Darum geht's
  • Für Entwicklung neuer Klimatechnologien sind branchenübergreifende Kooperationen gefragt
  • Regulierung behindert schnelle Genehmigungsprozesse
  • Versicherer sollten früh bei der Entwicklung eingebunden werden

Wie kann mit neuen Technologien dem Klimawandel begegnet werden und welche Herausforderungen bringen die Entwicklungen für Versicherer mit? Darüber diskutierten auf Einladung der Geneva Association und von Swiss Re rund 100 Expertinnen und Experten in Zürich. 

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In einem von Maryam Golnaraghi, Director Climate Change & Environment bei der Geneva Association, moderierten Interview zeigte sich der scheidende Swiss Re-Chef Christian Mumenthaler optimistisch, was die technologische Entwicklung anbelangt. Hauptsächlich seien vor allem sieben Wirtschaftssektoren weltweit für den grössten Anteil des CO2-Ausstosses verantwortlich, darunter beispielsweise die Stahl- und Chemieindustrie, das Transportwesen und die Zementproduktion.

Diese Branchen stossen weltweit am meisten CO2 aus.

Diese Sektoren stossen weltweit am meisten CO2 aus.

Quelle: Statista

Kooperation über alle Sektoren hinweg

Um entsprechende Versicherungskapazitäten für neue Klimatechnologien bereitstellen zu können sei es unerlässlich, über die Branchen hinweg zu kooperieren, betonte Mumenthaler und umriss die Grundproblematik in einfachen, aber markanten Worten: Fossile Brennstoffe würden die Zivilisation gefährden und müssten durch etwas anderes ersetzt werden. Dies sei angesichts des steigenden Energiehungers weltweit die vielleicht grösste Herausforderung, die es jemals gab. Es gelte dabei vor allem, energieeffizienter zu werden, weg von fossilen Brennstoffen zu kommen und CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen, um den Net Zero-Zielen bis 2050 entsprechen zu können. Eine Mammutaufgabe - vor allem, wenn man bedenkt, dass auch Zulieferbetriebe auf Net Zero-Emissionen umstellen müssen, will ein Unternehmen klimaneutral werden. Dies nannte Mumenthaler den «Networking Effekt», der die Entwicklung am Ende aber beschleunigen werde. Um aufgrund der bislang noch teuren, nachhaltigen Produkte wie zum Beispiel “grünes Aluminium” Skaleneffekte nutzen zu können, sei eine crosssektorale Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette unvermeidlich, so Mumenthaler. Diese Zusammenarbeit werde zu einem entscheidenden strategischen Faktor, war er sich sicher. 

Wichtige Rolle der Versicherer

Die Versicherer würden bei der Dekarbonisierung ebenso eine tragende Rolle einnehmen, schliesslich sei die Entwicklung von Klimatechnologien ohne entsprechenden Versicherungsschutz überhaupt nicht denkbar. Zudem würden Banken und Versicherungen den Unternehmen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg als Finanzgeber zur Seite stehen. Was Mumenthaler Kopfzerbrechen bereitete, war die zunehmende Regulierung, welche mit langen Genehmigungsprozessen schnelle Zulassungen blockiere. «Das ist in Europa eine echte Krankheit», machte Mumenthaler seinem Unmut Luft. Es könnten unter Umständen Jahre vergehen, bis etwas in Gang komme. «Wir müssen jetzt in neue Technologien investieren.» 

Von Anfang an mit ins Boot

Dass die Assekuranz eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung neuer Klimatechnologien spielt, unterstrich anschliessend Maryam Golnaraghi, die für den jüngst veröffentlichten Bericht «Bringing Climate Tech to market: The powerful role of insurance» verantwortlich zeichnet. Die Assekuranz würde häufig erst einmal im Schatten stehen, da niemand zuerst an Versicherungsschutz denke. Ihrer Ansicht nach müssen Versicherer von Anfang an mit ins Boot geholt werden, verfügen sie doch nicht nur über die entsprechenden finanziellen Mittel, sondern vor allem über umfassendes Know-how in der Risikoanalyse und im Risikomanagement. Dies gelte es zu nutzen.