Kurz vor Weihnachten kam ich zu einem überraschenden Geschenk. Beim Aufräumen fiel mir ein zerknitterter Zettel mit zwei QR-Codes in die Hand. Ich erinnerte mich: Im Jahr 2014 hatte ich an einer Konferenz teilgenommen, wo ein Bitcoin-Automat aufgestellt war. Aus Spass habe ich ihn mit einem 20er-Nötli Schweizer Franken gefüttert und heraus kam dieser Zettel, der mich als Besitzer von 0,08477666 Bitcoin auswies. Das sind 3000 Franken auf meiner digitalen Wallet.

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Im ersten Moment war ich platt, dann freute ich mich und etwas später kam der Gedanke: Hätte ich damals 2000 oder 20'000 Franken investiert, wären es heute 300'000 oder gar 3 Millionen Franken.

Wann Bitcoin Gold überholt

Der Gedanke, mit wenig Geldeinsatz reich zu werden, macht den Hype um Bitcoin aus. Das heisst nicht, dass Bitcoin nur ein Hype ist. Aber es sind die Geschichten, die sich Leute darüber erzählen, die dem Bitcoin einen Wert geben.

Das ist bei klassischen Währungen nicht völlig anders. Beim Schweizer Franken ist es seine Geschichte als sicherer Hafen, beim US-Dollar seine Historie als Weltwährung.

Die aktuelle Geschichte, die über Bitcoin erzählt wird, hat mit Gold zu tun. Bitcoin soll das gelbe Edelmetall als sicheren Hafen ergänzen oder gar ablösen. Dabei wird der gesamte Marktwert von Gold ins Verhältnis zu jenem von Bitcoin gesetzt. Daraus resultiert ein Wert von 146'000 Dollar pro Bitcoin, wie die US-Bank JP Morgan berechnet hat. Dann hätten Privatinvestoren gleich viel Geld in Bitcoin investiert, wie sie derzeit in Gold investiert haben (rund 2,7 Billionen Dollar).

Im Spekulationshype geht vergessen, um was es bei der Blockchain-Technologie geht, auf der Bitcoin basiert: Sie hat das Potenzial, viele Prozesse effizienter und verlässlicher zu gestalten. Sie kann Institutionen, die in der Wirtschaft Vertrauen sichern, überflüssig machen.

Dazu gehören Banken, die für Vertrauen in Geldflüsse sorgen, und auch moderne Vermittler wie Uber, Amazon und Airbnb. Sie sorgen für Vertrauen, und das hat seinen Preis. Aber dank Blockchain können sie überflüssig werden, denn diese bietet Vertrauen in Mathematik verpackt.

Das Business läuft auf Ether

Das hat mit der dezentralen Speicherung zu tun und der mathematischen Verschlüsselungstechnik, der Kryptografie. Experten beschreiben Letztere als eine Gleichung, die nur vorwärts gelöst, aber unglaublich schwierig zurückzurechnen ist – so schwierig, wie Bratwürste wieder in lebende Kälber und Schweine zu verwandeln. Das mag irgendwann technisch möglich werden, aber wir sind weit davon entfernt.

Wenn die Funktionalität der Blockchain ins Zentrum einer Investition genommen wird, ist Bitcoin nicht mehr top. Als älteste Blockchain ist sie mit einem Auto aus den Anfängen der Autoindustrie zu vergleichen. Heute gibt es schnellere, mit mehr Funktionalitäten ausgestattete. Dazu gehört Ethereum. Darauf basieren über 95 Prozent aller geschäftlichen Anwendungen der Blockchain. Deswegen besitze ich mehr Ethereum als Bitcoin.

Dieser Beitrag erschien erstmals am 15. Februar 2021.

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