Ein modernes Auto erfasst heute eine grosse Mengen an Daten: Vom Kraftstoff- oder Batterieverbrauch über Reiseziele im Navigationsgerät bis hin zum Unfall-Datenspeicher, der in neu zugelassenen Autos seit Sommer 2022 obligatorisch ist. Allerdings: Viele Fahrzeuglenkerinnen und -lenker wissen in der Regel gar nicht, welche Daten überhaupt erfasst werden und haben auch keinen Zugriff darauf. Denn bislang entscheiden die Hersteller allein, für wen die Daten zugänglich sind. Abhilfe schafft hier der EU Data Act, der voraussichtlich 2025 in Kraft treten wird. Er bringt Klarheit, wer auf Daten aus vernetzten Geräten - oder vernetzten Fahrzeugen - zugreifen kann und sie nutzen darf. Immerhin sollen bis Ende des Jahrzehnts allein in Europa rund 180 Millionen «Connected Cars» unterwegs sein. 

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Auto-Daten wecken Begehrlichkeiten

Aus gutem Grund stand der EU Data Act im Mittelpunkt des 11. Allianz Autotags, auf dem zahlreiche Expertinnen und Experten die neue Regelung diskutierten. Nicht ganz uneigennützig wies Klaus-Peter Röhler, Vorstandsmitglied der Allianz SE, darauf hin, dass mit den detaillierten Auto-Daten künftig ganz neue Versicherungsleistungen und Services zur Verfügung gestellt werden könnten. So könnten Autoversicherer beispielsweise risikogerechtere Versicherungsangebote kalkulieren, die sowohl die Fahrweise als auch die Ausstattung des Fahrzeugs mit Sicherheitssystemen berücksichtigen. Auch auf die Verkehrssicherheit und Schadenbearbeitung hätten die Daten grossen Einfluss. Deshalb begrüsst er den EU Data Act ausdrücklich, weist aber auch auf weiteren Regulierungsbedarf in Bezug auf den sicheren Austausch von Fahrzeugdaten hin. 

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Automobilmarkt ist noch in einer Lernkurve

Als Schritt in die richtige Richtung bezeichneten auch die Expertinnen und Experten in der Paneldiskussion «Car Data - My Decision» die Gesetzesinitiative. Klaus Heimgärtner vom Automobilclub ADAC bezeichnete den EU Data Act als gute Entwicklung, weil der Kunde endlich eine Wahl habe, wem er die Daten zur Verfügung stelle. Es bräuchte aber spezielle Regulierungen für den Automobilsektor, da Fahrzeuge hunderte von Daten erfassten. Dass die Entwicklung erst am Anfang stehe, hob Norbert Dohmen, CEO der Caruso GmbH hervor. Der Markt befinde sich noch in einer Lernkurve. Wichtig seien vor allem Mindest-Datensätze, die dem Markt zur Verfügung gestellt werden. Nur wenn auch Drittanbieter bei Angeboten ebenfalls zum Zuge kommen, könne Innovation gedeihen. Diese Datensätze müssten dann regelmässig von unabhängiger Seite überprüft werden. Es bleiben also trotz vieler Fortschritte durch den EU Data Act noch einige Fragen offen. Das Gute ist: Die Kundin und der Kunde sitzen künftig im «Driver seat», was mit ihren Daten geschieht.