Der Verhandlungsmarathon um die Zukunft der Credit Suisse dauerte das ganze Wochenende. Am Sonntagabend stand die Entscheidung zum historischen Deal: Die Grossbank UBS wird in einer Rettungsaktion ihre Konkurrentin für drei Milliarden Franken übernehmen. Zusätzlich steht sie für Verluste von bis zu 5 Milliarden Franken gerade.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) unterstützt den Deal mit Liquiditätshilfen und gewährt den Banken ein Darlehen von insgesamt bis zu 100 Milliarden Franken. Die Schweizer Regierung sicherte der UBS zudem eine Garantie von 9 Milliarden Euro zu. 

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Verhandlungen unter Zeitdruck

Das Ergebnis gaben der Bundesrat sowie Vertreter der beiden Institute und der Aufsichtsbehörden am Sonntagabend an einer Medienkonferenz bekannt.  An den vorausgegangen Verhandlungen hatten die Beteiligten der beiden Banken sowie Spitzenvertreter von Politik und Aufsichtsbehörden teilgenommen. 

Die Politik und die Aufsichtsbehörden hatte die UBS zu der Übernahme aufgefordert, um das Vertrauen in die Credit Suisse wieder herzustellen und ein Übergreifen der Krise auch auf andere Banken in Europa zu verhindern. Als Alternative war eine vollständige oder teilweise Verstaatlichung der Bank geprüft worden. Der Bundesrat hatte am Wochenende in mehreren Sitzungen die Situation der CS beraten.

Mit dem Zusammenschluss der beiden Schweizer Grossbanken entsteht ein Bankenkonzern mit verwalteten Vermögen von rund 5 Billionen Dollar. Beobachter sprachen von der bedeutendsten Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren.

SNB: «Konkurs hätte schwerwiegende Folgen gehabt»

«Die Übernahme durch die UBS ist die beste Lösung, um das Vertrauen in die Credit Suisse wiederherzustellen», sagte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset am Sonntag auf einer kurzfristig anberaumten Medienkonferenz in Bern. 

SNB-Chef Thomas Jordan betonte, ein Handeln sei zwingend gewesen. «Ein Konkurs der Credit Suisse hätte schwerwiegende Folgen für die Schweizer und internationale Finanzstabilität gehabt.» 

Notfallrettung

Die 167-jährige Credit Suisse zählt zu den grössten Vermögensverwaltern der Welt und gilt als eine von 30 global systemrelevanten Banken, deren Ausfall das gesamte Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen würde. 

Die traditionsreiche Bank war nach einer Serie von hausgemachten Problemen und Skandalen in den Strudel der kollabierten US-Institute Silicon Valley Bank (SVB) und Signature Bank geraten. Zuletzt musste sie Notfallkredite der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von bis zu 50 Milliarden Franken in Anspruch nehmen. Es ist das erste Mal seit der weltweiten Finanzkrise 2007/08, dass eine Notenbank sich zu einer Stützung für eine so grosse Bank gezwungen sah.

Die Schweizer Finanzaufsicht Finma stimmte der Übernahme zu. «Es bestand die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit der Bank, selbst wenn diese weiterhin solvent war», begründete die Behörde die Massnahmen. Durch die Liquiditätshilfe der SNB und die Ausfallgarantie des Bundes werde ausreichende Liquidität für die Umsetzung der Übernahme zur Verfügung gestellt, erläuterte Behördenpräsidentin Marlene Amstad. 

Finma: Geschäfte beider Banken gehen normal weiter

Wie Marlene Amstad betonte, stehen nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sämtliche Dienstleistungen der Banken «ununterbrochen zur Verfügung». Alle Geschäftsaktivitäten der Banken könnten uneingeschränkt fortgeführt werden. Damit bleibe auch der Schutz der Einlegerinnen und Einleger gewahrt und die Depots, Konten und sonstigen Dienstleistungen wie Schalter, Automaten, E-Banking, Debit- und Kreditkarten blieben ebenfalls in gewohnter Weise zugänglich.

Finanzministerin Karin Keller-Sutter sagte, es sei zu bedauern, dass die Credit Suisse nicht in der Lage gewesen sei, ihre Schwierigkeiten aus eigener Kraft zu meistern. Ein Ausfall der Bank hätte aber gravierende Auswirkungen für die Schweiz und auch international gehabt. «Die Kosten eines Konkurses wären enorm gewesen.»

Positive Reaktion aus dem Ausland

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, begrüsste «das rasche Handeln und die Entscheidungen der Schweizer Behörden.» Auch das geldpolitische Instrumentarium der EZB sei voll ausgestattet, um das Finanzsystem des Euroraums bei Bedarf mit Liquidität zu versorgen. Dieses sei aber widerstandsfähig und gut mit Kapital und Liquidität ausgestattet. Ähnlich äusserten sich die US-Notenbank Fed und die Bank of England.

UBS-Präsident: «Dies ist eine Notrettung»

Den Kaufpreis bezahlt die UBS in eigenen Aktien, er entspricht einem Preis von 0,76 Franken je Credit-Suisse-Anteilsschein. «Diese Akquisition ist attraktiv für UBS-Aktionäre, aber klar ist - was die Credit Suisse betrifft, ist dies eine Notrettung»", erklärte UBS-Verwaltungsratschef Colm Kelleher. 

Colm Kelleher wird Präsident der fusionierten Bank, UBS-Chef Ralph Hamers übernimmt die Position des CEO. Durch die Fusion entsteht ein Brancheniese mit einem verwalteten Vermögen von 3,4 Billionen Dollar und rund 120’000 Beschäftigten. 

Folgen für Beschäftigte sind noch unklar

Welche Konsequenzen die Übernahme für die Beschäftigten haben wird, ist derzeit noch unklar. Für UBS-Präsident Colm Kelleher ist es noch zu früh, um zu sagen, ob es Stellenkürzungen geben wird. Beide Banken beschäftigen in der Schweiz je mehr als 16'000 Mitarbeitende. Die UBS rechnet allerdings mit jährlichen Einsparungen von mehr als 8 Milliarden Dollar bis 2027. 

(Mit Agenturen)