Noch vor Ausbruch der Covid-19- Pandemie begann das Börsenjahr für Varta äusserst schlecht. Der Aktienkurs brach ein und fiel von seinem zwischenzeitlichen Allzeithoch bei 128 Euro auf unter 73 Euro. Dies, nachdem eine Studie der Commerzbank darlegt, dass der Batteriehersteller wegen Lieferengpässen zunehmend Konkurrenzdruck aus Asien bekommt.

Im Sog der Corona-Krise markierten die Anteilsscheine Mitte März dann ihr Jahrestief bei 50,50 Euro. Seither zeigt der Trend jedoch steil nach oben und konnte nach der staatlichen Förderung bis auf ein neues Allzeithoch von 138,70 steigen.

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Christos Maloussis ist Market Analyst und Premium Client Manager bei der IG Bank.

Der Rückstand auf die Konkurrenz ist gross

Das Interesse der deutschen Bundesregierung an Varta liegt dabei nicht auf dem Kleinbatterie-Segment, in dem der Batteriehersteller Weltmarktführer ist. Die Bundesregierung will durch ihre Unterstützung einen lokalen Champion aufbauen, um die eigene Abhängigkeit von China im Segment der Batterien für Elektrofahrzeuge zu reduzieren.

Dort wird aktuell der Grossteil der Batterien für Elektrovehikel produziert. Prognosen deuten auf einen Lieferengpass ab 2025 hin, der die deutsche Autoindustrie hart treffen würde. Zudem können die wenigen spezialisierten Firmen wie Chinas Contemporary Amperex Technology, kurz CATL, die unter anderem Volkswagen, BMW und Daimler beliefern, die Batteriepreise nach Belieben gestalten.

Wie sehr die deutsche Automobilindustrie im Segment der Elektrofahrzeuge unter Druck steht, verdeutlichte einmal mehr Elon Musk während des Battery Days. Dort kündigte er ein neues Modell im Luxus- und Sportsegment mit einer Reichweite von mehr als 800 Kilometer für weniger als 140'000 Dollar an.

Das deutsche Pendant, der Porsche Taycan Turbo S, hat eine etwa 50 Prozent geringere Reichweite und kostet etwa 30 Prozent mehr. Zudem will Musk in drei Jahren ein neues Modell im Kleinwagensegment auf den Markt bringen, das mit einem Startpreis von 25'000 US Dollar deutlich billiger sein wird, als die direkte Konkurrenz von Volkswagen, die ihren ID.3 derzeit zu 40'000 Euro anbietet.

Grosse Erwartungen an Varta

Der Auftrag an Varta ist entsprechend klar. Die Lithium-Ionen Technologie soll so weit vorangetrieben werden, dass Batterien zu Konkurrenzfähigen Preisen und Reichweiten gebaut werden können. Zum einen soll somit der Gap zu Tesla verkleinert und zum anderen die Abhängigkeit von China reduziert werden.

Grosse Erwartungen an Varta, die im vergangenen Jahr einen Jahresumsatz von 362.7 Millionen Euro und einen Gewinn von 50.4 Millionen Euro erzielen konnte. Im Vergleich dazu lag der Umsatz von CATL bei umgerechnet knapp 6.7 Milliarden Dollar und der Gewinn bei 670 Millionen Dollar.

Varta nimmt diese Herausforderung jedoch dankend an und baut die eigenen Kapazitäten bereits deutlich aus. Und auch die im August vorgelegten Halbjahreszahlen und die Prognosen für die zweite Jahreshälfte zeigen eine deutliche Umsatz- und Gewinnsteigerung im Kerngeschäft für 2020.

Charttechnisch besteht Vorsicht

Dies hat natürlich auch den Kurs beflügelt, der auf aktuellem Niveau bereits viel von den Erwartungen einpreist. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 68 liegt das Unternehmen aus Ellwangen deutlich über dem Branchendurchschnitt von 37.

Und dies birgt ein hohes Risiko, denn sollte das prognostizierte Wachstum aus dem Kerngeschäft nicht exponentiell steigen, deutet die aktuelle Marktbewertung auf eine Überbewertung hin.

Und bevor Varta die erste konkurrenzfähige Batterie für Elektrofahrzeuge ausliefert, werden noch einige Jahre Entwicklungs- und Forschungsarbeit notwendig sein. Trotz des hohen KGV und des jüngsten Rücksetzers vom Allzeithoch befindet sich die Aktie weiterhin in einem intakten Aufwärtstrend.

Der aktuelle Kurs

Mit einem aktuellen Kurs von 120 Euro ist charttechnisch jedoch Vorsicht geboten. Bei 116 Euro verläuft der 50-tägige exponentielle gleitende Durchschnitt, der als Unterstützung dienen sollte. Bei Bruch dieser Marke, dürfte eine schnelle Anschlussreaktion bis in den Bereich von 108 bis 109 Euro folgen.

Sollte auch dieser Unterstützungsbereich nicht halten, dürfte der kurzfristige Aufwärtstrend als beendet gelten und ein Test der wichtigen Unterstützung bei 90 Euro anstehen. Nach oben müsste zunächst der Widerstand im Bereich um 128 Euro durchbrochen werden, bevor ein erneuter Anlauf auf das Allzeithoch starten kann.