Chinas Aktienmarkt ist ein Paradies für Zocker. In nur zwölf Monaten hat sich der CSI 300, der die 300 grössten festlandchinesischen Aktien enthält, mehr als verdoppelt. Die Kursexplosion lockt nicht nur Börsen-Bullen, sondern auch Bären an, die eine überhitzte Marktlage sehen und auf ihre Chancen auf der Shortseite wetten. Zuletzt sind sie schon auf ihre Kosten gekommen: Seit dem 8. Juni hat der CSI 300 deutlich korrigiert. Für Anleger ist es momentan etwas schwierig, den Durchblick bewahren zu können. Erschwert wird das durch sprunghaft gestiegene Depoteröffnungen. So mischen jetzt nicht nur immer mehr Analphabeten am lokalen Aktienmarkt mit – Aktienkäufe wurden zusätzlich verstärkt mittels Krediten finanziert.

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Wirklich langfristig betrachtet, gibt es aber gute Chancen. Und zwar vor allem aus der Umstellung des Wirtschaftsmodells. Das Reich der Mitte wandelt sich derzeit von einer exportorientierten hin zu einer mehr binnenmarktorientierten Wirtschaft. Das erklärte Ziel ist, von der rohstoffbasierten, wenig umweltfreundlichen Produktion mit geringer Wertschöpfung weg und hin zu einer innovationsgetriebenen, umweltfreundlicheren und höherwertigen Produktion zu kommen. Das hinterlässt momentan zwar Bremsspuren in der Konjunktur, richtig umgesetzt kann sich das langfristig aber als sehr positiv erweisen.

«Made in China 2025» – ein Baustein des neuen Wirtschaftsmodells

Langfristig orientierte Anleger suchen deshalb Unternehmen, die vom Wandel profitieren können. Dazu werden voraussichtlich jene Gesellschaften zählen, die vom Konzept «Made in China 2025» profitieren, das ein Baustein des neuen Wirtschaftsmodells ist. Hinter dem Konzept steckt eine auf zehn Jahre angelegte Kampagne, mit der das Land den Sprung von den arbeitsintensiven zu den anspruchsvolleren Industrien schaffen soll. Dazu zählen beispielsweise Bereiche wie die IT-Industrie, High-End-NC-Maschinen und Roboter, Luft- und Raumfahrtausrüstung, Medizingeräte, energiesparende Fahrzeuge, Schiffs- und Schienenverkehrstechnik, Produktion landwirtschaftlicher Geräte, hochleistungsfähige Bio-Pharma- und Medizinprodukte sowie Ausrüstungen für die Stromerzeugung und -übertragung.

Gelingt der geplante Wandel, dann droht Firmen in Ländern wie der Schweiz, Deutschland oder Japan eine zunehmende Konkurrenz aus China. Die Vorgabe, bis zum Jahr 2049 zur führenden Industrie-Supermacht aufzusteigen, darf auf jeden Fall als Kampfansage verstanden werden. Die in den relevanten Branchen tätigen chinesischen Unternehmen dürften von der geplanten Entwicklung begünstigt werden.

Trendaktien – hohes Wachstum, aber oft nicht günstig …

Mit diesem möglichen neuen Megatrend beschäftigen sich auch Citigroup und Macquarie. Zu den Favoriten dieser Institute zählen Titel wie CSPC Pharmaceutical Group Ltd. (ISIN: HK1093012172) oder AviChina aus dem Luftfahrtsektor, die interessant aufgestellt zu sein scheinen, mit geschätzten KGVs von rund 26 oder gut 43 aber bereits anspruchsvoll bewertet sind. Die Analysten sind aber trotzdem zuversichtlich, weil sie dort hohe Wachstumsraten erwarten.

Wer auf günstiger bewertete Titel setzen will, hat beim Trendthema «Made in China 2025» weniger Auswahlmöglichkeiten. Einen guten Eindruck macht aber die bereits vor einiger Zeit von der Redaktion von stocksDigital empfohlene Hollysys Automation Technologies (ISIN: VGG456671053). Dieser Automatisierungs-Spezialist ist in einem aussichtsreichen Segment unterwegs und die Bewertung ist mit einem geschätzten KGV von rund 15 noch vertretbar.

… wo sich der Einstieg aber lohnen könnte

Branchenzugehörigkeit und Bewertung passen auch beim Anbieter umweltfreundlicher Elektro-Verteilersysteme Boer Power Holdings Ltd. (ISIN: KYG121611084) sowie bei China Gas Holdings Ltd. (ISIN: BMG2109G1033) und bei China Singyes Solar Tec. Ltd. (ISIN: BMG2161E1113) mit geschätzten KGVs von 17, 16 und 8.

Gute Perspektiven hat auch die mit einem KGV von geschätzten 16 ausgestattete Lenovo Group Ltd. (WKN: HK0992009065). Allerdings gilt diese Eischätzung unter dem Vorbehalt, dass es dem Unternehmen gelingt, im Server- und Handy-Bereich ähnlich starke Standbeine wie beim PC-Geschäft aufzubauen. Mut macht dabei das von Lenovo in der Vergangenheit bei der Expansion bewiesene glückliche Händchen.