Darum geht's
  • Wettbewerb in der Krankenversicherung zwingt Anbieter dazu, die Kundenzufriedenheit als oberste Priorität zu behandeln.
  • Wettbewerb unter Krankenversicherern schafft Anreize, um die Qualität der Versorgung zu erhöhen und gleichzeitig Kosten effizient zu managen.
  • Wettbewerb fördert die Vielfalt von Versorgungsmodellen und ermöglicht die Beeinflussung der Leistungskosten, was letztendlich allen Beteiligten zugutekommt.
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Jeder kennt das Sprichwort «Alle Wege führen nach Rom». In Europa sind es rund 500’000 Wege, die in die gelobte Stadt führen. Da hat man die Qual der Wahl. Klar, man kann mit Hilfsmitteln wie Karten oder Apps versuchen, je nach Ausgangspunkt den kürzesten Weg zu finden. Aber was macht man, wenn sich erst auf dem Weg zum Gotthard herausstellt, dass der Tunnel gesperrt ist? Trotz aller vermeintlichen Planungssicherheit kann also die Unsicherheit ihr Spiel treiben.

Der österreichische Ökonom Ludwig von Mises hat bereits Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts dargelegt, dass sich ohne Privateigentum und marktwirtschaftlichen Tausch keine Preise bilden, welche die relative Knappheit und Begehrtheit von Gütern anzeigen.

Wolfram Strüwe, Leiter Gesundheitspolitik und Unternehmenskommunikation, Helsana

Zentrale Stellen planen ineffizient

Wie geht man mit Unsicherheit um? Man kann sie nicht einfach ignorieren. Es gibt zwei Wege: Zum einen kann man durch möglichst viel Planung versuchen, die Unsicherheit zu reduzieren. Der österreichische Ökonom Ludwig von Mises hatte aber bereits Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts dargelegt, dass sich ohne Privateigentum und marktwirtschaftlichen Tausch keine Preise bilden, welche die relative Knappheit und Begehrtheit von Gütern anzeigen. Zentrale Stellen können daher nicht effizient planen. Diese Überlegung bewahrheitete sich dann siebzig Jahre später.

Oberste Maxime: Kundenzufriedenheit

Bleibt noch als Ordnungsprinzip der Wettbewerb, um ein Ziel trotz Unsicherheit hinsichtlich des Weges dahin zu erreichen. Im Wettbewerb konkurrieren verschiedene Akteure um die Nachfrage. Jeder und jede muss damit rechnen, dass die eigene Kundschaft zu einem Konkurrenten wechselt, wenn dieser vergleichbare Leistungen preiswerter anbietet oder einfach bessere Produkte bereitstellt. Der Krankenversicherungsmarkt in der Schweiz ist wettbewerblich organisiert und folgt genau dieser Logik. Das überragende Ziel eines Krankenversicherers ist daher, die Kundinnen und Kunden zufriedenzustellen, andernfalls ist für einen Anbieter Schluss mit Versicherung. Der enorme Wettbewerbsdruck wird in der Grundversicherung schlicht dadurch erzeugt, dass wir alle jedes Jahr den Krankenversicherer wechseln können. Dies trotz Obligatorium, regionaler Einheitsprämie bei einem Anbieter, dem Verbot von Underwriting und zahlreichen anderen Regulierungsvorschriften.

Ach, wäre man doch nur Monopolist, dann hätte man weit weniger zu tun und könnte dabei sogar noch viel Geld sparen!

Wolfram Strüwe, Leiter Gesundheitspolitik und Unternehmenskommunikation, Helsana

Als kleinstes Hindernis mag da noch die Ungewissheit darüber erscheinen, was ein angemessener Kundenservice ist. Der ist in der Krankenversicherung für die Kundenbindung mittlerweile höchst relevant. Pro Jahr müssen allein bei der Helsana 26 Millionen gesetzeskonform geprüfte Rechnungen schnell zur Auszahlung gebracht werden, damit die Kundinnen und Kunden ihr Geld rechtzeitig bekommen. Weit über drei Millionen Telefonate sind über zahlreiche Fragen bezüglich Leistungen, Versorgungsprogramme, Deckungsumfang von Produkten und vieles mehr zur Zufriedenheit der Kundschaft zu führen. Ach, wäre man doch nur Monopolist, dann hätte man weit weniger zu tun und könnte dabei sogar noch viel Geld sparen! Nein, falsch, der Wettbewerb um die Zufriedenheit der Kunden und Kundinnen erfordert diesen Einsatz.

