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Nach dem ersten Anstieg seit 15 Jahren können Lebensversicherungskunden Branchenexperten zufolge auf weitere Erhöhungen der laufenden Verzinsung hoffen. Der Zuwachs dürfte allerdings schwächer ausfallen als der Anstieg der Kapitalmarktzinsen, erwartet Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata

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Höhere Verzinsung in kleinen Schritten

Den Daten zufolge bieten Lebensversicherer bei neuen Verträgen in der privaten Rentenversicherung in diesem Jahr im Schnitt eine laufende Verzinsung von 2,26 Prozent. Im Vorjahr waren es 2,15 Prozent.

Es sei die erste nennenswerte Anhebung seit 15 Jahren, wenn auch in kleinen Schritten, erläutert Lars Heermann. Lebensversicherer profitieren zwar von den gestiegenen Zinsen im Euroraum. Zugleich entstehen dadurch jedoch sogenannte stille Lasten in der Bilanz.

Zinszusatzreserve belastet

In der jahrelangen Zinsflaute mussten Lebensversicherer einen milliardenschweren Kapitalpuffer - die sogenannte Zinszusatzreserve - bilden, um die hohen Versprechen der Vergangenheit abzusichern. Das Geld konnte nicht an die Kunden ausgeschüttet werden. Jetzt fliessen Mittel aus dem Kapitalpuffer zurück an die Unternehmen, allerdings nur schrittweise. Der Abbau der Zinszusatzreserve wird sich nach Einschätzung von Assekurata noch bis in die 2030er Jahre ziehen.

Markt Schweiz

In der Schweiz ist die Lebensversicherung durch das Geschäft mit der beruflichen Vorsorge ein bedeutender Pfeiler des Versicherungsmarktes geworden. Gemessen am Prämienvolumen, liegen Schweizer Lebensversicherer im internationalen Vergleich an 18. Stelle.

Fakt ist allerdings auch: Die Erfolgsgeschichte der Lebensversicherer wurde durch die lange Phase niedriger Zinsen in den vergangenen Jahren getrübt. Der Markt für Lebensversicherungen ist rückläufig. Seitdem sich die Axa aus der Vollversicherung in der beruflichen Vorsorge verabschiedet hat, verliert der Markt stark an Gewicht. Betrug der Gewinn der Lebensversicherer nach Finma-Statistiken im Jahr 2011 noch 2,4 Milliarden Franken, so waren es 2019 bei annähernd konstantem Prämienvolumen (32 Milliarden Franken) nur noch 1,5 Milliarden Franken. (hzi/mig)

Bewertungsreserven sinken

Ein Grossteil des Geldes der Versicherer steckt in vergleichsweise niedrig verzinsten Anleihen mit guter Bewertung und langen Laufzeiten aus den vergangenen Jahren. Deren Marktwert ist wegen der gestiegenen Zinsen gesunken und liegt unter dem Anschaffungswert. Die Folge: Fast alle Versicherer hätten keine Bewertungsreserven mehr, die entstehen, wenn der Marktwert einer Kapitalanlage über dem Anschaffungswert liegt, sondern stille Lasten, berichtete Heermann.

Auszahlung kann geringer ausfallen als erhofft

Das kann Folgen für Altersvorsorgesparer haben. Bei der Beteiligung an den Bewertungsreserven kommt es auf das Vertragsende an. Darauf weist die deutsche Stiftung Warentest hin. Hat ein Versicherungsunternehmen zu diesem Zeitpunkt keine Bewertungsreserven, gehen Versicherte in diesem Punkt leer aus. Die Auszahlung am Ende des Vertrages kann also geringer ausfallen als zunächst erhofft. (awp/hzi/mig)