Günstig und warm sollte es sein, Palmen, nette Leute und gutes Essen sollte es auch noch haben. So oder ein wenig anders sehen die Wünsche von Herrn und Frau Schweizer aus, wenn sie darüber nachdenken, der Schweiz nach der Pensionierung den Rücken zu kehren. Die Ökonomen aus dem UBS Chief Investment Office Global Wealth Management der UBS Schweiz haben die Lebenshaltungskosten und Lebensqualität in verschiedenen Ländern anhand von zwei Kriterien verglichen: dem Vermögen, das benötigt wird, um 30 Jahre Ruhestand für eine Einzelperson zu finanzieren sowie die Lebensqualität, die Rentnerinnen und Rentner erwarten können.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Hohe Lebensqualität erfordert nicht zwingend hohes Vermögen

Auf den ersten Blick scheint es, dass eine höhere Lebensqualität mehr Vermögen erfordert. Aber es gibt einige Arbitragemöglichkeiten: Zum Beispiel ist für den Ruhestand in Deutschland oder Frankreich rund 33 Prozent weniger Vermögen notwendig als in der Schweiz bei ähnlicher Lebensqualität. Rund 50 Prozent weniger Vermögen wird in südeuropäischen Ländern benötigt, doch die Lebensqualität variiert stark.

Aufgepasst auf Gesundheitskosten

Gemäss den Abkommen zwischen der Schweiz und den EU/EFTA-Ländern müssen Auswanderer mit einer Schweizer Rente, die in die EU, Island, Norwegen oder Liechtenstein umziehen, in der Schweiz eine Grundversicherung abschliessen. Die Prämien sind an die Kosten der Gesundheitsversorgung in den verschiedenen Ländern angepasst. In einigen dieser Länder können sich Rentner dafür entscheiden, dem lokalen Gesundheitssystem beizutreten, was finanziell nicht immer vorteilhaft ist. Es kann auch Auswirkungen auf Familienmitglieder geben.

Wer in ein Nicht-EU/EFTA-Land zieht, wie Neuseeland, kann sich relativ bald nach einer bestimmten Anzahl von Jahren im Land dem steuerfinanzierten öffentlichen Gesundheitssystem anschliessen. Andere Länder verlangen von ausländischen Rentnern eine private lokale Krankenversicherung.

Lockvogel Steuervergünstigung

Einige Länder bieten Vorzugssteuerregelungen für Rentner an, die dauerhaft umziehen. Diese Steuervorteile erfolgen in Form von Pauschalsteuersätzen oder Steuervergünstigungen, wobei diese Vorteile von Bedingungen wie Mindesteinkommensniveau, Mindestvermögen und/oder vom Immobilienkauf abhängig sein können. Das ist der Fall in Portugal, Malta, Griechenland und Italien, um nur einige zu nennen. Der Steuervorteil ist manchmal zeitlich begrenzt, beispielsweise auf zehn Jahre in Italien oder Portugal.

Möglicherweise wird im Ausland ein niedrigeres Ruhestandseinkommen benötigt. In den meisten Fällen wird bei einem dauerhaften Umzug das gesamte Renteneinkommen im neuen Land besteuert. In vielen europäischen Ländern ist die Einkommenssteuer höher als in der Schweiz. Trotzdem könnte es immer noch günstiger sein, den Ruhestand im Ausland zu verbringen. Das Bild kann sich ändern, wenn das Ruhestandseinkommen tiefer oder höher ausfällt. Wer einen Ruhestand im Ausland plant und noch keine berufliche Vorsorge bezogen hat, sollte über die steuerlichen Implikationen von Renten- versus Kapitalbezug im Ausland nachdenken.

Unterschiede in der Lebensqualität

Der Lebensqualitätsindex für Rentner ist eine Bewertung des Umfelds speziell für Rentner. Die Gesamtpunktzahl beruht auf folgenden Dimensionen und Gewichtungen:

  • Gesundheitsinfrastruktur und Gesundheitsumfeld 30%
  • Sicherheit (Kriminalität und Naturgefahren) 30%
  • Politische Stabilität und Rechtsstaatlichkeit 25%
  • Wirtschaftliche Stabilität 10%
  • Qualität der allgemeinen Infrastruktur 5%

Angeführt wir das Ranking von Finnland, vor Dänemark, Kanada und Australien. Die Schweiz belegt den neunten Platz, während sich südeuropäische Länder wie Spanien, Portugal, Malta oder Griechenland im mittleren Drittel bewegen. Schlusslichter bilden exotische Destinationen wie Thailand, Costa Rica oder Südafrika.

