Der Telemedizin-Anbieter Santé 24 von Swica lanciert zusammen mit Spitex Zürich das Pilotprojekt Home Tele Care (HTC). Bei diesem werden die telemedizinisch tätigen Ärztinnen und Ärzte von Santé 24 von mobilen Spitex Fachpersonen vor Ort unterstützt. Bei den Fachpersonen handelt es sich um Pflegeexpertinnen APN (Advanced Practice Nurse) mit Studienabschluss MSc (Master of Science) in Pflege, die Patientinnen und Patienten zu Hause besuchen und dort diagnostische, pflegerische und bei Bedarf therapeutische Leistungen erbringen. Bei der Vorbereitung auf ihre medizinischen Aufgaben wurden die Pflegeexpertinnen APN zusätzlich von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) trainiert. Für die verschiedenen Einsätze verfügt Santé 24 über spezifische telemedizinische HTC-Leitlinien, die von der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürichs bewilligt wurden.

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Ärztlich angeleitete Untersuchung vor Ort

Silke Schmitt Oggier, medizinische Leiterin von Santé 24, erklärt den Ablauf: «Wenn eine Ärztin von Santé 24 eine für Home Tele Care geeignete Verdachtsdiagnose stellt, bietet sie dem Patienten einen Besuch einer Pflegeexpertin APN an. Innerhalb von einer bis maximal vier Stunden ist diese vor Ort, beurteilt die Situation und untersucht den Patienten. Anschliessend sendet sie die erhobenen Daten an die behandelnde Ärztin, die diese in ihre Diagnosestellung einbezieht. Sie nimmt telefonisch Rücksprache mit ihr, um die weitere Therapie abzusprechen. Diese kann zum Beispiel aus der Abgabe von Medikamenten, dem Verabreichen einer Infusion, dem Anlegen von Verbänden, dem Aufbieten der Sanität oder der Empfehlung für Spitex-Dienstleistungen bestehen.»

Medizinische und soziale Kompetenzen

Die Pflegefachexpertinnen APN verfügen über vertiefte und erweiterte pflegerisch-medizinische Kompetenz und Erfahrung in der ambulanten Versorgung von Erwachsenen. Sie können beispielsweise Blutdruck, Temperatur und Sauerstoffsättigung messen oder mit dem Telemedizingerät TytoPro Lunge, Herz und Bauch abhören, Rachen und Ohren spiegeln oder Hautveränderungen fotografieren. Zudem können sie bestimmte Blut- und Urinuntersuchungen machen oder ein EKG ableiten. Gleichzeitig schätzen die Pflegeexpertinnen APN vor Ort die soziale Situation sowie das Umfeld der Patientin bzw. des Patienten ein und erheben, was die Betroffenen benötigen, um Zuhause genesen zu können. Bei Bedarf organisieren sie weitere Pflege durch die Spitex.

Patientenzufriedenheit steht im Vordergrund

«Der Nutzen für die Patientinnen und Patienten liegt auf der Hand. Sie erhalten eine qualitativ hochwertige und zeitnahe Behandlung bequem bei sich zu Hause. Im Idealfall lässt sich ein unnötiger Besuch beim Arzt oder sogar in der Notaufnahme vermeiden», sagt Jeanine Altherr, Pflegeexpertin APN bei Spitex Zürich. «Auch für das Gesundheitswesen ergeben sich Vorteile», ist Oliver Reich, Leiter Santé 24, überzeugt. «Die telemedizinische Erstbeurteilung und Begleitung  ermöglicht eine rasche Triage und situationsgerechte Zuweisung medizinischer Leistungen. Ausserdem werden Pflegeexpertinnen mit Masterabschluss ideal eingesetzt. Hausärzte und Notfalldienste werden von Konsultationen entlastet, bei denen die Anwesenheit einer Ärztin oder eines Arztes nicht zwingend notwendig ist.»

Die Projektpartner erhoffen sich, dass dieser Ansatz auch einen senkenden Effekt auf die Kostensteigerung im Gesundheitssystem hat. Wie es sich mit dem Nutzen und der Machbarkeit genau verhält, wird während der Pilotphase anhand einer Begleitevaluation erhoben. In dieser Zeit wird Home Tele Care bei Swica-Versicherten unabhängig vom Versicherungsmodell ab einem Alter von 16 Jahren auf dem Gebiet der Stadt Zürich an sieben Tage in der Woche von 10 bis 20 Uhr getestet. Die Pilotphase läuft voraussichtlich ein Jahr. (pm/hzi/sec)