In den letzten zwanzig Jahren hätten sich die Krankenkassenprämien mehr als verdoppelt, während Löhne und Renten kaum gestiegen seien, sagte SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer am Mittwoch vor den Medien in Bern. Das bringe immer mehr Menschen in finanzielle Schwierigkeiten. «So kann es nicht weitergehen.»

Gedeckelte Prämien

«Mit der Prämien-Initiative stoppen wir den Wahnsinn», sagte Meyer. Mit der Vorlage sollen unter anderem die Prämien gedeckelt werden und sie dürfen neu nicht mehr als zehn Prozent des verfügbaren Einkommens ausmachen. Die Initiative komme nicht nur Personen mit tiefen Löhnen zugute, sondern stärke auch die Kaufkraft von Familien, Rentnerinnen und Rentnern und Personen mit mittleren Einkommen, sagte Meyer. Eine vierköpfige Familie mit einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen von zusammen 9'000 Franken netto werde monatlich mit mehreren Hundert Franken entlastet, sagten die Initianten. Auch Pensionierte und Einzelpersonen mit einem Netto-Einkommen bis zu 5'000 Franken profitierten.

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Zeche zahlt der Steuerzahler

Würden die Prämienzahler entlastet, verschöbe sich ein Teil der Gesundheitskosten auf die öffentliche Hand. Sie müsste für diese mit allgemeinen Steuereinnahmen aufkommen. Dies soll laut den Initianten den Druck auf die Politik erhöhen, mehr gegen das Kostenwachstum zu tun. «Die Initiative setzt die Anreize richtig. Wegschauen würde künftig noch teurer als bisher», sagte Meyer. SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard bezeichnete die Kassen-Prämien der obligatorischen Grundversicherung als eine «abnormale Steuer» ohne Plafond, was es sonst so nirgends gebe. Sie steige jedes Jahr einfach ohne parlamentarische Debatte oder Volksentscheid. «Die Rechnung kommt von privaten Unternehmen und der Staat hat nichts zu sagen.» Es gebe keinen Grund, diese «Steuern» nicht zu begrenzen, wie es andernorts auch der Fall sei. Echte Sparprogramme werde es nur auf diesem Weg geben.

Maillard rief das Stimmvolk dazu auf, im Juni so zu stimmen, wie es dies im September bei der Bekanntgabe der neuen Kassenprämien fürs 2025 tun würde. «Die nächste Prämienerhöhung ist vorprogrammiert im September. Und alle werden wieder sagen: 'So kann es nicht weitergehen.'» Jetzt habe das Volk die Möglichkeit, dies zu ändern.

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Auf Arztbesuche verzichtet

Die hohe Belastung durch die Prämien zeigt sich laut dem Initiativkomitee auch in der Gesundheitsversorgung. Waren es 2010 noch knapp über 5 Prozent, die aus finanziellen Gründen bei gesundheitlichen Problemen auf einen Arztbesuch verzichtet hatten, so lag dieser Wert 2023 bei 18,8 Prozent. «Fast 20 Prozent der Bevölkerung geht nicht zum Arzt, weil ihnen das Geld fehlt», sagte Philippe Luchsinger, Präsident der Haus- und Kinderärzte Schweiz. Auch akute und gefährliche Erkrankungen wie Krebs würden so teils aus finanziellen Überlegungen nicht mehr korrekt behandelt, sagte Luchsinger. Dies führe unter anderem zu höheren Folgekosten. Besonders betroffen sind laut den Initianten Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die oft eine hohe Franchise wählen, um die monatlichen Prämien möglichst tief zu halten. «Dann werden notwendige Operationen hinausgeschoben, weil das Geld fehlt, um den Selbstbehalt zu decken», sagte Caritas-Direktor Peter Lack. Die Gesundheitskosten seien eine enorme Belastung für alle, die von Armut betroffen oder bedroht seien.

Viel Zuspruch

Das Thema brennt den Menschen offenbar unter den Nägeln. Das Volksbegehren erhielt zuletzt viel Zuspruch. Eine am 13. März veröffentlichte Umfrage von Tamedia und «20 Minuten» zeigte, dass die Prämienentlastungs-Initiative von 64 Prozent der Befragten befürwortet wurde. Eine von der SP beim Institut Sotomo in Auftrag gegeben Studie von Ende März und Anfang April mit rund 1'000 Befragten kam zum Schluss, dass rund 60 Prozent der Befragten für die Initiative stimmen würden. Das wichtigste Argument: Die Prämien seien kaum mehr bezahlbar. (awp/hzi/bdw)