Mit einem 400-Millionen-Franken-Projekt will der Bundesrat in den nächsten zehn Jahren die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranbringen. Damit dies gelingt, sind alle Akteure gefordert. Klar ist, dass die Schweiz grossen Nachholbedarf hat.

«Ja, wir müssen aufholen», sagte Anne Lévy, Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Zwar arbeiteten die Spitäler und Arztpraxen seit langem digital, jedoch mit unterschiedlichen Programmen. «Sie sprechen nicht die gleiche Sprache.» Viele Daten müssten deshalb heute mehrfach erfasst werden - eine Fehlerquelle, die eliminiert werden müsse.

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Abhilfe schaffen soll das Programm zur Förderung der digitalen Transformation im Gesundheitswesen namens Digisanté. Dieses hat der Bundesrat jetzt verabschiedet und die Botschaft über einen entsprechenden Verpflichtungskredit im Umfang von 392 Millionen Franken im Zeitraum 2025 bis 2034 an das Parlament überwiesen. Von einer besseren Datenqualität würden auch Krankenversicherungen profitieren.

«Service public fürs Gesundheitswesen»

Ziel des Programms ist es, Systeme und Prozesse im Gesundheitswesen besser aufeinander abzustimmen. Der Bund will mit dem Geld gesundheitsbezogene Behördendienstleistungen wie Register, Meldesysteme oder Informationsplattformen durchgängig digitalisieren und sicherstellen, dass diese mit anderen IT-Systemen kommunizieren können.

Es gehe um eine bessere Vernetzung, damit alle Daten digital rasch abrufbar seien, sagte Lévy. Das Vorhaben sei « sehr komplex», deshalb die lange Umsetzungsphase von zehn Jahren. Alle Akteure - darunter die Kantone und Leistungserbringen - seien gefordert. Der Bund habe eine wichtige koordinative Rolle und sorge für Investitionssicherheit in Bereichen, in denen es keinen Markt gebe.

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Ferner soll die Weiterverwendung und Verknüpfung von Gesundheitsdaten ausgebaut werden, wie Georges-Simon Ulrich, Direktor des Bundesamts für Statistik (BFS), betonte. Automatisierte Datenabfragen bei Leistungserbringern müssen systematisiert werden. Lévy fasste zusammen: «Wir wollen einen Service public fürs Gesundheitswesen schaffen.»

Zahlreiche Teilprojekte

Digisanté umfasst insgesamt fünfzig Teilprojekte in vier Paketen. Sie reichen von Rechtssetzungsvorhaben über Softwareentwicklung bis hin zur Entwicklung von national abgestimmten Vorgaben für die Standardisierung.

Ein Beispiel im Bereich Infrastruktur ist der Aufbau des Spitalregisters, das sämtliche Spitäler erfassen soll. Dieses soll die Grundlage für Datenerhebungen des Bundes sein und unter anderem die Spitalplanung und die Umsetzung des Elektronischen Patientendossiers (EPD) unterstützen. Die Plattform für die Überwachung und Meldung übertragbarer Krankheiten soll zudem die bestehenden Systeme für die obligatorischen Meldungen ablösen.

Im Paket Datennutzung soll etwa ein Kompetenzzentrum für nationale Krebsauswertungen geschaffen werden. Forschende sollen sicheren Zugang erhalten zu den Krebsinformationen und -daten, die auch mit Drittdaten verknüpft werden können. So soll die Entwicklung von Krebserkrankungen umfassender analysiert werden können.

«Wir spüren die Unterstützung»

Die Kosten für die Massnahmenpakete lassen sich laut Lévy zwar nicht bis auf den letzten Franken berechnen. Jedoch sei sie überzeugt, dass nun genügend Geld und Personal für einen Digitalisierungsschub zur Verfügung stehe.

Die ebenfalls in der Verantwortung stehenden Kantone und Leistungserbringer seien motiviert, ihren Beitrag zum Projekterfolg beizutragen, so Lévy. «Wir spüren die Unterstützung fürs Programm.»

Die digitale Transformation im Gesundheitswesen soll laut der BAG-Direktorin zu mehr Qualität, insbesondere für die Patientinnen und Patienten führen, aber auch zu mehr Effizienz, mehr Transparenz und einer erhöhten Patientensicherheit. Im Zentrum stehe der Nutzen für die Bevölkerung, für die Gesundheitsfachpersonen und für die Unternehmen und Organisationen des Gesundheitswesens. (sda/hzi/mig)