Der Krankenversicherer Groupe Mutuel weist für das vergangene Geschäftsjahr 2021 einen Verlust aus. Allerdings hat die Gruppe eine hohe Zahlung aus den Reserven aufgegleist, ohne die ein Gewinn resultiert hätte. Unter dem Strich verblieb ein Minus von rund 78 Millionen Franken nach einem Gewinn im Jahr davor von 37 Millionen, wie die Westschweizer Gruppe am Dienstag mitteilte. 

Zudem zahlt die Gruppe den Versicherten insgesamt 111 Millionen Franken aus den Reserven zurück. Ohne diese Belastung hätte in der letztjährigen Rechnung ein Gewinn in Höhe von 33 Millionen Franken resultiert, heisst es weiter. Die Rückerstattung komme den Kunden jeden Monat zugute.

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"Reserven werden für harte Zeiten benötigt und uns wird bewusst, dass die Coronakrise eine solche Zeit ist", wird Mutuel-Chef Thomas Boyer in der Mitteilung zitiert. Es sei aber Vorsicht geboten: In Zukunft werde die Rückzahlungspolitik von der Entwicklung der Gesundheitskosten und der Lage an den Finanzmärkten abhängig gemacht.

Wachstum im Firmenkundengeschäft

Den Umsatz hat die Groupe Mutuel im vergangenen Jahr leicht auf über 5,3 Milliarden Franken gesteigert. Dabei sei die Zahl der Kunden in der Grundversicherung (KGV) mit 946'500 in etwa stabil geblieben und auch die Gesamtzahl an Kunden habe sich mit 1,3 Millionen kaum verändert.

Gewachsen ist die Gruppe im Firmenkundengeschäft. Dort hat die Groupe Mutuel im vergangenen Jahr rund 27'000 Unternehmen versichert, wovon 1500 Neukunden waren. Dieser Unternehmensbereich belege gemessen am Umsatz erstmals vor den Zusatzversicherungen (VVG) den zweiten Rang hinter der unangefochtenen Grundversicherung, heisst es.

Auch im Altersvorsorgegeschäft legte die Groupe Mutuel weiter zu. Einen Beitrag dazu habe die vor einem Jahr übernommene Gesellschaft Opsion geliefert. Damit habe man sich als einziger Versicherer in der Schweiz als Anbieter von Leistungen in den Bereichen Gesundheit und Vorsorge sowohl für Privat- wie auch Unternehmenskunden positioniert.

Prämienanstieg erwartet

Mit Blick nach vorn seien die Aussichten noch unklar, so die Mitteilung weiter. Klar sei aber, dass die Gesundheitskosten mit rund 7 Prozent im Jahr 2021 "zu stark" angestiegen seien und dass das zu einer Erhöhung der Prämien führen dürfte.

Die von der Politik ergriffenen Massnahmen zur Eindämmung der Gesundheitskosten in der Schweiz reichten nach wie vor nicht aus, kritisierte Boyer. "Es braucht einen stärkeren politischen Willen mit wirksameren Massnahmen, zum Beispiel bei den Medikamentenpreisen oder in Bezug auf die Spitalplanung", lautet eine Forderung. (awp/hzi/kbo)