Als erste grössere Nation nimmt die Schweiz Zinsen für eine Staatsanleihe mit zehnjähriger Laufzeit, wie die «Financial Times» berichtet. Anleger zahlen demnach einen Satz von 0.55 Prozent – und damit geben Investoren effektiv Geld dafür, dass die Eidgenossenschaft bei ihnen Schulden macht.

Das ist die neue Realität in Europa: Wer sein Geld sicher parken möchte, muss draufzahlen. Bei Papieren mit kürzer Laufzeit nimmt die Schweiz bereits seit längerem Geld. Für dreimonatige Geldmarktpapiere nehmen Anleger seit August 2011 eine negative Rendite in Kauf. Für zweijährige Bonds werden derzeit 1.2 Prozent fällig.

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Zwei Drittel aller Staatsanleihen mit negativer Rendite

Auch in Deutschland, Dänemark oder Österreich werden bei Anleihen mit kürzeren Laufzeiten mittlerweile Gebühren fällig. Insgesamt sind bei knapp zwei Dritteln aller Staatspapiere die Renditen im negativen Bereich, zeigt eine Studie der britischen Grossbank RBS. Dass zehnjährige Anleihen kosten, ist für Länder mit finanziellem Gewicht allerdings neu. Vor gut einem Jahr warfen zehnjährige Anleihen in der Schweiz noch 1 Prozent Rendite ab.

Die Nachfrage nach der neuen Tranche der 2025er-Anleihe hielt sich in Grenzen. Anleger zeichneten insgesamt 410,5 Millionen Franken. Die Finanzverwaltung teilte 232,5 Millionen Franken zu einem Kurs von 116,0 Prozent zu.

Investoren zahlen für Nestlé-Schulden

Anleihen der Eidgenossenschaft sind seit dem Ausbruch der Finanz- und Schuldenkrise stark gefragt, weil sie als sehr sichere Anlage gelten. Zudem versuchen Anleger mit dem Kauf von leicht negativ rentierenden Bundesanleihen den Strafzins von 0,75 Prozent zu umgehen, den die Notenbank von den Banken erhebt, wenn sie Guthaben bei der SNB parken.

Und es sind nicht einmal nur Staatsanleihen, bei denen Anleger zahlen, um ihr Geld zu verleihen. Selbst ein solides Unternehmen wie Nestlé macht Schulden gegen Gebühr: Im Februar sank die Rendite einer 2016 auslaufenden Anleihe ins Minus.

(mit Material von Reuters)