Herr Schlaefli, Sie werben damit, dass Profond PK-Gelder über die Jahre am höchsten verzinst. Ich gehe aber davon aus, dass auch Sie nur mit Wasser kochen. Was machen Sie also anders als die Konkurrenz?
Die langfristig orientierte Realwertstrategie, die sich durch einen höheren Aktien- und Immobilienanteil als die vergleichbarer Pensionskassen auszeichnet, zahlt sich für die Versicherten von Profond aus. So konnten wir im Jahr 2019 dank einer Gesamtrendite von über 13 Prozent die Altersguthaben mit 3,5 Prozent verzinsen. Zusätzlich zur Anlagestrategie kommt bei Profond eine hohe Kundenorientierung dank durchgängig digitalisierten Prozessen und somit tieferen Verwaltungskosten zum Tragen. 

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Nochmals: Was machen Sie konkret anders?
Im Gegensatz zu vergleichbaren Pensionskassen und Sammelstiftungen verfolgen wir eine Realwertstrategie mit einem Aktienanteil von rund 50 Prozent und einem Immobilienanteil von rund 30 Prozent. Wir sind vom langfristigen Erfolg dieser Allokation der Mittel überzeugt und die Erfahrungen der letzten 30 Jahre geben uns recht. 

Zur Person

Laurent Schlaefli ist seit 2017 CEO der unabhängigen Sammelstiftung Profond. Schlaefli ist eidg. dipl. Betriebsökonom und EMBA der HEC Paris; er hat über 30 Jahre Erfahrung in der Versicherungsbranche, unter anderem in leitenden Positionen bei der Axa, Zurich, Swiss Life und Generali in verschiedenen Führungs-, Strategie- und Vertriebsfunktionen.

Ihr Verzinsungsmodell, in Jahren mit sehr guter Performance Rückstellungen für magere Jahre vorzunehmen, dürfte jetzt durch Corona und die drohende Eintrübung der Wirtschaft nicht mehr funktionieren ...
Unsere Perspektive ist eine langfristige. So liegt die durchschnittliche jährliche Rendite seit 1991 – seit der Gründung von Profond – bei rund 5 Prozent. Kurzfristige Verwerfungen an den Finanzmärkten haben langfristig keinen entscheidenden Einfluss auf unsere Performance und auf die versicherten Vorsorgegelder. So verzeichnen wir nach der Korrektur im ersten Quartal für das zweite Quartal bereits wieder positive Performance-Zahlen. Wichtig hierbei ist die langfristige Perspektive. Deshalb bleiben wir unserer Anlagestrategie langfristig treu.

«In Zukunft werden wir uns noch stärker auf unsere Kunden konzentrieren und diese ins Zentrum stellen.»

Die Profond-Strategieperiode 2018 bis 2020 läuft Ende Jahr aus. Diese beinhaltete eine Anlagestrategie mit einer Aktienquote von rund 50 Prozent und einer Immobilienquote von knapp 30 Prozent. Was planen Sie ab nächstem Jahr?
Selbstverständlich überprüfen und evaluieren wir laufend unsere Strategie. Dies betrifft nicht nur die Allokation der Mittel im Anlagegeschäft, sondern auch die Art und Weise, wie wir unser Unternehmen führen. In Zukunft werden wir uns noch stärker auf unsere Kunden konzentrieren und diese ins Zentrum stellen. Die digitalen Prozesse, die wir laufend optimieren, werden die Zusammenarbeit mit uns noch effizienter machen. Was unsere Anlagestrategie betrifft, sehen wir keinen Grund, daran etwas zu ändern. Unsere Realwertstrategie ist die DNA von Profond. 

Sie sprechen die digitale Transformation an. Welche Rolle spielt diese für Pensionskassen?
Eine sehr grosse, würde ich sagen. Die berufliche Vorsorge ist ein höchst standardisierter Prozess mit einer klaren Rollenverteilung und klar definierten Abläufen. Nur ein Beispiel: Wenn jemand den Arbeitgeber wechselt, geschehen der Aus- und Eintritt in der Regel manuell. Das wäre bei nur wenigen Mutationen auch kein Problem, doch heute wechseln Arbeitnehmende häufiger den Arbeitgeber und damit ihre Pensionskasse. Deshalb müssen die Prozesse noch viel stärker digitalisiert werden. Das bedingt jedoch, dass die verschiedenen involvierten Organisationen zusammenspannen und sich auf einheitliche Prozesse einigen. Da hat die Branche noch Nachholbedarf. 

