Die finanzielle Lage der AHV (erste Säule) verschlechtert sich zusehends. Aufgrund des demografischen Wandels wächst die Zahl der Pensionierten, die dank höherer Lebenserwartung immer länger eine Rente beziehen. Die geplante Reform soll Abhilfe schaffen. Gegen den Gesetzesentwurf wurde das Referendum ergriffen. Was bringt eine Annahme des Gesetzesentwurfs? Dieser Artikel thematisiert die wesentlichen Veränderungen gegenüber der aktuellen Gesetzgebung.

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Bestimmt handelt der Gesetzgeber mit guten Absichten, insbesondere auch bei der 
Flexibilisierung. Fraglich ist hingegen, ob bei diesen diversen Möglichkeiten die Rentenverfügungen auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden können.

Iwan Brot ist eidg. dipl. Finanzplanungs-Experte und Bankfachmann, eidg. dipl. Dozent für Höhere Fach- schulen im Nebenberuf (Wirtschaft), Fachzertifikat CfBS in Mathematik, Statistik und Finance und zudem Inhaber der Einzelfirma Geldexperte.

Lange Übergangszeit

Sind für die Übergangsgeneration neun Jahre notwendig? Das ist eine äusserst grosszügige Auslegung. Und die absurde Situation, dass Konstellationen entstehen, bei welcher Frauen mit geringerem massgebendem Jahresdurchschnittseinkommen mehr Rente erhalten als Frauen mit höherem Jahresdurchschnittseinkommen, ist unverständlich. Vor lauter Kompromissen und anderweitigen Gedankengängen geht der Fokus auf das Wesentliche verloren. 

Seit Monaten hört man täglich den Begriff Nachhaltigkeit – auch von unseren 
Politikerinnen und Politikern. Bei der Altersvorsorge scheint dies jedoch dauernd 
vergessen zu gehen. Auch hier werden die Jungen den Preis bezahlen müssen. Aus heutiger Sicht ist klar, dass das Rentenalter der Lebenserwartung angepasst werden muss. Und offenbar vertritt auch der Bundesrat diese Meinung. Der «Blick» hat das amtliche Dokument, gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz, erhalten und einen Artikel dazu publiziert. Wieso bleibt der Bundesrat gegenüber der Öffentlichkeit «mutlos»?

Verlängerte Rentendauer

Bei der Einführung der AHV wurde mit einer Rentendauer von 14 (Frauen) bzw. knapp 12,5 Jahren (Herren) gerechnet. Heute sind es rund 22 bzw. 19 Jahre. Mit weiter zunehmender Lebenserwartung muss das Referenzalter angepasst werden muss. Je länger mit diesem Schritt zugewartet wird, desto höher ist der Preis, welcher vor allem die Jungen bezahlen müssen. Für eine Person ohne Nachkommen ist das weniger gravierend als für Väter und Mütter. Denn mit jedem zusätzlichen tatenlosen Jahr steigt die Gefahr, dass die eigenen Kinder noch länger im Arbeitsprozess bleiben müssen.

Mit dieser Reform werden die Finanzsorgen der AHV nur für eine sehr kurze Zeit entlastet. Insofern besteht die Chance, schon bald eine nachhaltige und auf 
Stabilität ausgerichtete Reform zu verabschieden. Bei transparenter, offener, klarer und einfacher Aufklärung wird auch das Volk zustimmen.