Zum achten Mal hat Travailsuisse, der Dachverband der Arbeitnehmenden, am Montag in Bern die Ergebnisse seines «Barometers Gute Arbeit» vorgestellt. Demnach hat der Anteil der Arbeitnehmenden, die sich gestresst fühlen, seit 2016 von knapp 38 auf 43 Prozent zugenommen. Jede und jeder Dritte zieht wegen der hohen Arbeitslast einen Stellenwechsel in Betracht.

Travailsuisse-Präsident Adrian Wüthrich ortet «akuten Handlungsbedarf» bei der Stressbekämpfung, «wenn über 650'000 Arbeitnehmende deswegen einen Stellenwechsel anstreben.» Insbesondere körperliche Tätigkeiten oder zu starre Hierarchien wirken sich gemäss der Analyse durchwegs negativ auf die Beurteilung der Qualität der Arbeitsbedingungen aus, besonders im Gesundheits- und Sozialwesen. Arbeitnehmende dieser Branchen beurteilen die Arbeitsbedingungen schlechter als in den übrigen Branchen.

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Wenig Angst vor Stellenverlust

Insgesamt deuten die neusten Ergebnisse indes darauf hin, dass die Arbeitsbedingungen besser bewertet wurden als in früheren Jahren. Etliche Bedingungen würden von den Arbeitnehmenden «signifikant besser beurteilt», wie Gabriel Fischer, Leiter Bildungspolitik bei Travailsuisse, ausführte.

Seit Beginn der Barometer-Erhebungen noch nie so tief war etwa die Angst der Arbeitnehmenden vor einem Verlust der Stelle. Gerade einmal 11,2 Prozent machen sich diesbezüglich unmittelbar Sorgen. Ein rekordhoher Anteil von 52,1 Prozent der Angestellten macht sich keine Sorgen über einen Stellenverlust und 44,5 Prozent schätzen es gemäss Fischer als einfach ein, im Falle eines solchen rasch wieder eine vergleichbare Beschäftigung zu finden.

Nachholbedarf bei Lohngleichheit

Fortschritte gibt es gemäss der neusten Analyse auch bei der Weiterbildung durch die Arbeitgeber. 54 Prozent der Beschäftigten profitieren davon, das sind 5,6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Allerdings hapert es in diesem Bereich bei vielen tiefer Qualifizierten und Teilzeitbeschäftigten weiterhin. Fast jeder und jede zweite Teilzeitarbeitende wird nicht oder kaum weitergebildet.

Verbesserungspotenzial sehen die befragten Angestellten bei der Einhaltung der Lohngleichheit in den Unternehmen. Nur jeder vierte Angestellte in Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigen hat Informationen zur internen Lohnanalyse erhalten. Dazu sind diese Unternehmen laut Gleichstellungsgesetz seit Juli 2020 verpflichtet.

In der generellen Beurteilung der Frage gibt es allerdings einen Geschlechtergraben: 68 Prozent der Männer erachten die Lohngleichheit in ihrem Unternehmen in hohem Masse als gegeben. Bei den Frauen liegt der entsprechende Anteil nur bei 54 Prozent. (awp/hzi/sec)

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