Die Krankenkassenprämien steigen im kommenden Jahr im Schnitt um 6,6 Prozent – für die meisten Versicherten ein Schock. Unter dem Eindruck dieses starken Anstiegs erwartet die Bevölkerung von der Politik Massnahmen zur Verringerung der Prämienbelastung. Wo und wie angesetzt werden soll, zeigt eine Online-Befragung, welche das Forschungsinstitut Sotomo Anfang Oktober im Auftrag von Santésuisse durchgeführt hat.

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Grosse Zustimmung für Generika-Pflicht

Als wichtige Massnahme zur Kostendämpfung unterstützt eine sehr starke Mehrheit von 94 Prozent der Befragten mit Ja oder eher Ja die verpflichtende Abgabe von Generika. In dieser Frage ist die Zustimmung durch alle Sprachregionen hoch. Grosse Zustimmung findet mit 88 Prozent Ja bzw. eher Ja auch die Massnahme, dass Ärztinnen und Ärzte, die bei ihren Behandlungen wiederholt unerklärbar hohe Kosten verursachen, nicht mehr von der Allgemeinheit via Prämien finanziert werden sollen. Allerdings öffnet sich in dieser Frage ein «Röstigraben». Während in der Deutschschweiz 60 Prozent sicher dafür sind, würden in der französischen Schweiz nur 45 Prozent der Befragten sicher die teilweise Aufhebung des Vertragszwangs unterstützen.

Ärztestopp bei Überangebot – Kantone müssen besser koordinieren

Eine Mehrheit von 70 Prozent der Befragten befürwortet auch die Beschränkung der Zulassung neuer Leistungserbringer, sofern bereits ein Überangebot besteht. Wohl aus Sorge, dass der Zugang zu einem Arzt oder einer Ärztin erschwert werden könnte, sind nur 42 Prozent sicher für diese Massnahme, während 29 Prozent eher für diese Massnahme sind.  Mehrheitsfähig ist auch die Verpflichtung zur Nutzung eines Gate-Keeper-Versicherungsmodells, bei dem sich Patientinnen und Patienten ausser in Notfällen zuerst an eine Anlaufstelle wenden müssen (Hausarzt, Gruppenpraxis, Telefonberatung). 71 Prozent der Befragten sind sicher oder eher dafür. 92 Prozent der Befragten finden auch, dass Kantone zu einer besseren Koordination der hoch spezialisierten Medizin verpflichtet werden sollen.

Grosse Mehrheit verlangt von der Politik Massnahmen für tiefere Kosten

88 Prozent der Befragten verlangen von der Politik eine finanzielle Entlastung der Haushalte, wenn es um die Krankenkassenprämien geht. Damit kommen die Prämien in der Rangliste der Bereiche, in denen von der Politik Massnahmen zur finanziellen Entlastung gefordert werden, noch vor den Strompreisen (51%), Steuern (43%) oder etwa den Heizkosten (39%). Rund die Hälfte der Befragten rechnet damit, sich aufgrund der steigenden Krankenkassenprämien finanziell einschränken zu müssen. Im besonders stark betroffenen Segment der Geringverdiener mit einem Haushalteinkommen unter 4000 Franken befürchten gar 81 Prozent der Befragten, dass sie den Gürtel enger schnallen müssen. 

Prämienverbilligung vereinheitlichen und ausbauen

66 Prozent der Befragten unterstützen denn auch eine schweizweite Vereinheitlichung der heute nach Ausmass und Kriterien kantonal unterschiedlich ausgestalteten Prämienverbilligung. 64 Prozent würden auch eine Ausweitung der Prämienverbilligung auf einen grösseren Anteil der Bevölkerung befürworten. Für höhere Beiträge an die Verbilligung der Prämien votieren 64 Prozent. Gross ist die Zustimmung zu höheren Beiträgen gerade in städtischen Gebieten (69 Prozent). Der Grund liegt in den höheren Leistungskosten und Prämien im Vergleich zu den ländlichen Prämienregionen.

Kostendämpfungsmassnahmen umsetzen

Die Bevölkerung erwartet Massnahmen zur Kostendämpfung. Gefordert sind die Kantone bei der Ausgestaltung der Prämienverbilligung und der besseren Koordination der Spitzenmedizin. Auf der Leistungserbringerseite werden Massnahmen zur Verhinderung eines Überangebots befürwortet und kostensenkende Massnahmen bei den Medikamenten unterstützt. Unter dem Eindruck der hohen Prämienlast sind auch die Versicherten bereit, einen Beitrag zur Kostendämpfung zu leisten, indem sie sich zur Nutzung einer ersten medizinischen Anlaufstelle wie z. B. im Hausarztmodell verpflichten wollen. (pm(hzi/sec)