Die alternde Weltbevölkerung bringt in den kommenden Jahrzehnten grosse Veränderungen in der Arbeitswelt mit sich, da auf jeden Rentner weniger erwerbstätige Erwachsene kommen. Die Altersabhängigkeitsquote oder auch Rentner-Erwerbstätigen-Verhältnis soll von 16 Prozent im vergangenen Jahr auf 26 Prozent im Jahr 2050 steigen. Dies bedeutet, dass 100 Erwerbstätige die Transferleistungen für 26 Senioren erwirtschaften müssen, im Vergleich zu 16 heute. Ohne Afrika, dessen Bevölkerung vergleichsweise jung ist, steigt die Abhängigkeitsquote sogar von aktuell 18 Prozent auf 31 Prozent.

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Der World Property and Casualty Insurance Report des Capgemini Research Institute zeigt, wie die alternde Weltbevölkerung die Versicherungsbranche bis 2050 weltweit transformieren wird. Die Studie beschreibt, welche entscheidenden Auswirkungen das auf Verbrauchsgewohnheiten, Mobilität und Technologieanwendungen hat - mit weitreichenden Konsequenzen für gewerbliche und private Schaden- und Unfallversicherungen (P&C).

Veränderte Konsumgewohnheiten, neue Trends

Generell haben die Entwicklungen tiefgreifende Auswirkungen auf das Verbraucherverhalten und die Struktur der Gesamtwirtschaft. Da die Weltbevölkerung älter wird, werden sich die Konsumgewohnheiten voraussichtlich verändern, mit einem stärkeren Fokus auf Ausgaben für Erlebnisse statt auf grosse, feste Anschaffungen. Laut der Studie planen 45 Prozent der Verbraucher, ihre Lifestyle-Ausgaben wie für Reisen, Luxusgüter und Wohnungsrenovierungen zu erhöhen. 70 Prozent beabsichtigen hingegen, kein zusätzliches Haus zu kaufen oder ihr aktuelles Haus auszubauen.

Diese Veränderung der Konsumgewohnheiten, kombiniert mit Trends zu stärkerer Urbanisierung und Automatisierung der Technologie, wird erheblichen Einfluss darauf haben, wie Schaden- und Unfallversicherer ihre Kunden bedienen. Beispielsweise wird erwartet, dass Kfz-Versicherer sich zunehmend auf gewerbliche Versicherungen und gemeinsame Mobilitätslösungen konzentrieren, da Senioren weniger fahren und verstärkt auf Mitfahrdienste setzen. Ebenso muss sich die Versicherung für persönliches Eigentum weiterentwickeln, um präventive, altersfreundliche Optionen für kleinere, mehrgenerationale Haushalte bereitzustellen. Im Arbeitsumfeld müssen gewerbliche Versicherungen demografisch bedingte Automatisierung und veränderte Risikoprofile berücksichtigen.

Verbundene Risiken könnten das Verlustpotenzial erhöhen

Darüber hinaus müssen sich Versicherer mit den Auswirkungen des Klimawandels und dessen Einfluss auf eine alternde Erwerbsbevölkerung auseinandersetzen. Laut einer Studie von Oxford Economics für Capgemini werden 98,5 Prozent der Weltbevölkerung durch Dürren und 80 Prozent durch übermässige Niederschläge gefährdet sein. Angesichts dieser Klimavolatilität in Kombination mit einer Konzentration von Risiken in urbanen Gebieten werden Versicherer vermehrt mit vernetzten Risiken konfrontiert, die das Verlustpotenzial erhöhen. Um diese Risiken zu bewerten und klimaorientierte Strategien zu entwickeln, müssen Versicherer Klimarisikodaten und prädiktive Analysen stärker integrieren, um Risiken zu korrelieren und das Underwriting zu verbessern, so die Studie.

Den Herausforderungen mit Daten und KI begegnen

Ein wesentliches Merkmal dieser neuen Ansätze wird die Nutzung von predictive insights und Echtzeit-Intelligenz im Underwriting sein. Die Studie ergab, dass 88 Prozent der Versicherer sich der kritischen Rolle von advanced Underwriting bewusst sind, jedoch nur 17 Prozent gut ausgereifte Fähigkeiten dafür besitzen.

Um mit der Demographie Schritt zu halten, empfiehlt die Studie, dass Schaden- und Unfallversicherer innovative Ansätze verfolgen, darunter:

  • Fokus auf verändertes Kundenverhalten: Anpassung geografischer Standorte und Entwicklung altersgerechter Servicemodelle
  • Transformation des Betriebsmodells: Modernisierung der Datenarchitekturen sowie Nutzung von KI und Automatisierung, um widerstandsfähige Systeme zu schaffen und die Effizienz zu steigern
  • Risikosteuerung: Implementierung von predictive Underwriting und dynamischem Portfoliomanagement

(pd/hzi/pg)

 

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