Herr Ill, wo steht Ihr Unternehmen im Moment?
Wir haben soeben im Rahmen des Projektes «Öffnung 2020» das Aktionariat wesentlich erweitern können. Auf der einen Seite sind mit der Allianz, der Vaudoise und der Swiss-Re-Tochterfirma ElipsLife drei weitere Versicherer-Aktionäre dazugestossen, die unsere Position im Markt bestätigen. Zudem ist es gelungen, das Aktionariat auf der Brokerseite – nachdem im Herbst 2019 bereits Kessler & Co eingestiegen ist – auf insgesamt 14 Broker zu erweitern. Wir selber sehen uns als spezialisierte Softwarefirma, die ein Prozessoptimierungs- und Transaktionstool entwickelt hat. 

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Ihre Firma weist zwei Geschäftsfelder auf. 
Einerseits ermöglichen wir digitale Offertenvergleiche für Broker. Dabei geht es nicht nur um Zahlen, sondern um weitere Inhalte. Auf unserer Website sind beispielsweise 6000 Dokumente in unserer AVB-Library zugänglich. Die AVB-Sammlung deckt alle Geschäftsbereiche ab. Allein im BVG-Geschäft finden sich 2200 Reglemente und Geschäftsberichte. Gerade im BVG-Bereich sind aber nicht alle Eckwerte eines Anbieters festgehalten. Darum haben wir dafür einen Fragenkatalog mit über 300 Fragen aufgebaut. Interessenten finden Zugang zu den Informationen von 108 Sammelstiftungen, indem sie die entsprechenden Boxen auf den interaktiven Dialogen anklicken. 

Wie stellen Sie die Datenqualität sicher?
Das ist ein sehr wichtiges Thema, welchem wir grosse Aufmerksamkeit zuwenden. Inzwischen haben wir eine Person engagiert, die sich ausschliesslich um dieses Thema kümmert. Mittlerweile halten unsere Premiumpartner ihre Angaben jeweils selbst auf dem aktuellen Stand. Das letzte Mutationsdatum ist auf unserer Seite ersichtlich. 

Dann sehen Sie frühzeitig, wenn Anpassungen vorgenommen werden?
Sobald die Anbieter den Stichtag für Anpassungen kennen, werden solche Anpassungen vorgenommen. 

«Natürlich wollen alle Partnerfirmen Zahlen, aber wir sind da streng neutral und stellen allen die gleichen Informationen zur Verfügung.»

Sie hatten noch ein zweites Geschäftsfeld erwähnt. 
Das ist das Transaktionsgeschäft. Dabei werden Daten aus Offertanfragen an einige grosse Anbieter direkt in deren Offertsysteme eingespielt. Das heisst, der Anbieter muss die Daten nicht mehr abtippen. 

Welchen Marktanteil haben Sie bereits erreicht?
Wir haben knapp 30 Prozent im Personenversicherungsgeschäft (KTG, UVG, UVG-Zusatz) erreicht. Im BVG-Bereich sind es inzwischen rund 25 Prozent. Grosses Potenzial für einen weiteren Ausbau sehen wir in allen übrigen Versicherungszweigen, namentlich im Sach- und Haftpflichtversicherungsgeschäft.

Gab es in Ihrem Geschäft einen Corona-Effekt?
Man sieht im zeitlichen Verlauf einen starken Rückgang, als der Lockdown begann. Es gab deutlich weniger Anfragen. Ab Mai und Juni setzte dann eine starke Erholung ein. 

Als Plattform sammeln Sie automatisch viele Daten. Wem stellen Sie diese zur Verfügung?
Natürlich wollen alle Partnerfirmen Zahlen, aber wir sind da streng neutral und stellen allen die gleichen Informationen zur Verfügung. Die eigenen Erfolgszahlen und Abschlussquoten haben die Anbieter.  

Wie verdienen Sie mit Ihrer Plattform Geld?
Wir tun das auf zwei Wegen. Einerseits kaufen Broker unsere Leistungen im Bereich Offertenvergleich und Library. Andererseits kaufen unsere Premiumpartner weitere Leistungen. 

«70 Prozent der Versicherungsbroker machen ihre Offertausschreibungen noch immer auf herkömmlichem Weg via PDF und Outlook.»

Wie möchten Sie Ihre Plattform weiterentwickeln?
Unser Ziel ist 60 Prozent Marktanteil. Aktuell stehen wir bei der Hälfte, und das auch nur in einigen Bereichen. 

Dafür müssten Sie weitere Broker als Kunden gewinnen. 
Ja, 70 Prozent der Versicherungsbroker machen ihre Offertausschreibungen noch immer auf herkömmlichem Weg via PDF und Outlook. Auch gibt es einige Versicherungen, die dem Broker Offertportale für eigene Berechnungen zur Verfügung stellen. Immerhin gibt es einige grosse Brokerhäuser, die den Datenaustausch über Sobrado aktiv einsetzen. 

Sie haben Pensionskassen und Sammelstiftungen als weitere Kunden.
Das ist ein Bereich, in dem wir sehr grosses Potenzial sehen. Die zentralen Prozesse, die wir bisher abdecken, dazu zählen Offerten, Ausschreibung und Vergleiche, möchten wir in weitere Richtungen ausbauen. In Vorbereitung ist der Ausbau des Mandatsprozesses sowie der weiteren vor- und nachgelagerten Elemente von Ausschreibungen wie der Erneuerungs- und Verlängerungsanfragen oder Unterstützung im Risikomanagement. Weiter werden wir in Kürze in der Lage sein, Policendaten an unsere Broker-CRM-Partner zu übergeben. 

Welche Weiterentwicklungen sind bei Technologien zu erwarten?
Hier verstärken wir in erster Linie die Zusammenarbeit mit den CRM-Systemherstellern. Broker arbeiten mit speziellen Broker-CRM-Systemen und diese sind es, mit denen sie ihre Prozesse auslösen. Die Verbindungen mit den CRM-Systemen sind für uns essenziell wichtig. 

Sind Schritte ins Ausland geplant?
Nein, derzeit noch nicht. Die Märkte sind teilweise anders strukturiert und natürlich haben sich in grossen Märkten wie in Deutschland bereits vergleichbare Plattformen etabliert. Überdies entscheidet über einen solchen Schritt unser Verwaltungsrat.