Stellen wir uns ein kinderloses Paar vor. Beide verdienen ein jährliches Bruttoeinkommen von 100'000 Franken, sind konfessionslos und 1980 geboren. Als Konkubinatspaar bezahlen sie in Bern total 34'276 Franken Einkommenssteuern. Wäre das Paar verheiratet, betrüge die Steuerrechnung hingegen 37'034 Franken, also fast 3000 Franken mehr. Noch höher ist die sogenannte Heiratsstrafe in Zürich. Unverheiratet bezahlt das Paar 24'354 Franken Einkommenssteuer, verheiratet jedoch 28'483 Franken – über 4000 Franken mehr.

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Solche Informationen sind über den neuen Steuerrechner «Taxjungle» zu erhalten, den die Firma Keen Innovation AG vor einigen Tagen aufgeschaltet hat. Keen gehört der Basler Kantonalbank und der Bank Cler und erarbeitet Lösungen im finanztechnischen Bereich.

Berechnen des persönlichen Steuersatzes

Taxjungle besteht aus einer interaktiven Schweizer Karte, bei der jede einzelne Gemeinde angeklickt und so die Höhe der Einkommenssteuern für eine bestimmte Lebens- und Einkommenssituation erfragt werden kann.

Konfiguriert werden kann der Zivilstand (ledig, Konkubinat, verheiratet), das Bruttoeinkommen der ersten und eventuell der zweiten Person, die Zahl der Kinder, das Geburtsjahr und die Zugehörigkeit zu einer Landeskirche. Der Steuerbetrag, der angegeben wird, setzt sich immer aus der direkten Bundessteuer, der Kantonssteuer, der Gemeindesteuer und eventuell der Kirchensteuer zusammen.

Nachbarsgemeinden mit unterschiedlichen Steuern

Dank der Einfärbung der Taxjungle-Karte wird auf der Karte jeweils sofort ersichtlich, wo die Steuern hoch und wo sie tief sind. So wird etwa klar, dass die Steuerbelastung entlang der Kantonsgrenzen in zwei aneinandergrenzenden Gemeinden sehr unterschiedlich sein kann.

Ein Beispiel: Eine kinderlose, ledige Person, römisch-katholisch, Jahrgang 1980, mit einem Bruttoeinkommen von 150'000 Franken, wird im Bernischen Hasliberg mit 24,06 Prozent besteuert. Sie bezahlt 36'087 Franken, inklusive Kirchensteuer. Ganz anders im angrenzenden Lungern, das im Kanton Obwalden liegt. Hier beträgt der Steuersatz nur 16,11 Prozent, was mit 24'162 Franken zu Buche schlägt. Obwohl nur einige Kilometer von Hasliberg entfernt, ist die Steuerrechung in Lungern also um fast ein Drittel tiefer.

Noch krasser sind die Unterschiede, wenn die genannte Person in die für sie steuergünstigste Schweizer Gemeinde ziehen würde: nach Wollerau im Kanton Schwyz. Hier beträgt der Steuersatz nur 10,21 Prozent (15'315 Franken). Im Neuenburgischen Enges hingegen, der teuersten Gemeinde für diese Person, ist der Steuersatz 26,19 Prozent (39'289 Franken).

Bemerkenswert am Steuerrechner von Keen ist, dass er vom Bruttoeinkommen ausgeht. Von diesem werden die Sozialabeiträge (AHV, Arbeitslosenversicherung etc.) sowie der Pensionskassebeitrag abgezogen. Um das steuerbare Einkommen zu ermitteln, werden einige wichtige Abzüge beim Bund und bei den einzelnen Kantonen berücksichtigt, etwa der Zweitverdienerabzug oder der Kinderabzug. Das Team von Keen hat dazu nicht nur die Steuersätze aller Gemeinden zusammengetragen, sondern auch die Steuerbedingungen in den einzelnen Kantonen erkundet.

Wo fährt eine Familie am besten?

Ein weiteres Beispiel für die grossen Steuerunterschiede von Gemeinde zu Gemeinde: Ein 1980 geborenes konfessionsloses, verheiratetes Paar mit zwei Kindern, einem Ersteinkommen von 100'000 Franken und einem Zweiteinkommen von 70'000 Franken, wird in der Neuenburgischen Gemeinde La Grande Béroche mit 15,81 Prozent besteuert. Das macht eine Steuerrechnung von 26'878 Franken. Im angrenzenden Concise, Kanton Waadt, ist der Steuersatz hingegen nur 10,35 Prozent, was 17'601 Franken ausmacht – über ein Drittel weniger.

Am besten würde diese Familie in Baar ZG fahren mit gerade mal 7856 Franken, am schlechtesten wiederum in Enges NE mit 28'514 Franken.

Gedacht ist der neue Steuerrechner laut Angaben von Keen vor allem für Expats, die rasch eine Übersicht über die Steuerbelastung in den einzelnen Gemeinden benötigen. «Für diese Gruppe ist das Schweizer Steuersystem eine echte Herausforderung», schreibt Keen. Natürlich sei Taxjungle auch für Einheimische von Interesse, die zum Beispiel vor einem Zügelentscheid stehen.

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