Das stiefmütterlich behandelte Krankentaggeld-Geschäft wird oft als «leider» notweniges Anhängsel zum eigentlich gewünschten BVG, UVG und UVGZ-Paket angeboten. Leider, da oft unprofitabel. Zahlreiche Schnittstellen zu Leistungserbringern und diversen Betriebssystemen der Firmenkunden sowie hohe Datenschutzanforderungen machen die Administration aufwändig. Ausserdem zeigt das Krankentaggeldgeschäft strukturell hohe Schadenfrequenzen mit durchschnittlich tiefen Schadensummen. Es lohnt sich deshalb für die Versicherer nur eingeschränkt, sich mit einem aktiven Case Management für die schnelle Rückkehr der versicherten Mitarbeitenden einzusetzen. Auch wenn dies in der Gesamtbetrachtung, die möglich Folgekosten in der Arbeitslosenversicherung, IV und AHV miteinbezieht, sehr wichtig wäre. In Summe resultiert ein Leistungsbereich, der eher «administriert» als aktiv bewirtschaftet wird. Am Insurance Circle des Instituts für Risk & Insurance der ZHAW wurden mögliche Wege aus dieser Innovationsblockade diskutiert.

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MGA-Modell noch neu in der Schweiz

Vor vollem Haus stellte zunächst Alexander Lacher von der KPMG das Modell vor. Dabei werden Managing General Agents (MGA) mit unterschiedlich umfassenden Vollmachten seitens eines Versicherers als Risikoträger ausgestattet. Oft beinhalten diese nicht nur die Kundenansprache, sondern auch die Produktentwicklung bis hin zum Underwriting (Managing General Underwriter, MGU). Versicherer können so in ausgesuchten Nischen mit neuen Angeboten experimentieren, ohne von internen Prozessen und Systemen blockiert zu sein. Das MGA wiederum kann ohne die strikte Regulierung eines vollen Versicherers operieren. In der Schweiz werden sie zurzeit als Vermittler reguliert, wobei eine Einzelfallprüfung vorgenommen wird, ob es sich um eine gebundene Vermittlung handelt. Tatsächlich existiert das Modell schon seit den 80er Jahren in den USA, hat nach einem Sprung über den Teich nach London in den Nullerjahren aber erst seit einigen Jahren bei uns Fuss gefasst.

Insurtech Grape nutzt das Modell erfolgreich

Eine erfolgreiche Anwendung des Modells stellt Fabian Mächler, Mitgründer und CEO von Grape, vor. Grape nutzt dabei die Flexibilität und technische Agilität des Modells, um konsequent administrative Kosten zu senken. Dies geschieht mittels einer Plattform, die alle relevanten Teilnehmer integriert, von Leistungserbringern, spezialisierten Case Management Anbietern zu den verschiedenen involvierten Abteilungen auf der Kundenseite. Der dadurch ermöglichte stärkere Fokus auf individuelle Hilfe der betroffenen Mitarbeitenden, insbesondere auch im schnell wachsenden Bereich der psychischen Erkrankungen, sollte mittelfristig auch zu sinkenden Absenzen und damit zu tieferen Schadensätzen führen. Damit scheint tatsächlich Bewegung in das festgefahrene System zu kommen. Die Versicherer können ein wenig geliebtes aber eben doch notwendiges Geschäft weiter anbieten, ohne sich damit abzumühen. Das MAG Grape kann die Vorteile eine «green field» Ansatzes ausspielen und die Versicherten erhalten früher die notwendige Unterstützung, um nicht aus dem Arbeitsmarkt zu fallen.

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Andrea Hohendahl, Chefredaktor von HZ Insurance, und sein Versicherungsexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die nationale und internationale Versicherungswelt bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt kostenlos zum Newsupdate für Insurance-Professionals anmelden.
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