Digitales Vertrauen ist sehr persönlich und höchst emotional – logische Überlegungen führen selten weiter. Darum lässt es sich schwer rational erklären, warum gewisse Kundinnen und Kunden einer digitalen Versicherungslösung vertrauen oder nicht. Aber wir haben Methoden, um diese Herausforderung systematisch anzugehen.
Digitales Vertrauen hegen und pflegen
Um digitales Vertrauen in Versicherungen zu stärken, ist die Transparenz bei Online-Interaktionen essentiell; indem man zum Beispiel das Niveau der Cybersicherheit angibt oder die Regeln zu ethischen und Datenrelevanten Richtlinien klarstellt. Versicherer können auch Anreize für diejenigen setzen, die bereit sind, ihre Daten zu teilen. Vielen Kundinnen und Kunden hilft dies, um mehr Vertrauen zu fassen.
Robert Burr ist CEO von iptiQ, dem digitalen B2B2C-Versicherer von Swiss Re. Er ist bereits seit 2011 bei der Swiss Re Gruppe in verschiedenen internationalen Managementrollen tätig und seit September 2022 leitet er von Zürich aus die Tochtergesellschaft iptiQ.
Aber nicht für alle. Umfragen zeigen, dass viele Menschen trotz Transparenz und Anreizen nicht willens sind, digitales Vertrauen zu Versicherungen aufzubauen.
Faktoren bei Entscheidungen
Mit dieser Herausforderung beschäftigt sich die aktuelle Fachpublikation «Decoding Digital Trust 2» des Swiss Re Institutes. Sie zeigt auf, welche Faktoren bei Entscheiden mitspielen, und sie geht der Frage nach, warum gewisse Kundinnen und Kunden unter bestimmten Umständen nicht bereit sind, ihre Daten mit Versicherungen zu teilen.
Einfluss auf Beurteilung
Ein Teil der Antwort liegt laut dem Bericht in der Geschwindigkeit, mit der Menschen digitale Technologien nutzen. Die Vorstellung, die Kontrolle zu haben, hat einen erheblichen Einfluss auf die Beurteilung des Risikos der Datenweitergabe. Auch individuelle psychologische Profile beeinflussen den Aufbau von Vertrauen, ebenso wie der kulturelle Hintergrund und das Umfeld der Kundschaft.
Die (Be)Deutung von Emotionen
Um den Bericht zu zitieren: «Bauchgefühle sind ebenso wichtig beim Entscheidungsprozess wie ein klarer Verstand. Sie sind Teil unserer Reise zu digitalem Vertrauen.»
Damit sind Versicherer auch aufgerufen, über die Bauchgefühle ihrer Kundinnen und Kunden nachzudenken und zu überlegen, wie sie diese nutzen können, um digitales Vertrauen aufzubauen. Wie können wir unserer Kundschaft das Gefühl geben, die Kontrolle zu haben? Wie gehen wir mit denjenigen um, die ihre Daten nicht weitergeben wollen? Warum finden einige das Sammeln von Daten durch Gamification in Ordnung, während andere dies deutlich ablehnen? Sollten wir verschiedene Altersgruppen oder Nationalitäten auf unterschiedliche Weise ansprechen?
Effizienz gewährleisten
Wir müssen die Kundenbeziehungen, die wir über digitale Plattformen aufbauen und die Faktoren, die sie beeinflussen besser verstehen, denn sie entwickeln sich ständig weiter. Bei Online-Interaktionen Sicherheit und Effizienz zu gewährleisten, ist dabei unabdingbar.
Alles dreht sich um die Kundschaft
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir das Potenzial neuer datengetriebener Technologien nur dann wirklich ausschöpfen können, wenn wir verstehen, was unsere Kundschaft wirklich von ihrer Versicherung erwartet, und entsprechend auf ihre Bedürfnisse eingehen.
Berührungspunkte besser verstehen
Bei iptiQ sind wir daher bestrebt, unsere Interaktionen mit Kundinnen und Kunden an jedem relevanten Berührungspunkt besser zu verstehen und diese effizienter zu gestalten. Dafür ist ein gründliches Verständnis der Erwartungen, Verhaltensweisen und Handlungen der Kundschaft unerlässlich. Deshalb haben wir Anfang des Jahres das «iptiQ Office of the Customer» lanciert – ein globales Team von Expertinnen und Experten in den Bereichen Verhaltenswissenschaft, Konsumentenforschung und Customer Experience, das eng mit unseren Vertriebspartnern zusammenarbeitet, um Versicherungsangebote zu optimieren.
Vertrauensvolle Beziehung
Das Sammeln von Erkenntnissen ist die eine Sache. Sie richtig zu deuten, um Kundenerlebnisse, -zufriedenheit und -bindung nachhaltig zu steigern, ist eine andere.
Neue Technologien unterstützen uns dabei, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen und jeden Aspekt der Versicherung so gut wie nur möglich zu gestalten.
Bauchgefühl besser verstehen
Der menschliche Entscheidungsprozess kann wahrscheinlich nie vollständig erfasst werden. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Versicherungsbranche davon profitieren wird, wenn sie das Bauchgefühl ihrer Kundschaft besser versteht und auf der Grundlage dieser Erkenntnisse systematisch auf deren Bedürfnisse eingeht.
1 Kommentar
Vertrauen in eine bekannte Person zu haben ist einfacher, weil man sich kennt. Neue Kontakte müssen sich über die Zeit entwickeln! Vertrauen darf unter keinen Umständen missbraucht werden.