Künstliche Intelligenz (KI) ist dabei, die Arbeitswelt zu revolutionieren. Mit Programmen, die auf generativer KI basieren, arbeiten mittlerweile viele Schweizer Angestellte. Eine aktuelle Umfrage von Deloitte bestätigt: 61 Prozent der Befragten, die mit einem Computer arbeiten, verwenden in der Arbeit bereits generative KI – also künstliche Intelligenz, die in der Lage ist, Texte, Bilder oder andere Medien zu generieren. Im privaten Umfeld seien es sogar 64 Prozent.

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Reaktionen zwischen Euphorie und Furcht

Die emotionalen Reaktionen auf die neue Technologie sind sehr gemischt: Sie schwanken zwischen Begeisterung und Angst. Knapp die Hälfte aller Teilnehmenden (43 Prozent) der Deloitte-Umfrage fürchtet aufgrund des zunehmenden Einsatzes von KI-Programmen einen Verlust des Arbeitsplatzes in den kommenden fünf Jahren. Interessant: Jene Personen, die generative KI tatsächlich verstärkt nutzen, äusserten am meisten Angst um ihren Job (69 Prozent).

Im Grossen und Ganzen stehen viele der Befragten der Entwicklung mit einer Mischung aus Angst und Begeisterung gegenüber (35 Prozent). 34 Prozent verspüren nach eigenen Angaben mehr Begeisterung als Angst, für 12 Prozent ist es umgekehrt. Ebenfalls 12 Prozent äusserten grosse KI-Begeisterung und keine Bedenken, 4 Prozent fürchten sich besonders stark vor der KI.

Studie Deloitte zu KI

Studie von Deloitte zum Einsatz generativer KI (2023).

Quelle: ZVG Deloitte

Mehr digitales Wissen kann vor Jobverlust schützen: Davon ist mehr als die Hälfte aller Befragten (54 Prozent) in der Deloitte-Studie überzeugt. In der Verantwortung sehen Angestellte allerdings nicht sich selbst, sondern primär den Arbeitgeber, der ihnen die nötigen Kenntnisse durch Fort- und Weiterbildungen vermitteln soll.

Oft fehlen Richtlinien für die KI-Nutzung

Hier zeigt sich eine Erwartungslücke: 31 Prozent aller Befragten haben bereits eine aktive Unterstützung oder ein Training durch den Arbeitgeber erhalten. Trotz der hohen Nutzungszahlen verfügen nach Aussage vieler Angestellten (61 Prozent) zahlreiche Firmen noch nicht über Unternehmensrichtlinien für den Einsatz von KI-Systeme.

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Weitere Studien lassen den Schluss zu, dass KI-Systeme den Arbeitsalltag vieler Menschen umfassend verändern werden. Die erste Untersuchung stammt von den Chat-GPT-Machern selbst: Forscherinnen des Start-up-Unternehmens Open AI haben sich dazu mit Wissenschaftlern der University of Pennsylvania zusammengetan, um herauszufinden, auf welche Jobs sich Chat GPT am stärksten auswirkt.

Gemäss Chat-GPT-Studie sollten sich Menschen in diesen Berufen darauf einstellen, dass die KI zumindest einen Teil ihrer bisherigen Aufgaben übernehmen kann:

  • Buchhalter/Controller
  • Mathematikerinnen
  • Programmierer
  • Dolmetscherinnen
  • Schriftsteller
  • Texterinnen

Eine weitere Studie der Forschungsabteilung der Investmentbank Goldman Sachs zeigt auf, welche Folgen der Einsatz generativer KI-Systeme für den Arbeitsmarkt konkret bedeuten kann und prognostiziert «erhebliche Störungen auf dem Arbeitsmarkt».

Mit Blick auf die USA geht Goldman Sachs davon aus, dass etwa zwei Drittel der derzeitigen Arbeitsplätze einem gewissen Grad an KI-Automatisierung ausgesetzt sind. Bis zu einem Viertel der derzeitigen Arbeit werde durch generative KI ersetzt werden, so die Prognose. Und rechnet man unsere Schätzungen auf die ganze Welt hoch, so könnte generative KI das Äquivalent von 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen der Automatisierung aussetzen.

Versicherungen setzen auf KI-Technologie

Auch in der Versicherungswelt ist die generative KI auf dem Vormarsch, wenn auch mit gedrosseltem Tempo. Grenzen setzen unter anderem Bedenken bezüglich Datenschutz. Dies belegt eine Studie der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit Adnovum und Spitch («HZ Insurance» berichtete).

Versicherungen wie Axa, Zurich und Helvetia nutzen neue KI-Technologie mittlerweile schon in vielen Bereichen der Versicherungswertschöpfungskette – unter anderem in der Schadensabwicklung, bei der Erstellung von Risikoprofilen, in der Betrugserkennung, in der Automatisierung von Prozessabläufen im Underwriting, bei der Verarbeitung von Daten im Backoffice oder im Verkauf und im Marketing.

Beispiel Axa: Zurzeit werde hier geprüft, wie KI-gesteuerte Bildanalyse eingesetzt werden kann, um die Abwicklung von Schadensfällen zu beschleunigen, teilt Sprecherin Joëlle Jeitler auf Anfrage von «HZ Insurance» mit (siehe Bericht im «HZ Insurance Premium»-Newsletter).

Die Helvetia verwendet Chat GPT bereits für einen neuen Kundenservice und ist damit Vorreiterin in der Versicherungsbranche. Noch hat der Service experimentellen Charakter; langfristig soll er den Zugang zu Versicherungs- und Vorsorgeprodukten vereinfachen.

Um Mitarbeitende auf den Umgang mit KI-Technologien vorzubereiten, ist es erforderlich, in Schulungen und Weiterbildungen zu investieren: Dessen ist sich die Versicherungsbranche bewusst. Zum Beispiel äussert Sabrina Suske, Datenspezialistin bei der Baloise, auf Anfrage von «HZ Insurance»: «Die erfolgreiche Einführung von KI erfordert eine umfassende Kommunikation und Einbindung der Mitarbeitenden.»