Die persönliche Länderpositionierung

Die Kosten-Qualität-Positionierung der Länder kann sich je nach persönlicher Situation und Präferenzen ändern. Auf der Qualitätsseite können den Parametern individuelle Gewichtungen zuordnet werden. Auf der Kostenseite gilt: Je höher der gewünschte Lebensstil, desto höher das erforderliche Vermögen. Darüber hinaus kann das Fehlen von Doppelbesteuerungsabkommen oder Sozialversicherungsabkommen die Ruhestandskosten im Ausland erheblich beeinflussen.

Schweizer haben das Recht, AHV-Renten im Ausland zu beziehen, aber das ist bei anderen Staatsangehörigen, die in der Schweiz gearbeitet haben, nicht immer der Fall. Die Schweiz hat derzeit mit 44 Ländern Sozialversicherungsabkommen. Je nach Kombination aus Staatsangehörigkeit und Wohnsitzland können die AHV- Beiträge in Form einer Pauschalauszahlung zurückgezahlt werden. Andere Leistungen wie Invaliditätsrenten können ebenfalls betroffen sein.

Wohnen stellt oft die grösste Ausgabenkomponente dar. Die Entscheidung zu mieten oder zu kaufen ist länderspezifisch. In einigen Ländern ist der Besitz von Land oder Eigentum durch Ausländer verboten oder eingeschränkt; es kann auch von der Aufenthaltsdauer, dem Visumstyp oder der Nationalität abhängig sein. In politisch weniger stabilen Ländern besteht das Risiko von Betrugsverkäufen, Registrierungsproblemen oder der Einziehung von Vermögenswerten.

Einwanderungsanforderungen werden in diesem Bericht nicht behandelt. So erteilen einige Länder nur dann eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis, wenn nahe Verwandte im Land leben, die Staatsbürger und Einwohner des jeweiligen Landes sind. Migration kann auch von einer grossen inländischen Investition abhängig sein, die ein minimales – manchmal hohes – Vermögens- oder Einkommensniveau verlangt.

Ausland ist nicht immer billiger

Der Vergleich der Lebenshaltungskosten zwischen den Ländern bei konstanter Qualität hat Einschränkungen. Nicht alle Verbrauchsartikel können verglichen werden. So gibt es beispielsweise keinen weltweit akzeptierten

Standard für Wohnqualität. Einfacher ist der Vergleich bei bestimmten Waren, die in vielen Ländern mit gleichem Qualitätsstandard vor Ort produziert werden, wie zum Beispiel kohlensäurehaltige Getränke.

Der Umzug in ein Land mit günstigeren Lebenshaltungskosten bedeutet nicht unbedingt geringere Gesamtausgaben, wenn man den gewünschten Lebensstandard aufrechterhalten will. Die Anpassung des Lebensstandards nach oben folgt in der Regel keiner linearen Kostenfunktion. Wahrscheinlich bedarf es mehr als einer Ausgabeneinheit, um eine Einheit des Lebensstandards zu erhöhen. Ausserdem sind diese Beziehungen von Land zu Land unterschiedlich. In einigen Fällen kann ein «importierter» Lebensstil im Ausland mehr kosten als in der Schweiz.

Inflation berücksichtigen

Rentner haben im Allgemeinen andere Konsummuster als die breite Bevölkerung. So zeigen BFS-Daten in der Schweiz, dass Rentner im Vergleich zu Erwerbstätigen generell mehr für Gesundheitsversorgung und Ernährung ausgeben und weniger für Wohnen, Transport und Restaurants in absoluten Zahlen sowie als Anteil an ihren Gesamtausgaben.

In den entwickelten Volkswirtschaften ist der Wohnungsbau in der Regel die grösste Ausgabenkategorie und macht bis zu einem Drittel des Warenkorbs aus, während Nahrungsmittel in der Regel weniger als 20 Prozent ausmachen. Es gibt jedoch grosse Unterschiede in den Gewichtungen der einzelnen Konsumkategorien des allgemeinen Warenkorbs, der für die Messung der Inflation dient, beispielsweise zwischen den Ländern der Eurozone.

Auch Inflation ist individuell und hängt vom Lebensstandard und der Ausgabegewohnheit ab. Die Verwendung lokaler Inflationszahlen für die Entwicklung der eigenen Lebenshaltungskosten kann fehlerhaft sein. Je grösser die Unterschiede zwischen dem persönlichen und nationalen durchschnittlichen Konsumkorb, desto wahrscheinlicher ist es, Inflation zu erleben, die von der nationalen Statistik abweicht. Zum Beispiel erhöhen der Besitz und das Fahren eines Autos wahrscheinlich die persönliche Inflationsrate, während das Leben in einer eigenen hypothekenfreien Immobilie häufig die persönliche Inflationsrate senkt. (pm/hzi/sec)