«Eingerostete» Piloten und wütende Passagiere - die Versicherer der Luftfahrtbranche machen sich auf ganz neue Risiken nach einem Ende der Corona-Krise gefasst. Als der Flugbetrieb Anfang des Jahres langsam wieder anlief, hätten Dutzende Piloten Fehler - etwa beim Landeanflug - gemeldet, weil ihnen die Flugpraxis fehle, berichtete Axel von Frowein, der bei der Industrieversicherungs-Sparte der Allianz, AGCS, für die Luftfahrt verantwortlich ist.

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Allein in den USA meldeten die Fluggesellschaften in 3000 Fällen randalierende Passagiere, die sich etwa gegen die Maskenpflicht wehrten - in normalen Jahren sind es 150. Oft beklagten sie nachher noch Diskriminierung. «Derartige Vorfälle treten in Europa seltener auf, kommen aber ebenfalls vor», sagte der für Zentral- und Osteuropa zuständige Schaden-Chef der AGCS-Luftfahrt-Sparte, Till Kürschner.

Pilotenmangel und neue Flugzeuge

Mit dem während der Corona-Pandemie darniederliegenden Flugbetrieb waren die Schadenfälle bei AGCS um gut ein Drittel gesunken, weil weniger Passagiere auf dem Weg zum Flugzeug stürzten oder ihnen die Koffer abhanden kamen, wie Kürschner sagte. Aber das sei nur ein vorübergehender Effekt. «Wir erwarten, dass die Schadenaktivität wieder auf ein normales Niveau zurückkehrt, sobald die Passagierzahlen wieder steigen.» Einige Fluglinien wollten schon bis zum Jahresende wieder mit 70 Prozent ihrer Kapazitäten fliegen.

Doch die Branche habe sich verändert, stellen die Allianz-Manager fest. Sie stehe mittelfristig vor einem Pilotenmangel, damit drohten viele Flugzeuge von unerfahrenen Piloten gesteuert zu werden. Die Pandemie habe zudem den Ersatz älterer Maschinen durch neue, kleinere beschleunigt, bei denen Reparaturen wegen neuartiger Materialien teurer würden.

Kollisionen und Abstürze waren von 2016 bis 2020 nach AGCS-Daten für 30 Prozent der gemeldeten Versicherungsfälle verantwortlich, aber für mehr als die Hälfte der Schäden von zusammen rund 14,5 Milliarden Euro. Fehlerhafte Verarbeitung und Wartung machten 13 Prozent der Schadenfälle und 24 Prozent der Schäden aus.

Schwierige Sparte für Versicherer

AGCS habe sich daher bei der Sanierung der jahrelang mit Verlusten kämpfenden Sparte aus Teilen des Geschäfts verabschiedet, sagte von Frowein, etwa aus der Versicherung von Hubschraubern und Flugzeug-Zulieferern. «2020 hatten wir die schwierigsten Verhandlungen, in der grössten Krise der kommerziellen Luftfahrt Preiserhöhungen durchzusetzen.» Nach mehreren defizitären Jahren liege die Schaden-Kosten-Quote wieder unter 100. «Je nach Segment sind wir auf dem richtigen Weg, aber teilweise sind wir noch nicht ganz da, wo wir hinwollen», sagte der AGCS-Manager.

(reuters/hzi/gku)