Weshalb müssen Pensionskassen ihre Vorsorgevermögen nachhaltig anlegen? 

Für Vorsorgeeinrichtungen ist nachhaltiges Investieren besonders relevant, da sie einen meist langfristigen Anlagehorizont haben und gerade jüngere Versicherte nicht nur eine optimale finanzielle Vorsorge für sich selbst, sondern auch eine Vorsorge für die Umwelt erwarten. Sie wollen, wenn sie in 20 bis 30 Jahren in Rente gehen, eine intakte Umwelt vorfinden. 

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Der gesellschaftliche, politische und regulatorische Druck, ESG-Kriterien in Anlagestrategien zu berücksichtigen, ist zudem in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.

Welche Ziele sollen mit einer Nachhaltigkeitsstrategie erfüllt werden?

Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien im Anlageprozess erfüllt dabei zwei verschiedene Ziele: einerseits kann dadurch der Umwelt Sorge getragen und verantwortungsvoll mit knappen Ressourcen umgegangen werden; andererseits dienen nachhaltige Anlagen dem Risikomanagement.

Es ist die treuhänderische Aufgabe jeder Pensionskasse, das Altersvermögen ihrer Versicherten verantwortungsvoll anzulegen und mindestens marktkonforme Renditen zu erzielen. Dazu gehört, sämtliche Risiken, also auch Klimarisiken, im Anlageprozess zu berücksichtigen.

Wie steuert die Luzerner Pensionskasse Anlagen, um einen geringeren CO2 -Fussabdruck und bessere ESG-Ratings zu erzielen?

Die LUPK verwaltet über 95 Prozent ihrer Auslandaktien nach Best-in-Class-Nachhaltigkeits-Ansätzen. Dadurch wird die CO2 -Intensität in den entsprechenden Anlagen reduziert und ihr durchschnittliches ESG-Rating erhöht. Schweizer Aktien, die wir zum grössten Teil passiv über SPI-Instrumente abbilden, verfügen bereits über einen relativ hohen Quality ESG Score von 7,5 (MSCI World Index 8,0). Bei den Obligationen verfolgen wir für 100 Prozent unserer Frankenobligationen eine pragmatische Low-Carbon-Strategie und kaufen keine Obligationen aus fossilen und kontroversen Sektoren. 

Letztes Jahr haben wir unsere Nachhaltigkeitsstrategie auch auf die Direktanlagen in Immobilien ausgeweitet. Bis 2025 soll der Energieverbrauch unserer Liegenschaften um 15 Prozent und bis 2050 um 40 Prozent reduziert werden. Die Treibhausgasemissionen sollen bis 2025 um 20 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent – wenn technisch möglich um 100 Prozent – gesenkt werden.

Zudem hat die LUPK zusammen mit vier bedeutenden Schweizer Pensionskassen ein gemeinsames Anlagegefäss für Anlagen in die Infrastruktur für erneuerbare Energien in der Schweiz und Europa lanciert. Sie leistet dadurch einen wichtigen Beitrag zur Reduktion des CO2-Ausstosses. 

Wie sind die bisherigen Ergebnisse dieser Anlagen? 

Die Aktien und Unternehmensobligationen der LUPK wiesen 2021 eine um 41 Prozent geringere CO2- Intensität auf als ihre marktüblichen Referenzindizes. Dieses Jahr weisen unsere Aktien- und Obligationenanlagen eine um 6 Prozent bessere ESG-Bewertung auf als die marktüblichen Referenzindizes. Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsbestrebungen über alle Anlagekategorien hinweg werden wir den Anteil von nachhaltigen Anlagen in unserem Portfolio weiter ausbauen.

Wie baut man eine Nachhaltigkeitskultur auf? 

