Vergleicht man Ethan Brown, Gründer und Chef von Beyond Meat, mit Elon Musk, Gründer und Chef von Tesla, erkennt man einige Gemeinsamkeiten. Beide haben ein neues Produkt entwickelt, mit dem sie einen etablierten Sektor aufmischen. Sie gehen mit Hilfe von neuen Technologien andere Wege, um den jeweiligen Markt neu zu erfinden. Und beide wollen mit Ihren Produkten die Welt zum positiven verändern.

Echt nachhaltiger

Insbesondere beim Thema Nachhaltigkeit scheint Brown gegenüber Musk aber bereits einen klaren Vorteil zu haben. Studien belegen – der Kauf eines Teslas wirkt sich erst bei einer Gesamtfahrleistung von mehr als 100'000 Kilometer positiv auf die Umwelt aus. Bei ausschliesslicher Verwendung grüner Energie.

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Die pflanzenbasierten Fleischalternativen von Brown dagegen zeigen eine deutlich positivere Umweltbilanz. Wie eine von Beyond Meat in Auftrag gegebene Studie der Universität von Michigan darlegt, wird bei der Herstellung von Beyond Burger Patties 90 Prozent weniger CO2 emittiert, 99 Prozent weniger Wasser verbraucht, 93 Prozent weniger Land benötigt und 46 Prozent weniger Energie verbraucht als bei den traditionellen Burger Patties aus Rindfleisch. Mit Blick auf die aktuellen gesellschaftlichen Tendenzen beim Umweltschutz ist das ein sehr gutes Verkaufsargument.

Traditionell lassen sich Konsumentenentscheidungen jedoch in erster Linie durch die Qualität, dem Preis, der Verfügbarkeit und dem Geschmack erklären. Um die Verfügbarkeit auch in Europa zu gewährleisten, ist Beyond Meat eine neue Kooperation mit Zandbergen eingegangen – ein Fleischzulieferer mit Sitz in den Niederlanden.

Preislich in Ordnung

Eine neue Produktionsstätte in den Niederlanden ist in Planung, um Europa zu beliefern. Auch bei der Qualität der verwendeten Zutaten macht Ethan Brown keine Zugeständnisse. Gleichzeitig bietet der Beyond Burger sehr vergleichbare Nährwerte wie herkömmliches Fleisch. Dies hat jedoch seinen Preis. So vertreibt in der Schweiz Coop den Beyond Burger zu einem Preis von 7.95 Franken für zwei Patties je 115 Gramm. Dabei liegt der Beyond Burger mit 3.50 Schweizer Franken je 100 Gramm klar über dem Preis rindfleischbasierter Patties bei Coop. Die teuersten Patties verkaufen sich derzeit für rund 2.50 Franken je 100 Gramm. Dies deckt sich auch mit den Richtpreisen von BioSuisse.

Der Umweltschutzgedanke muss dem Konsumenten also einen Aufpreis von etwa 40 Prozent Wert sein. Darüber hinaus spielt aber auch der Geschmack eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung.

Da Geschmäcker verschieden sind, lässt sich hierüber streiten. Mein Selbstversuch hat gezeigt, dass der Beyond Burger für mich noch nicht als vollwertiger Fleischersatz taugt. Obwohl der Beyond Burger von der Farbe, der Textur und der Konsistenz dem normalen Beefburger in nichts nachsteht, wurde mein Geschmack noch nicht getroffen.

Vegane Burger sind nicht ausschliesslich auf Vegetarier und Veganer ausgerichtet, sondern auf Flexitarier: Menschen, die wenig Fleisch essen, dafür jedoch bewusster. Genau diese Zielgruppe dürfte in den kommenden Jahren noch deutlich stärker wachsen, so dass der Faktor Preis keine allzu dominante Rolle spielen dürfte.

Aktie im Höhenflug

Dass Ethan Brown mit seinem Produkt und dem Zeitpunkt des Börsenganges den Nerv der Zeit getroffen hat, steht ausser Frage. Die rasante Entwicklung des Aktienkurses dürfte ihn und seine Berater jedoch selbst überrascht haben.

In erster Linie dient der IPO dazu, möglichst viel Geld einzusammeln, um bestehende Aktionäre zu entlohnen und weitere Investitionen zu finanzieren. Mit einem Emissionspreis von 25 Dollar lagen die Erlöse aus dem IPO deutlich unter dem, was aus Sicht des aktuellen Aktienkurses (170 Dollar: Stand 19.6.2019) möglich gewesen wäre. Dies dürfte als erstes Warnzeichen dienen, dass der Markt das Potenzial des Unternehmens überbewertet.

Nestlé erhöht den Margendruck

Darüber hinaus agiert Beyond Meat in einer Branche mit dutzenden Konkurrenten, die in der Nahrungsmittelbranche bereits stark verwurzelt sind und vom Trend profitieren wollen. Die Grossen der Branche wie Nestlé, Kellogg und Tyson dürften bald mit eigenen Produkten nachziehen und somit den Margendruck im Segment erhöhen.

Stellt man der aktuellen Marktkapitalisierung von 10 Milliarden US Dollar den erwarteten Umsatz von 210 Millionen US Dollar in 2019 gegenüber, wird Beyond Meat derzeit mit dem Faktor 48 bewertet. Im Vergleich dazu werden Nestlé und Tyson mit einem Faktor 3.3 respektive 0.7 bewertet.

JPMorgan schätzt das Potenzial für Fleischersatzprodukte in 15 Jahren auf etwa 100 Milliarden US-Dollar. Sollte es Beyond Meat schaffen sich an dem Markt einen Anteil von 5 Prozent zu sichern, läge die aktuelle Bewertung im Vergleich zum Umsatz bei einem Faktor 2. Also genau im Mittel der beiden genannten Konkurrenten. Der aktuelle Preis entspricht also eher einem Jahresumsatz von 5 Milliarden US Dollar als 210 Millionen.

Ethan Brown hat sich mit seinem Unternehmen strategisch hervorragend positioniert, um in Zukunft am grossen Wachstumspotenzial des Segments teilzuhaben. Die aktuelle Marktbewertung ist jedoch nicht gerechtfertigt.

*Christos Maloussis ist Market Analyst und Premium Client Manager bei der IG Bank.