In Ihrer Untersuchung rangieren seit Jahren dieselben Anbieter zuoberst – was machen diese besser als die Konkurrenz?
Thomas Schudel: Wenn wir davon ausgehen, dass die Qualität der einzelnen Fondsmanager bei allen Anbietern über die Zeit etwa gleich gut sein sollte, dürfte die Antwort mehr in den Rahmenbedingungen, innerhalb welcher die Fondsmanager agieren, liegen. Da kommen wir natürlich wieder auf die Kosten: Wir stellen fest, dass diese bei den erfolgreichen Anbietern eher tiefer sind.

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Grundsätzlich sind die Gebühren im Bereich Säule 3a im Verhältnis zu vergleichbaren Finanzprodukten teuer – warum spielt der Wettbewerb nicht?
Im Bereich 3a kaufen nach wie vor viele Anleger die Produkte bei ihrer Hausbank, die traditionell eigene Produkte anbietet. Wenn der Kunde aufgrund unserer Analyse einen Fonds bei einer anderen Bank kaufen wollte, müsste er bei dieser eine Beziehung eröffnen oder zu einer unabhängigen Vorsorgeplattform gehen. Beides ist mit administrativem Aufwand verbunden. Auch der Wechsel von einem überteuerten Produkt in ein günstigeres, das sich besser entwickelt hat, sehen wir nicht oft. Dies mag auch damit zu tun haben, dass zum Beispiel ein 35-Jähriger das angesparte Geld erst in dreissig Jahren beziehen wird. Der Horizont ist so lang, dass es sicher viele Dinge im täglichen Leben gibt, die eine höhere Priorität geniessen, als den Vorsorgefonds zu wechseln. Dies kommt den teureren Anbietern sehr entgegen.

Die Produkte der Banken rangieren erst im Mittelfeld. Was machen Versicherer besser?
Es ist in der Tat auffällig, dass unter den Top Five keine einzige Bank dabei ist. Wir haben IST als unabhängige Anlagestiftung, die drei Versicherungen Swiss Life, Axa Winterthur und Baloise sowie Swisscanto, das bis vor kurzem ein relativ unabhängiges Fondshaus der Kantonalbanken war. Dass diese Anbieter gut abschneiden, dürfte damit zu tun haben, dass die Versicherungen seit je ihre eingenommenen Prämien selbst anlegen mussten, und ihren Ansatz nun auch auf das Verwalten von Geldern Dritter anwenden. Die beiden anderen Anbieter müssen sich durch gute Performance auszeichnen, um zu überleben, da sie nicht bereits Kunden in anderen Bereichen haben, denen sie als weiteres Produkt eine Vorsorgelösung anbieten können.

Der Staat fördert das Säule-3a-Sparen sehr – viele zahlen in die Säule 3a vor allem wegen der Steuerersparnis ein, beim Bezug werden aber wieder Steuern fällig. Ist das sinnvoll?
Zweifellos. Heute, wo die Finanzierung und die Rentenhöhe der AHV diskutiert werden und in der zweiten Säule die Umwandlungssätze kontinuierlich gesenkt werden, muss der Staat ein vitales Interesse daran haben, dass die Bevölkerung weitere Rücklagen fürs Alter bildet. Mit den steuerlichen Anreizen bei der Säule 3a soll dieses zusätzliche Sparen gefördert werden. Die Steuerersparnisse über die Jahre des Einzahlens sind deutlich grösser als die Steuern beim Bezug des Vorsorgeguthabens. Zudem sind die Erträge, die innerhalb der gebundenen Vorsorge anfallen und reinvestiert werden, steuerfrei. Das 3a-Sparen ist somit sehr attraktiv.

Können Sie das an einem konkreten Beispiel festmachen?
Eine in Zürich wohnhafte Person mit einem steuerbaren Einkommen von 80'000 Franken zahlt pro Jahr 6000 Franken in die Säule 3a ein. Sie spart dadurch jährlich etwa 1500 Franken an Steuern. Nach zwanzig Jahren hat sie 120'000 Franken in der Säule 3a angehäuft und rund 30'000 Franken an Steuern gespart. Beim Bezug der Vorsorgesumme werden aber nur gut 6000 Franken Steuern fällig, was eine ansehnliche Steuerersparnis von etwa rund 24'000 Franken ergibt. Es lohnt sich also.

Was würden Sie einem Zwanzigjährigen raten, der beabsichtigt, ein Säule 3a-Konto zu eröffnen?
Generell gilt, je länger der Zeithorizont ist, desto mehr Wertschwankungen kann ein Anleger verkraften. Das heisst, ein junger Anleger kann in risikoreichere Wertschriften investieren als einer, der kurz vor der Pensionierung steht und mit den Erträgen aus seinen Investitionen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten hat. Der Zwanzigjährige kann also in eine Lösung mit einem hohen Aktienanteil investieren. Er könnte – sofern ihn die grossen Wertschwankungen nicht beunruhigen – ein reines Aktienprodukt kaufen. Da aber die Anlagevehikel nicht oft gewechselt und an die Lebenssituation angepasst werden, würde ich zu einem ausgewogenen Portfoliofonds tendieren, der einen Aktienanteil von rund 50 Prozent enthält.

*Thomas Schudel ist Projektleiter 3a an der Hochschule für Wirtschaft Freiburg (HEG-FR).

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