Die deutsche Industrie erlitt im Mai einen Auftragseinbruch. Das Neugeschäft sank um 2,2 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Das war überraschend deutlich: Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich ein leichtes Minus von 0,1 Prozent erwartet. Im April hatte es einen Anstieg von revidiert 0,4 Prozent gegeben.

«Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe haben sich im Mai wieder spürbar verringert, nachdem sie sich in den beiden letzten Monaten auf niedrigem Niveau stabilisiert hatten. Zuletzt lagen sie etwa 7 Prozent unter ihrem durchschnittlichen Monatswert im Jahr 2018», erklärte das Bundeswirtschaftsministerium dazu.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Auto-Bremse

Im Mai stiegen die Aufträge aus dem Inland im Vergleich zum Vormonat um 0,7 Prozent, die Auslandsaufträge verringerten sich um 4,3 Prozent.

Die Industrie steckt in der Rezession, auch wenn sie ihre Talfahrt zuletzt bremste. Der Branche machen laut Experten die globalen Handelskonflikte, die lahmende Autoindustrie sowie die anhaltenden Unsicherheiten in Politik und Wirtschaft zu schaffen. 

Ökonomen gaben sich in ersten Reaktionen sehr ernüchtert. «Der grosse Auftragsschwund geht weiter», meinte Carsten Brzeski von der ING: «Die verheerenden Daten lassen die Hoffnung auf eine konjunkturelle Wende in der Industrie platzen.»

«Was für eine Misere!»

Deutlich wurde Thomas Gitzel, der Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank: «Was für eine Misere! Die Entwicklung der Auftragseingänge kann hinsichtlich ihrer Bedeutung nicht hoch genug eingestuft werden. Gehen die Auftragseingänge zurück, hat die Industrie weniger zu produzieren und in weiterer Folge leidet dann auch die Beschäftigung darunter. Steigt die Arbeitslosenquote, färbt dies auch negativ auf den privaten Konsum ab.» Die deutsche Volkswirtschaft sei teils schon erfasst von dieser Spirale.

Angesicht der Auftragseingänge werde die Industrieproduktion auch im zweiten Halbjahr «äussert schwach» ausfallen, so Gitzel: «Damit steigen die Rezessionsgefahren für deutsche Volkswirtschaft.»

Reuters» | rap)