Eine Tasche von Louis Vuitton, ein Hemd von Tommy Hilfiger oder Schuhe von Balenciaga – auch eine Luxuskarosse von Porsche oder Bugatti darf unter Superreichen nicht fehlen. Wer genug Geld hat, trägt seinen Reichtum gerne nach aussen. Luxusmarken sind Statussymbol und Preistreiber zugleich. 

Das Konzept funktioniert nicht nur für Bekleidung und Autos. Neuerdings können sich Superreiche auch ihren Wohnraum von prestigeträchtigen Labels aufbessern lassen. Richtig gelesen. Luxusmarken erobern den Immobilienmarkt.

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Wohnungen von Automarken

Den Beginn machten exklusive Hotelketten wie das Four Seasons, Mandarin Oriental, The Ritz-Carlton, Six Senses und St. Regis. Seit fast einem Jahrhundert nutzen bekannte Hotelnamen die Möglichkeit, neben Hotelzimmern auch Eigentumswohnungen in ihrem Namen anzubieten. Ihr Vorteil: Status und bekannte Qualität – und natürlich den gewohnten Hotel-Service.

Seit einigen Jahren wollen aber auch Autohersteller und Modelabels ein Stück des Immobilien-Kuchens. In Miami steht seit 2017 ein Porsche-Hochhaus. Auf 60 Stöcken befinden sich 132 Appartements. Wer darin lebt, bezahlte zwischen 6,3 und 32,5 Millionen Dollar! Dafür können die neuen Besitzer mit ihrem Porsche direkt in den Lift und in ihre Wohnung fahren.

Dieses Jahr erfolgte einige Hundert Meter nebenan der Spatenstich für ein weiteres Hochhaus – diesmal sollen Bentleys-Besitzer anrollen. Auch Aston Martin und Bugatti haben den Schritt in die Immobilienwelt inzwischen gewagt. Genauso wie Mode- und Schmuckdesigner, darunter Bulgari, Armani, Roberto Cavalli und Fendi.

Schweizer Skigebiete mischen mit

Die Markenimmobilien stehen meist dort, wo die Reichen und Schönen Ferien machen. Neben Miami sind Dubai und New York beliebte Standorte für die High-End-Residenzen. Der Markt floriert. Aktuell werden laut dem international tätigen Immobilienberater Knight Frank 26'000 Wohneinheiten in 52 Ländern als Branded Residences vermarktet. «Davon sind 186 Projekte fertiggestellt und 138 in der Pipeline», sagt Jaroslav Machalicky (48), Spezialist für Luxusimmobilien bei der Zürcher Privatbank EFG. 

Laut Knight Frank befinden sich 63 Prozent der Markenimmobilien in urbanen Gebieten. 32 Prozent stehen an Stränden oder in warmen Ferienregionen. Und 6 Prozent in Skigebieten. «Davon entfallen viele auf die Schweiz», so Machalicky.

Die Rechnung geht auf

Es sind Markenresidenzen von Chedi in Andermatt UR, Six Senses in Crans Montana VS und Hard Rock in Davos GR. Hier blättern Käufer für Stockwerkeigentum mehrere Millionen Franken hin. Das teuerste Sawiris-Apartment soll je nach Innenausbau bis zu 6 Millionen Franken gekostet haben. Eine 3-Zimmer-Wohnung im Six Senses ist derzeit für 7 Millionen Franken ausgeschrieben. 

Mit den Markenimmobilien lässt sich ordentlich Geld verdienen. Das zeigen Zahlen des Immobilienberaters Savills. Demnach sind die Preise für Wohnungen mit Label im Schnitt 30 Prozent höher als andere Luxusobjekte. In Schwellenländern kosten sie sogar über 50 Prozent mehr. «Die Verbindung einer Luxusmarke mit einem Wohnprodukt bietet den Käufern offensichtlich den Anreiz, für die damit verbundene Qualität, das Design und den Service einen Aufpreis zu bezahlen», sagt Machalicky. 

Die Kundschaft wächst

Neben den exorbitanten Verkaufspreisen dürfte die wachsende Anzahl Millionäre ein weiterer Treiber des Booms für Markenimmobilien sein. In der Finanzwelt werden die vermögendsten der Welt in zwei Kategorien aufgeteilt. Die High-net-worth Individuals (HNWI) sind Personen mit einem investierbaren Vermögen von mindestens 1 Million Franken. Die Ultra-high-net-worth Individuals (UHNWI) haben mehr als 30 Millionen auf der hohen Kante. Innerhalb der nächsten fünf Jahre wird die Zahl der UHNWI weltweit um 28,5 Prozent auf 750'000 ansteigen. Und die Anzahl der HNWI soll im selben Zeitraum auf über 100 Millionen wachsen.

Wer um diese internationale Kundschaft buhlen will, hat mit Markennamen mehr Erfolg. «Selbst Restaurantmarken wie das Nobu-Projekt in Mexiko verkauften 300 Apartments in 6 Monaten» so Machalicky. Der Erfolg solcher Projekte überrascht selbst den Experten. Es ist eine Goldgrube, die in Zukunft noch viele weitere Markennamen auf den Plan rufen dürfte. 

Dieser Artikel erschien zuerst beim Blick unter dem Titel: Wie Luxusmarken den Immobilienmarkt aufmischen.