Der Hauptsitz von Profond ist Zürich. Geschäftsstellen haben Sie in St. Gallen, Biel und Crissier. Ist eine Präsenz vor Ort in Zeiten der Digitalisierung überhaupt noch nötig?
Wir haben bereits sehr effiziente und schlanke Prozesse innerhalb unserer Organisation. Eine gewisse lokale Präsenz – vor allem auch in beiden grossen Sprachregionen Deutschschweiz und Romandie – ist uns aber wichtig zur optimalen und direkten Betreuung unserer Kunden und Partner. 

Apropos Kundenkontakt: Wie halten Sie es mit der Wahrnehmung der Aktionärsrechte durch Pensionskassen?
Bei Schweizer Firmen sind alle Pensionskassen verpflichtet, ihr Stimmrecht auszuüben. Bei über 2000 Firmentiteln nehmen wir unsere Verantwortung wahr und stimmen ab, auch bei grossen internationalen Unternehmen. Dank dieser Möglichkeit können wir auch auf die Strategieentwicklung dieser Firmen Einfluss nehmen. Wir haben konkrete Massstäbe, Richtlinien und Prozesse zur Beurteilung von Abstimmungen. So orientieren wir uns bei diesen Abstimmungen an den Environmental-, Social- und Governance-Kriterien der unabhängigen Schweizer Nachhaltigkeits-Ratingagentur Inrate. Wir sind überzeugt, dass klare Kriterien zum Thema Nachhaltigkeit in der Anlagestrategie von Pensionskassen das Verhalten auf Unternehmensseite durchaus verändern wird. 

«Die zweite Säule hat sich bewährt und die Pensionskassen haben die notwendigen Massnahmen ergriffen, um weiterhin ihre finanzielle Stabilität sicherzustellen.»

Ein anderes Thema: Politiker scheinen sich derzeit mit weiteren Leistungsversprechen profilieren zu wollen. Wie sehen Sie das?
Für uns ist wichtig, dass wir unser Drei-Säulen-System in der Schweiz langfristig sicherstellen können. 

Für die kommenden Reformdiskussionen in der beruflichen Vorsorge wird der finanzielle Spielraum geringer. Wie könnte eine Grundlage für eine längerfristige finanzielle Stabilität der Pensionskassen aussehen?
Die zweite Säule hat sich bewährt und die Pensionskassen haben die notwendigen Massnahmen ergriffen, um weiterhin ihre finanzielle Stabilität sicherzustellen. Wir sind zuversichtlich, dass auf politischer Ebene zum gegebenen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen getroffen werden.

Für den Pensionskassenverband Asip braucht es insbesondere für die Übergangsgeneration Ausgleichsmassnahmen, um das Leistungsniveau zu erhalten. Ihre Meinung dazu?
Unser Auftrag als Pensionskasse ist es, die Leistungen von unseren Versicherten sicherzustellen. Werden auf politischer Ebene Entscheidungen getroffen, die uns betreffen, werden wir diese natürlich umsetzen.

Noch ein Blick in die Zukunft: Wie schätzen Sie die Marktentwicklung für die PK ein? Müssen wir wegen der durch die Corona-Krise ausgelösten starken Marktkorrekturen mit zahlreichen Unterdeckungen rechnen?
Nein, das glaube ich nicht. Sehen Sie, selbst bei Profond mit einer grösseren Aktienquote hat sich der Deckungsgrad per Ende Mai 2020 bereits wieder auf über 102 Prozent stabilisiert. Die Altersvorsorge ist ein langfristiges Geschäft. Der Deckungsgrad ist eine Momentaufnahme und verändert sich ständig. Da stellen kurzfristige Kursausschläge an den Märkten keine ernsthafte Bedrohung dar, solange die Pensionskasse gut geführt ist und die notwendigen Governance- und Risikomanagement-Massnahmen intakt sind. 

Pro Jahr wird jede zehnte Arbeitsstelle neu besetzt. Zudem wächst die Anzahl Personen mit mehreren Jobs. Gemäss dem Think-Tank Avenir Suisse wäre die freie Pensionskassenwahl für Arbeitnehmer eine Antwort auf solchen Entwicklungen. Sind Sie einverstanden mit dieser Einschätzung?
Das System mit der freien Pensionskassenwahl ist nicht neu und wird in anderen Ländern bereits eingesetzt. Für uns würde es einen Systemwechsel mit vielen Unbekannten und Unsicherheiten bedeuten. Doch am Ende müssen die Politik und der Souverän entscheiden, wohin die Reise geht. Für uns ist relevant, dass wir die Bedürfnisse des Marktes und unserer Kunden so gut wie möglich erfüllen können.