Der World Property and Casualty Insurance Report von Capgemini und Efma zeigt, dass der Klimawandel die Versicherungsbranche belastet. Diese erste Ausgabe der neuen Studienreihe untersucht unter dem Titel "Walking the Talk: How insurers can lead climate change resiliency" die Auswirkungen eines der drängendsten Probleme unserer Zeit auf Versicherer. 

Eine zunehmende Anzahl von Wetterereignissen wirkt sich negativ auf die Versicherungsbranche  aus. Damit steigt auch die Erwartung an die Versicherer, künftige Schäden sowohl abzusichern als  auch präventiv entzugegenwirken. Die Studienautoren halten folgende Eckpunkte fest: 
• Die durch den Klimawandel verursachten wirtschaftlichen Schäden sind in den letzten drei Jahrzehnten weltweit um 250 Prozent gestiegen.
• 73 Prozent der Versicherungsnehmer weltweit zählen den Klimawandel zu ihren drei grössten Sorgen. 
• Versicherer weltweit teilen die Einschätzung ihrer Kunden; für rund 40 Prozent haben Herausforderungen durch den Klimawandel höchste Priorität – mit Versicherbarkeit und  Profitabilität als den grössten klimabezogenen Herausforderungen. 

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„Durch die gravierenden Auswirkungen des Klimawandels stehen Versicherer auch in der Schweiz in  der Verantwortung, eine grössere Rolle bei der Risikominderung zu spielen. Wer jetzt auf Nachhaltigkeit setzt und vorausschauende Geschäftsentscheidungen trifft, wird als Versicherer für  Kunden relevant bleiben und wachsen“, sagt Daniel Diederichs, Head Insurance Capgemini Invent Switzerland. „Mit Erfolg nachhaltig werden die Versicherer sein, die über eine starke Governance verfügen, belastbare Erkenntnisse aus Daten gewinnen und sich auf die Prävention von Risiken konzentrieren. Zusätzlich müssen sie ihre Resilienz steigern, indem sie auch im Underwriting und  bei Investionen auf Nachhaltigkeit setzen.“ 

Naturkatastrophen haben in den letzten 30 Jahren zu einem 3,6-fachen Anstieg der versicherten  Schäden und einer Verdopplung der nicht versicherten Schäden geführt. Dies ist einerseits  problematisch, andererseits aber auch eine Chance für die Versicherer, sich neu auszurichten, um  ihre Kunden auch in diesem dynamischen Umfeld optimal zu beraten, so die Einschätzung der  Studienautoren. 

Vorreiter richten Betriebs- und Geschäftsmodelle auf Minderung von Klimarisiken aus

Grundlegende Änderungen sind erforderlich, um kundenzentrierte, resiliente Geschäftsmodelle zu  entwickeln. Der Studie zufolge achten weltweit mehr als 80 Prozent der Privatkunden und kleineren  Geschäftskunden der Versicherungswirtschaft sehr genau auf die Auswirkungen des Klimawandels. 

Sie haben in den letzten 12 Monaten mindestens eine zentrale Nachhaltigkeitsmassnahme ergriffen. Auch Versicherer müssen mehr tun, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen, denn nur 8 Prozent der befragten Versicherer können bislang als Vorreiter – sogenannte  "Resilience Champions" – gelten. Sie sind im Report definiert als diejenigen, die über eine starke  Governance, ausgeprägte Datenanalysefähigkeiten sowie einen klaren Fokus auf Risikoprävention verfügen und ihre Resilienz durch ihre Underwriting- und Investitionsstrategien erhöhen. 

Balance zwischen Risikoprävention und Risikomanagement gefragt 

Um Klimaresilienz zu realisieren, müssen Versicherer ihre Geschäftsmodelle neu konzipieren und eine Balance von Risikoprävention und Risikomanagement finden. Die Studienautoren empfehlen ein „Climate Resiliency Framework“, um die Fähigkeiten aufzubauen, die die Unternehmen in der sich  verändernden Risikolandschaft brauchen. Sie regen die Versicherer dazu an, derzeitige Modelle zur  Risikobewertung von neuem zu durchdenken, Risikoprävention im grossen Massstab einzuführen  sowie ein Resilienz-Ökosystem zu schaffen, indem sie nachhaltige Investitions- und Underwriting Strategien verfolgen – über Ausschluss- und Veräusserungsmassnahmen hinaus. Unter den  befragten Unternehmen, die als „Resilience Champions“ angesehen werden können,

• haben weltweit 82 Prozent einen Nachhaltigkeitsbeauftragten oder eine gleichwertige  Position – gegenüber nur 52 Prozent im Branchendurchschnitt. 
• haben 77 Prozent Daten zu Klimarisiken in ihre Produkte und Services integriert. Im  Branchendurchschnitt ist die bei lediglich 29 Prozent der Versicherer der Fall.
 sind fast 60 Prozent – im Branchendurchschnitt 35 Prozent – weit fortgeschritten bei der  Einführung von Tarifierungsmodellen auf der Basis maschinellen Lernens. 
• nutzen rund 53 Prozent mindestens sechs neue Datenquellen, um zuverlässige und detaillierte Informationen über Risiken in Echtzeit zu erhalten. Im weltweiten  Branchendurchschnitt trifft dies auf lediglich 27 Prozent der Versicherer zu. Zu diesen neuen  Datenquellen zählen u. a. Satellitendaten, Remote-Sensoren, Wetterstationen, Geodaten,  Daten aus sozialen Netzwerken, ESG-Modelle und Wasserstände. 


Versicherer sollten Klimaresilienz in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie verankern

Der Report schliesst mit drei Handlungsempfehlungen, um die Klimaresilienz der Versicherer sowie  ihre Relevanz und Profitabilität zu stärken:

1. Die Versicherer sollten Klimaresilienz in ihre Nachhaltigkeitsstrategie integrieren und Top Managern eine klare Agenda zuweisen, um Verantwortlichkeiten und Rechenschaftspflichten zu vereinbaren. 
2. Um die Kluft zwischen langfristigen Zielen und kurzfristiger Planung zu überbrücken, sollten Versicherer ihre Innovationskonzepte überarbeiten und Resilienz in der gesamten Wertschöpfungskette des Versicherungsunternehmens anlegen. 
3. Schliesslich gilt es für Versicherungsunternehmen, ihre Technologiestrategie neu zu definieren, indem sie Produktinnovation, Kundenerlebnis sowie Corporate Citizenship in den Mittelpunkt stellen. Technologien wie IoT, Cloud, KI, ML und Quantencomputing können dies unterstützen.
  
„Obschon die meisten Versicherer die Auswirkungen des Klimawandels bestätigen, muss mehr getan  werden, was die Entwicklung konkreter Klimaresilienzstrategien angeht. Die Kunden achten zunehmend darauf, wie sich der Klimawandel auf ihr Leben auswirkt. Daher ist es wichtig, dass auch die Versicherer ihr Commitment zeigen, indem sie ihre Produktpalette weiterentwickeln, um sowohl die elementare Rolle von Nachhaltigkeit für unsere Branche zu würdigen als auch im sich  kontinuierlich verändernden Markt wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagte John Berry, CEO der Efma. (pm/hzi/kbo)