Ist ein Produkt tatsächlich nachhaltig oder wird nur Greenwashing betrieben, also geschickt eine gute PR-Story inszeniert mit irreführenden Behauptungen? Dies zu unterscheiden, ist auch für Rückversicherer und Versicherer, die nachhaltige Anlagen mit Fokus auf ESG verkaufen, nicht unbedingt einfach. Der Europäische Verband Insurance Europe unterstreicht in einer aktuellen Stellungnahme, dass Greenwashing auf Unternehmens-, Produkt- oder Dienstleistungsebene auftreten kann und nicht unbedingt vorsätzlich ist. Es könne auch auf Fahrlässigkeit oder Fehlinterpretation zurückzuführen sein.

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Der Verband hält daher weitere regulatorische Klarstellungen für erforderlich, um das Risiko der Schönfärberei im Zusammenhang mit nachhaltigen Geldanlagen anzugehen. Mit Blick auf den Vertrauensschutz, der in der Kundenbeziehung wichtig ist, werde Greenwashing zunehmend ein Problem für institutionelle Anleger in der Rückversicherungs- und Versicherungsbranche generell.

Insurance Europe vertritt jedoch - anders als die Europäischen Aufsichtsbehörden (ESAs) - die Ansicht, dass nicht unbedingt neue, detaillierte Vorschriften erforderlich sind, um dieses Risiko zu bekämpfen. Vielmehr könnten die schon etablierte Regel die Kunden vor unklaren oder irreführenden Behauptungen, auch in Bezug auf nachhaltigkeitsbezogene Merkmale, schützen.

Fehlende Daten und unausgereifte Messmethoden

Zu den aktuellen Problemen im EU-Rechtsrahmen, die derzeit zu ungewollt fehlerhaften Informationen führen könnten, zählt Insurance Europe einen Mangel an Klarheit und Unstimmigkeiten in bestimmten Vorschriften sowie die zahlreichen und manchmal widersprüchlichen Definitionen des Begriffs «grün». Auch fehlende Daten und eine mangelnde Reife der Methoden zur Messung der Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren seien aktuell Probleme, die angegangen werden müssten, so der Verband. 

«Versicherer arbeiten in einem stark regulierten Umfeld in Bezug auf Aussagen zu Nachhaltigkeit, Transparenz und die Implementierung robuster Prozesse und Kontrollen. Wenn sie richtig konzipiert sind und die Probleme mit den Daten und dem Zeitplan oder der Reihenfolge beiseite lassen, haben die Rechtsvorschriften des EU-Rahmens für nachhaltige Finanzen letztlich das Potenzial, Greenwashing zu bekämpfen», erklärt Insurance Europe.