Nach Prognosen der jüngsten sigma-Studie des Swiss Re Institute wird das weltweite Prämienvolumen der globalen Versicherungswirtschaft bis Mitte 2022 eine neue Rekordhöhe von mehr als 7 Bio. USD erreichen. Dies wäre früher als von Swiss Re im Juli geschätzt und spiegelt das wachsende Risikobewusstsein, die zunehmende Nachfrage nach Risikoschutz und die steigenden Prämiensätze in den gewerblichen Sparten der Nichtlebenversicherung wider. Zudem werden die Aussichten für die Versicherungswirtschaft durch eine kräftige zyklische Erholung vom COVID-19-Schock gestützt. Das Wirtschaftswachstum dürfte jedoch in den nächsten zwei Jahren durch die fortschreitende Energiepreiskrise, anhaltende angebotsseitige Probleme und Inflationsrisiken gebremst werden. Wie die Resilienzanalyse des Swiss Re Institute in diesem sigma-Bericht zeigt, erfordert Wachstum langfristige strukturelle Unterstützung.
Klimawandel und Digitalisierung sind massgebliche Trends, welche die Weltwirtschaft und die Versicherungsmärkte prägen. Eine schnelle Dekarbonisierung ist unabdingbar, und für die wirtschaftlichen Aussichten wird entscheidend sein, wie die Gesellschaft die Umstellung auf eine grüne Ökonomie vollzieht. Die Versicherungsbranche kann den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft unterstützen, indem sie nicht nur Katastrophenschäden auffängt, sondern auch nachhaltige Infrastrukturinvestitionen fördert, die helfen, die Auswirkungen unberechenbarer Wetterextreme zu mildern. Die Einführung digitaler Technologien trägt nicht nur zur Steigerung des globalen Produktivitätswachstums bei, sondern Untersuchungen von Swiss Re haben auch ergeben, dass die Pandemie die Bereitschaft der Konsumenten beeinflusst hat, Versicherungsangelegenheiten digital zu regeln. Hier besteht somit Wachstumspotenzial.[1] Ein dritter bedeutender Trend ist die in verschiedenen Ländern zunehmende Divergenz zwischen dem Wachstum und sozioökonomischen Indikatoren wie Ungleichheit, die ein potenzielles Risiko darstellt.
«Die wirtschaftliche Erholung, die wir jetzt erleben, ist zyklisch und nicht strukturell, und die makroökonomische Resilienz ist heute geringer als vor der COVID-19-Krise. Mit ihrer Kapazität und ihrem Know-how im Auffangen von Risiken trägt die Versicherungswirtschaft entscheidend dazu bei, Gesellschaft und Wirtschaft widerstandsfähiger zu machen. Doch grünes Wachstum ist nur dann nachhaltig, wenn niemand davon ausgeschlossen ist. Wir haben die einmalige Chance, eine bessere Marktwirtschaft zu entwickeln. Dazu müssen alle Beteiligten die Kosten des Klimawandels akzeptieren und internalisieren, und die Politik muss berücksichtigen, welche Verteilungswirkung von wirtschaftspolitischen Massnahmen für die Bevölkerung ausgeht. Dies wird den Übergang erleichtern, den wir für einen nachhaltigen Pfad zu einer Netto-Null-Ökonomie bis 2050 brauchen», erklärt Jerome Haegeli, Chefökonom der Swiss Re Gruppe. (ots/hzi/wil)