Schrittweise und pragmatisch. Wichtig ist, dass alle Stakeholder wie Mitarbeitende, Stiftungsrat und Geschäftsleitung die Nachhaltigkeitsstrategie unterstützen. Vor dem Beginn der Arbeiten muss der Ist-Zustand evaluiert werden, und die Festlegung und das Verfolgen der Ziele müssen pragmatisch erfolgen. Es ist dabei legitim, Kompromisse einzugehen, zum Beispiel bei der Wahl der ESG-Benchmarks.

Es ist hilfreich, nicht nur langfristige, sondern auch jährliche Ziele zu setzen, sie regelmässig zu überprüfen und Fortschritte aktiv zu kommunizieren. Für die LUPK ein Meilenstein war auch die Aufnahme der Nachhaltigkeits- und Klimastrategie ins Anlagereglement.

An welchen ESG-Benchmarks orientiert sich die LUPK? 

An den MSCI ESG Leaders Indizes. In der Anlageklasse Obligationen Emerging Markets an den J.P. Morgan ESG EMBI Global Diversified und J.P. Morgan ESG CEMBI Diversified Indizes. In den Anlagekategorien der Aktien Ausland fast ausschliesslich an den MSCI ESG Leaders Indizes. 

Was sind Ausschlusskriterien in der nachhaltigen Anlagestrategie? 

Die LUPK verzichtet aus Nachhaltigkeitsgründen auf spezifische Rohstoffanlagen und tätigt keine Investitionen mit Anlagefokus Rüstung, Nuklearenergie, Gentechnologie, Pornographie, Glücksspiele und Tabak. Wir investieren weder direkt noch indirekt über Indexfonds in die vom Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK) ausgeschlossenen Unternehmen, die in die Produktion kontroverser Waffen involviert sind.

Wie lässt sich über die Anlagestrategie gezielt Klimaschutz fördern? 

In der Umsetzung einer nachhaltigen Anlagestrategie kann eine Pensionskasse zusätzlich zur Orientierung an ESG-Benchmarks und Ausschlusskriterien auch durch die Mitgliedschaft in «Nachhaltigkeitsgremien» Einfluss nehmen. Über die Ethos Engagement Pools Schweiz und International steht die LUPK im indirekten Dialog mit Unternehmen, um sie für Klimathemen zu sensibilisieren und ihren Unternehmenswert langfristig zu steigern.

Durch Engagement-Pools kann auch Druck auf Vermögensverwalter und Unternehmen ausgeübt werden. Auch Investitionen in klimapositive Anlagen, wie zum Beispiel Green Bonds oder nachhaltige Infrastrukturanlagen, sind weitere effiziente Möglichkeiten.

Welche Herausforderungen erlebt die LUPK dabei? 

Die ESG-Ratings und ESG-Definitionen unterscheiden sich je nach Anbieter; die Datenqualität ist oft mangelhaft. Zudem sollten mehr vergleichbare zukunftsgerichtete Daten in die ESG-Bewertung von Unternehmen einfliessen.

Viele Ratings basieren vornehmlich auf historischen Daten und berücksichtigen die zukünftige Geschäftsentwicklung einer Firma zu wenig – es gibt viele emissionsreiche Unternehmen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und sich in einer Transformation befinden. Eine zentrale Herausforderung ist die deutliche Verbesserung der Energieeffizienz des Immobilienportfolios, da dafür zahlreiche interne Kapazitäten gebunden und externe Ressourcen erforderlich werden.

Wie hoch sind die Kosten der LUPK-Nachhaltigkeitsstrategie der LUPK im Jahr pro Destinatär? 

12 Franken. Die direkten Kosten für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie umfassen die Lizenzgebühr des Indexanbieters, die Mitgliederbeiträge für die Engagement-Pools, die Kosten für die Portfolioüberprüfung und den LUPK-internen Aufwand. Zu den indirekten Kosten gehört eine geschätzte Performancebelastung von 0,5 Basispunkten pro Jahr – dies infolge der höheren Handelsaktivität in den ESG Leaders Indizes im Vergleich zu Standardindizes.