Die Prämien sind in der Grundversicherung das Salz in der Suppe. Werden sie von einem Krankenversicherer zu hoch angesetzt, verliert er garantiert Kundschaft. Sind sie zu tief, wird er von Neukunden und -kundinnen überrannt. Das rächt sich dann später beim Risikoausgleich und bei der Solvenz. Hier schlägt die Unsicherheit so richtig durch, denn die Prämien müssen 18 Monate vor Inkrafttreten geschätzt werden. Zum Zeitpunkt der Kalkulation ist nur wenig über die zukünftige Leistungsentwicklung bekannt. Auch Überraschungen sind nicht auszuschliessen, wie Corona gezeigt hat. Ohne genügend Reserven mutiert da die Prämienkalkulation schnell zum Vabanquespiel. Die Prämien unter Konkurrenzbedingungen richtig festzulegen, ist also ein heikler und schwieriger Akt. Was kann man tun?

Beeinflussung der Kosten

Die Krankenversicherer haben Einfluss auf ihren eigenen Aufwand. Ist der tiefer als bei der Konkurrenz, können bei der Prämie Pluspunkte gesammelt werden. Zwar liegt der Wert für die gesamte Branche, gemessen an den Ausgaben, seit Jahren bei 5 Prozent, was im gesamten Versicherungsumfeld einmalig tief ist, aber dennoch: Der Wert streut von Krankenversicherer zu Krankenversicherer, ist also unter Unsicherheit in einem preissensitiven Markt ein Wettbewerbsparameter. Wettbewerb hält demnach auch fit und sorgt für einen sparsamen Umgang mit knappen Ressourcen.

Wettbewerb unter den Krankenversicherern ist kein Selbstzweck, er muss uns allen etwas bringen.

Wolfram Strüwe, Leiter Gesundheitspolitik und Unternehmenskommunikation, Helsana

Uns allen stehen potenziell die Pflichtleistungen des Grundleistungskatalogs zu. Wer nun denkt, das Gesetz schreibe so ein einziges Versicherungsprodukt vor, liegt falsch. Für die Prämie sind nämlich allein jene Leistungen relevant, die in Anspruch genommen werden. Und die Kunden und Kundinnen können wählen, ob sie für einen Prämienrabatt ihre freie Arztwahl einschränken. Dieses Angebot beanspruchen mittlerweile mehr als 80 Prozent der Bevölkerung freiwillig. Die Wahlfreiheit führt unter Unsicherheit zu unterschiedlichen Versicherungsprodukten, je nach Krankenversicherer: Die einen bieten sogenannte Listenmodelle an, die anderen schliessen Verträge mit Hausarztnetzen. Die einen bieten ihrer Kundschaft Medikamentenrabatte an, andere, wie die Helsana, versuchen unnötige Leistungsbezüge oder Fehlbehandlungen mithilfe von Qualitätsindikatoren zu begrenzen. So wird der Wettbewerb unter Unsicherheit zu einem Suchprozess nach dem besten Versorgungssetting, denn tiefere Leistungskosten bei gleicher Qualität sind unmittelbar prämiensenkend.

Wettbewerb unter den Krankenversicherern ist kein Selbstzweck, er muss uns allen etwas bringen. Schaut man über die Landesgrenze, wie viele Ressourcen dort für eine manchmal fragwürdige Versorgung eingesetzt werden, welche Wahlmöglichkeiten bestehen und welche Rolle die Kundenbedürfnisse spielen, sind wir mit einer wettbewerblichen Lösung nicht auf dem Holzweg.

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