Die Schweiz sei ein Volk von Mietern, lautet der vielgehörte Spruch. Unter diesen Mietern träumen aber offensichtlich viele vom Eigenheim: Einfamilienhäuser verkaufen sich hierzulande weiterhin blendend – für freie Häuser finden sich immer schneller neue Besitzer.

Die Nachfrage boomt. Das zeigt eine Analyse des Swiss Real Estate Institute und des Immobilienportals Homegate: Derzeit sind auf den grossen Immobilienportalen gut 34'000 Häuser ausgeschrieben, knapp 6000 mehr als bei der letzten Analyse 2015.

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Obwohl die Auswahl also deutlich grösser ist, wechseln die Häuser schneller die Hand. Anders ausgedrückt: die Nachfrage wächst stärker als das Angebot. Innert gut 80 Tagen kommt es im Schnitt zum Besitzerwechsel. In der Region Zürich sind Objekte sogar während nur 48 Tagen ausgeschrieben. Auch relativ teure Häuser von bis zu 2,5 Millionen Franken verkaufen sich in den meisten Regionen gut. Nur im Luxussegement stockt die Nachfrage.

GrafikEinfamilienhaeuserImmobilien

Verkaufsschlager Einfamilienaus: Häuser sind jetzt überall im Schnitt weniger als hundert Tage ausgeschrieben.

Quelle: Homegate/Swiss Real Estate Institute

Zürcher weichen auf andere Regionen aus

Der wichtigste Grund für den Boom liegt auf der Hand: Wegen der weiterhin tiefen Zinsen lohnt es sich, Geld für den Hauskauf einzusetzen. Wobei die Nachfrage sogar gebremst wird: Banken erschweren mit künstlichen Anforderungen den Zugang zum Bankkredit. Um eine Hypothek von einer Million Franken zu erhalten, ist im Kanton Zürich  grob gerechnet ein Gehalt von brutto 180'000 Franken nötig. Zu den aktuellen Zinsen liesse sich der Kredit eigentlich mit einem deutlich tieferen Einkommen abstottern.

Zürcher suchten beispielsweise deshalb verstärkt auch in anderen Regionen nach Häusern, etwa in der Innerschweiz, sagt Peter Ilg, Leiter des Swiss Real Estate Institute. «Zürich kann den Nachfrageboom nicht mehr auffangen.» Zum Vergleich: In der Grossregion Zürich kostet der Quadratmeter Wohnfläche etwa 8400 Franken, das Preisniveau liegt somit etwa 50 Prozent höher als im Mittelland.

PeterIlgSwissRealEstateInstitute

Swiss-Real-Estate-Leiter Peter Ilg: «Eigener Grund und Boden bleibt gefragt».

Quelle: ZVG

Trotz der hohen Preise liess sich in den letzten Jahren mit Einfamilienhäusern viel Geld verdienen. Im Schnitt erhöhten sich deren Wert seit 1995 um rund 60 Prozent.«Wahrscheinlich ziehen die Preise weiter an», glaubt Ilg.

«Eigener Grund und Boden bleibt gefragt»

Dank der tiefen Zinsen lassen sich auch Eigentumswohnungen derzeit einfach finanzieren. Im Gegensatz zu den Häusern ist Stockwerkeigentum aber kein Verkaufsschlager:  Eigentumswohnungen verkaufen sich heute weniger schnell als zuvor. «Nachfrageboom herrscht vor allem bei Einfamilienhäusern. Eigener Grund und Boden bleibt stärker gefragt», sagt Swiss-Real-Estate-Leiter Peter Ilg.

(mbü)