Alternative Anlagen wie Private Equity und Private Debt sind im Tiefzinsumfeld sehr beliebt. Doch ist mittlerweile eine gewisse Sättigung erkennbar?
Roman Rosslenbroich*: Aus unserer Sicht ist noch keine Sättigung erkennbar, der Bedarf nach Alternativen auf der Fixed-Income-Seite ist weiterhin hoch und der Anlagedruck aus Neumitteln bleibt bestehen, Stichworte «Alternative Income», «Contracted Cashflows». Unser verwaltetes Vermögen im Sachwertesegment ist in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt um etwa 25 Prozent gewachsen. Investoren suchen aber auch im breiten Spektrum weiterhin nach Ersatz für die traditionelle Komponente ihrer Asset-Allokation. Alternative Investments gehen graduell in den Mainstream über.

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Kritiker sagen, dass vor allem die Anbieter von alternativen Anlagen ein gutes Geschäft machen und nicht die Investoren, die alternative Anlagen kaufen...
...wir haben die Erfahrung gemacht, dass Investoren hart verhandeln, aber auch bereit sind, für eine qualitativ hochwertige Leistung zu bezahlen. Insbesondere das Management von Sachwert-Investments ist sehr arbeitsintensiv und nur bedingt skalierbar, und daher gibt es bei unseren Gebühren eine gewisse Untergrenze. Wir verstehen uns als Treuhänder unserer Kunden und verfolgen einen für beide Seiten akzeptablen Ansatz bei der Vergütung.

Bei vielen alternativen Anlagen zeigt sich erst in 5 oder 10 Jahren, ob die versprochenen Renditen erzielt werden. Wie sollen Anleger mit diesem Risiko umgehen?
Das Risiko von sich verändernden oder nicht eintretenden wirtschaftlichen Prognosen kann nicht ausgeschlossen werden. Es ist deshalb unerlässlich, dass Investoren umfangreich prüfen, mit welchen Partnern sie zusammenarbeiten. Zum Teil sind unsere Partner über zehn Jahre und mehr mit uns verbunden, hier muss das Vertrauen von beiden Seiten stimmen.

Welcher Bereich der alternativen Anlagen ist derzeit besonders attraktiv?
Es kommt wie immer auf die spezifische Assetklasse und die relative Bewertung an. Die Bewertungen steigen in vielen Bereichen. Wir sind Spezialisten und konzentrieren uns auf Bereiche, die weiterhin Potenzial haben. Bei Sachwerten halten wir besonders Wasserkraft für attraktiv und sehen seit einiger Zeit vermehrt Interessenten. Immobilienseitig sehen wir besondere Chancen im europäischen Logistikmarkt und bei spanischen Wohnimmobilien, sowohl in der Entwicklung als auch bei Bestandsimmobilien. Auf der liquiden Seite bauen wir unser Angebot an systematischen Multi-Asset-Strategien aus.

Es besteht unverändert ein Anlagenotstand - eigentlich alle Anlageklassen sind hoch bewertet und bergen deshalb viele Risiken. Viele alternative Anlagen werden mit überdurchschnittlichen Renditen beworben – doch in der Regel essen Leute die Filetstücke lieber selbst, als sie zu verkaufen. Wie stellen Investoren sicher, dass sie nicht zu viel bezahlen, wenn sie in den Bereich investieren?
Es ist unstrittig, dass die investorenseitig hohe Nachfrage nach Sachwertanlagen einen Einfluss auf die Preise und somit die Renditen hat. Im heutigen Umfeld kommt dem intelligenten Sourcing entscheidende Bedeutung zu. Dies führt immer wieder dazu, dass wir uns entscheiden, Transaktionen nicht weiter zu verfolgen. Unsere Projekt-Pipeline ist nach wie vor sehr nachhaltig. Wir haben keine Interessenkonflikte, etwa Projekte für unsere eigene Bilanz zurückzubehalten, wir sind unabhängig und als Treuhänder unseren Investoren verpflichtet. Insgesamt ist jedoch die Kompetenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette entscheidend, der Ankaufsprozess ist ein wesentlicher Teil, aber auch während der Laufzeit ist ein umsichtiges und kostenbewusstes Asset Management wichtig.

*Roman Rosslenbroich ist CEO und Mitgründer von Aquila Capital.

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