Dreissig Jahre alt, 100 000 Franken Bruttolohn: Wie sollen junge, aufstrebende Arbeitnehmer für den Ruhestand vorsorgen?
Reto Spring*: Zuerst gilt es, ein Barpolster von einem bis zwei Monatslöhnen anzusparen. Und was viele nicht bedenken – weil sie noch jung und gesund sind –, ist, wie wichtig und unbezahlbar eine adäquate Krankenkassenabdeckung ist.

Was meinen Sie damit konkret?
Ambulante und halbprivate Zusatzversicherungen. Das können sich Dreissigjährige mit 100'000 Franken Einkommen locker leisten. Wer älter ist oder ein chronisches Leiden hat, ist meist nicht mehr versicherbar.

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Was zählt zudem zu einer ganzheitlichen Finanzplanung fürs Alter?
Das Abschliessen einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Denn über die AHV und den Arbeitgeber ist man nur zum Teil gegen die Erwerbsunfähigkeit versichert. Eine Erwerbsunfähigkeitsrente von 24'000 Franken pro Jahr sichert einen zukünftigen Einkommensausfall von mehr als 840'000 Franken ab und kostet nur 400 Franken Risikoprämie pro Jahr.

Die passende Altersvorsorge – drei Beispiele

Katja ist dreissig Jahre alt und verdient 100'000 Franken. Ihr Freund, Investmentbanker Marco, bringt 130'000 Franken pro Jahr nach Hause. Urs, Katjas älterer Bruder, zieht mit seiner Schwester gleich – und kann sich bis zu seiner Pensionierung auf einen Anstieg bis zu 160'000 Franken freuen. Drei Menschen, drei Lebenswege - was ist die beste Strategie für ihre Altersvorsorge? Ausführliche Beispiele lesen Sie hier.

Das Liquiditätspolster ist angespart, die Versicherungen sind abgeschlossen. Wie viele Prozent des Einkommens sollen zusätzlich fürs Alter gespart werden?
Bei einem Bruttolohn von bis zu 100'000 Franken sollten 10 Prozent in die private Altersvorsorge investiert werden. Bei höheren Löhnen ist es sinnvoll, 20 Prozent dafür aufzuwenden.10 bis 20 Prozent des Bruttoeinkommens klingt erst einmal nach viel. Doch das ist notwendig, um die Einbussen resultierend aus der Plafonierung der AHV und der Umverteilung in der BVG zu kompensieren. Je höher die überobligatorischen Lohnbestandteile sind, desto stärker kommen diese Effekte zum Tragen. Die Renteneinbussen der heute 30-jährigen Arbeitnehmer werden zwischen 25 bis 35 Prozent auf den ausgewiesenen Prognosen betragen. Somit ist rund ein Drittel ihrer BVG-Altersrente nicht mehr gesichert. Daher lohnt es sich, diese absehbare Lücke über die private Vorsorge zu versichern. Unter Fachleuten sind diese Einbussen unbestritten, auch wenn Ihnen das Ihre Pensionskasse und Politiker so nie sagen würden.

Damit wird den Dreissigjährigen ein existenzieller Bestandteil der Altersvorsorge fehlen. Wie sollen sie das ausgleichen – mit der dritten Säule?
Das alleine reicht wohl nicht. Im Beispiel des Arbeitnehmers mit 100'000 Franken Einkommen sollten zwei Drittel des Sparbedarfs von 10'000 Franken gesichert – beispielsweise über die dritte Säule – angespart werden. Der restliche Drittel kann flexibel investiert werden, je nach Budget. Für wirklich gut verdienende ist die Einbusse noch grösser, für sie wird die Hälfte der prognostizierten Rente von privaten Investments abhängen. Das glauben heute viele nicht.

Bringt es etwas, wenn Dreissigjährige diese Einbussen über einen Einkauf in die Pensionskasse zu kompensieren versuchen?
Für diese Generation ist das komplett der falsche Ansatz, weil sie so Geld in eine Blackbox investieren. Das wäre eine garantierte Geldvernichtung über die kommenden dreissig bis vierzig Jahre. Der kurzfristige Steuervorteil wird über diesen langen Zeitraum stark verwässert. Die Rentensicherung klappt nur über private Vorsorge.

*Reto Spring ist Präsident Finanzplaner-Verband Schweiz FPVS.

Reto Spring

Reto Spring, Präsident Finanzplaner-Verband Schweiz FPVS, rät jungen Erwachsenen, auf die private Vorsorge zu setzen.

Quelle: ZVG