Amerikanisierung des Rechtssystems, Regulatoriendickicht und immer komplexere Abhängigkeiten – Mitglieder von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten tun gut daran, eine Organhaftpflicht- oder D&O-(Directors-&-Officers-)Versicherung abzuschliessen. Diese dient dazu, Schadenersatz für Vermögensschäden zu leisten, zahlt aber auch für die Abwehr von unberechtigten Ansprüchen oder Rechtsberatungskosten bei behördlichen Untersuchungen und Strafverfahren. 

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«Das Haftungsrisiko für Organe hat in den letzten Jahren stark zugenommen», bestätigt Markus Haefeli, Managing Partner beim Spezialbroker für Financial-Lines-Versicherungen Haefeli & Schroeder. «Zudem belasten neuartige Risiken wie Pandemie, Cyberattacken, Digitalisierung, der Klimawandel oder Datenschutz das Top-Management zusätzlich.» 

Angepasste Deckung

Aus den oben genannten Gründen ist es nicht verwunderlich, dass die Marktabdeckung im Bereich D&O-Versicherung auch im KMU-Segment seit Jahren kontinuierlich steigt. Dabei ist die Firmengrösse nicht das primäre Kriterium für den Abschluss einer D&O-Versicherung. Über diesen entscheidet neben dem subjektiven Schutzbedürfnis einer Person vor allem die Aktivität der Gesellschaft, die Regulierungsstärke der Branche, die Eigentümerstruktur, eine mögliche Börsenkotierung und die Transaktionsstärke des Unternehmens. «Auch bei stark zyklischen und volatilen Branchen wie der Bau- oder Automobilbranche ist eine Versicherung sehr zu empfehlen», sagt Markus Haefeli. Eine Deckung sollte möglichst umfassend und auf die individuelle Situation ausgerichtet sein.

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Dramatischer Umbruch

Während die Wichtigkeit einer D&O-Versicherung seit den 90er-Jahren also kontinuierlich angestiegen ist, wird es seit einiger Zeit immer schwieriger und teurer, eine solche abzuschliessen und vor allem auch aufrechtzuerhalten. «Der eingesetzte Umbruch ist dramatisch», konstatiert Markus Haefeli. «Versicherungssummen werden reduziert und die Prämien zum Teil drastisch erhöht, dies auch bei Versicherten, deren Risikoprofil sich nicht verändert hat.» 

Gründe für diese Veränderungen liegen in der «Amerikanisierung» von Klagetypen gegen das Management, aber auch bei medialen Grossereignissen wie dem Dieselskandal der deutschen Automobilindustrie oder den aufgrund von Covid-19 drohenden Insolvenzen. All diese Entwicklungen führten zu schlechteren Schadenquoten der D&O-Portfolios bei den Versicherern. «Die verfügbaren Versicherungssummen aus einer Hand beschränken sich in der Regel auf 15 Millionen Franken», weiss der D&O-Experte. «Zudem können es sich die Versicherer heute eher leisten, D&O-Anträge abzulehnen, um so ihre Portfolios zu sanieren.»

Markus Haefeli sieht zwar erste Zeichen einer Stabilisierung der Situation, doch eine echte Entspannung ist noch nicht in Sicht. «Sie wird unter anderem mit wiederhergestellter Profitabilität und mit dem Markteintritt neuer Anbieter kommen. Diese werden vom attraktiven Prämienniveau und ebensolchen Konditionen angelockt und die Versicherer herausfordern.»