Es ist in jedem Jahr ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Schweiz und den USA: Im vergangenen Jahr holten sich die Amerikaner den Spitzenplatz - mit rund 311'000 Euro verfügten sie weltweit über das höchste Netto-Geldvermögen pro Kopf. Damit verdrängten sie die Schweizerinnen und Schweizer, die sich mit einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen von fast 270'000 Euro diesmal mit dem 2. Rang zufrieden geben mussten. So viel zu den aus Schweizer Sicht «sportlichen Aspekten» der 16. Auflage des Allianz Global Wealth Reports, der die Vermögens- und Verschuldungssituation von Haushalten in fast 60 Ländern unter die Lupe nimmt. 

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Rekordjahr für globale Finanzvermögen

Auch weltweit ist das globale Finanzvermögen trotz der zahlreichen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen in den Sprintmodus gewechselt. Das Jahr 2024 war ein Rekordjahr für die Geldvermögen privater Haushalte, die um 8,7 Prozent auf sagenhafte 269 Billionen Euro hochschnellten und das bereits beeindruckende Wachstum des Vorjahres (8,0 %) sogar noch in den Schatten stellten. 

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Amerika sticht heraus

Dabei zeichnete sich allein die USA für einen Löwenanteil des Wachstums verantwortlich: «Im Jahr 2024 wurde die Hälfte des Wachstums des globalen Finanzvermögens allein in den USA generiert. In den letzten zehn Jahren lag dieser Wert bei 47 Prozent. China hingegen trug 20 Prozent bei, während Westeuropa 12 Prozent ausmachte. Zumindest in Bezug auf die Finanzvermögen ist die Vorstellung, dass andere Länder die USA ausgenutzt haben, unbegründet», kommentierte Allianz-Chefökonom Ludovic Sabran die Zahlen.

Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung liegt vor allem in der Aktienkultur der Amerikanerinnen und Amerikaner begründet - und diese gewannen in den vergangenen Jahren markant an Wert. Sowohl 2023 (11,5%) als auch 2024 (12,0%) wuchsen Wertpapiere laut Allianz-Bericht fast doppelt so schnell wie die beiden anderen Anlageklassen: Versicherungen/Pensionen (6,7% bzw. 6,9%) und Bankeinlagen (4,7% bzw. 5,7%).

Der Besitz von Wertpapieren -  insbesondere von Aktien - war für das Vermögenswachstum also von entscheidender Bedeutung. Auch hier nahmen die USA wieder einen Spitzenplatz ein, denn nordamerikanische Haushalte sind mit einem Portfolioanteil von 59 Prozent in Wertpapiere investiert. In Westeuropa beispielsweise liegt dieser Anteil bei etwa 35 Prozent, in der Schweiz bei 31 Prozent. 

Mehr Aktien, mehr Gewinn

Auch bei der Anlage neuer Ersparnisse zeigen amerikanische Sparer eine klare Präferenz für Wertpapiere. 2024 machten sie 67 Prozent der neuen Ersparnisse aus, verglichen mit nur 26 Prozent in Westeuropa. Eine erfreuliche Ausnahme bildet hier die Schweizer, wo immerhin 43 Prozent der Ersparnisse in Wertpapiere fliessen. Die Schweizer Aktienkultur kommt der amerikanischen also am nächsten.

Allerdings weniger erfolgreich: «Was das Sparverhalten anbelangt, ist ein Vergleich zwischen den USA und der Schweiz aufschlussreich», sagte Kathrin Stoffel, Mitautorin des Berichts. «Die Schweiz hat in den letzten zehn Jahren ein Wachstum des Geldvermögens von 3,3 Prozent pro Jahr erzielt, was deutlich unter dem der USA (6,2%) liegt. Dabei beliefen sich die neuen Ersparnisse auf 2,7 Prozent der bestehenden Finanzanlagen pro Jahr – deutlich mehr als in den USA (2,0%). Gleichzeitig betrug der Beitrag der Wertsteigerungen nur 16 Prozent – weniger als ein Viertel des Wertes in den USA (67%). Das zeigt sich ja beispielsweise auch in der Entwicklung des SMI, der den amerikanischen Börsenidizes hinterherhinkt.

Ein Blick auf das Schweizer Finanzvermögen über die vergangenen Jahre.

Ein Blick auf das Schweizer Finanzvermögen über die vergangenen Jahre.

Quelle: Allianz

Schweizer Netto-Geldvermögen wächst deutlich

Die Entwicklung verläuft hierzulande also etwas langsamer, aber dafür sehr solide, wie der Wealth Report festhält. So legten die Netto-Geldvermögen in der Schweiz um immerhin 5,3 Prozent auf auf 270'000 Franken zu. Das mag auf den ersten Blick im Vergleich zu anderen Ländern, die zweistellig wuchsen, vielleicht unterdurchschnittlich wirken. 

«Dabei muss man aber berücksichtigen, dass die Schweiz als eines der reichsten Länder in einer eigenen Liga spielt. Deshalb fällt der prozentuale Zuwachs im Vergleich zu anderen Ländern geringer aus», ordnet Arne Holzhausen, Head of Insurance, Wealth and ESG Research, die Zahlen in einem Mediengespräch entsprechend ein. Haupttreiber des Wachstums waren 2024 vor allem Wertpapiere (10,5%), während die beiden anderen Anlageklassen nur geringe Zuwächse von 1,3 Prozent (Versicherungen/Pensionen) bzw. 2,0 Prozent (Bankeinlagen) verzeichnen konnten. Die Neuanlagen stiegen laut Allianz um 27 Prozent auf 94 Milliarden Euro.

ETFs stehen hoch im Kurs

Im Vergleich zu den beiden Nachbarländern Deutschland und Österreich unterscheiden sich die schweizerischen Haushalte, was die Spargewohnheiten anbelangt: Zum einen bleiben sie gegenüber Bankeinlagen zurückhaltend, nur 15 Prozent der frischen Spargelder flossen 2024 zu den Banken. Zum anderen kaufen sich nach wie vor viele Versicherungsprodukte, auf die etwa 41 Prozent der Neuanlage entfiel. In einem anderen Punkt jedoch ähneln sie den deutschen Sparern: der Löwenanteil der Wertpapierkäufe (82%) entfiel auf Investmentfonds wie ETFs. Bleibt abzuwarten, wer im nächsten Jahr dann wieder die Nase wieder vorn hat - die USA oder die Schweiz.