit entsprechend gedämpfter Nachfrage nach Saatgut und Pflanzenschutzmitteln und führt auch den Verkauf Glyphosat zurück. Der Unkrautvernichter steht unter Krebserregungsverdacht, Syngenta plant, die Verkäufe zwischen 2013 und 2016 um etwa 40 Prozent auf rund 600 Millionen Dollar zu reduzieren. Insgesamt konnte das Unternehmen den Rückgang der Absatzmenge von 3 Prozent im ersten Halbjahr durch Preiserhöhungen um 6 Prozent mehr als ausgleichen. Und dass sich die Spar- und Effizienzmassnahmen bereits auswirken, zeigt der Anstieg beim Ebitda im ersten Halbjahr auf der Basis konstanter Wechselkurse von 21 Prozent bei einer Marge von 26,2 Prozent.

Kurse um 500 Franken scheinen möglich zu sein

Einmal nachgerechnet: Bei einem moderaten Wachstum von 4 Prozent pro Jahr zwischen 2016 und 2018 könnte der Umsatz des Agrochemieunternehmens bis dahin auf 17 Milliarden Dollar steigen. Bei einer Bruttomarge von 25 Prozent würde das Ebitda entsprechend von 2,9 auf rund 4,3 Milliarden Dollar klettern. Gleichbleibende Abschreibungen vorausgesetzt, würde das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern dann von 2,1 auf 3,5 Milliarden Dollar steigen, der Jahresüberschuss könnte bei einem konstanten Finanzergebnis von rund -200 Millionen Dollar und einer Steuerquote von 15 Prozent dann von 1,6 auf 2,7 Milliarden Dollar wachsen. Da scheint ein Ergebnisanstieg je Aktie von 17,60 Dollar im 2014 in den Bereich von 29,50 Dollar möglich zu sein.

Bei einer ähnlichen Bewertung wie bei Konkurrenten wie Monsanto oder Bayer mit KGVs zwischen 16 und 18 wären Kurse um 500 Franken vorstellbar. Nach dem Kurseinbruch infolge Monsanto-Rückzug notiert Syngenta jetzt um rund 10 Prozent unter dem Niveau, das vor dem ersten Monsanto-Angebot Anfang Mai bei rund 340 Franken gelegen hatte. Bei einem mittelfristigen Kurspotenzial von rund 55 Prozent könnte das aktuelle Niveau eine gute Gelegenheit zum Einstieg sein. Wer davon ausgeht, dass Syngenta in den nächsten Monaten Kurslevels um 340 Franken erreichen kann, der greift alternativ zur Aktie zu einem Discounter auf das SMI-Mitglied (ISIN: CH0240086642, Cap 335 Franken, Laufzeit 4.4.16). Dort gibt es neben 6,4 Prozent Seitwärtsrendite und 9,8 Prozent Maximalrendite – entsprechend 16,8 Prozent p.a. – zusätzlich einen Sicherheitspuffer von 6,0 Prozent.

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