Die Entwicklungen an den Märkten bereiten der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die einen stärkeren Franken verhindern will, ganz sicher Bauchweh: Die US-Notenbank begann wieder, die Zinsen zu senken - und die Europäische Zentralbank (EZB) wird im September wohl ebenfalls einen Schritt nach unten wagen. Zudem weckt Donald Trump mit seinen jüngsten Tweets gegen China die Ängste vor einer globalen Rezession.

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Der Franken als sicherer Hafen ist für Anleger damit wieder viel attraktiver geworden. Der Aufwertungsdruck ist seit Wochen deutlich spürbar. Am Montag stieg der Euro-Franken-Kurs bis auf 1,0863. Der Franken ist damit so teuer bewertet wie seit Juni 2017 nicht mehr.

Was soll die SNB gegen die zunehmende Frankenstärke tun? «Gute Handlungsalternativen hat sie nicht», schreibt Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank (SGKB), in einem aktuellen Kommentar. Konkret bleiben der Notenbank aber drei Möglichkeiten:

Option 1: Den Franken den Marktkräften überlassen und nichts tun

Diese Möglichkeit ist gemäss Stucki nur die beste Wahl, solange es nicht zu einer schnellen Aufwertung des Frankens um fünf Rappen oder mehr kommt. Derzeit ist aber gerade eine solche starke Aufwertung im Gange: Noch im Mai lag der Euro-Franken-bei über 1,14, vor wenigen Tagen bei über 1,10, nun fiel das Währungspaar unter 1,09. Stucki streicht in diesem Zusammenhang die Belastung für die Schweizer Wirtschaft heraus und die Gefahr einer Deflation, wenn die Importpreise aufgrund des stärkeren Frankens sinken würden.

Option 2: Den Leitzins weiter senken, von aktuell -0,75 auf -1 Prozent

«Das ist die schlechteste Option», meint Stucki. Die Wirkung von Zinssenkungen auf die Währung würde relativ rasch verpuffen. Zudem dürfte einer weitere Zinsabsenkung auch die negativen Nebeneffekte der Negativzinsen verstärken. Banken wären stärker unter Druck, die Negativzinsen an ihre Kunden weiterzugeben, Pensionskassen müssten mehr Risiken eingehen und der Immobilienmarkt würde noch heisser laufen.

«Für all diese Entwicklungen wird man den schwarzen Peter der SNB zuschieben, was ihrer Reputation schadet und die Gefahr erhöht, dass die Unabhängigkeit der SNB politisch in Frage gestellt wird», äusserst sich Stucki sehr skeptisch zu dieser Variante. Die Kritik von der Politik und den Banken an den Negativzinsen wurde in letzterZeit auch zunehmend lauter.

Option 3: Interventionen am Devisenmarkt

Mit Deviseninterventionen kann die SNB gemäss Stucki den Frankenkurs am direktesten beeinflussen. Es ist die Option, auf welche die SNB aktuell wohl wieder zurückgegriffen hat: Ende Juli waren die Franken-Sichtguthaben von Banken bei der SNB um 1,7 Milliarden Franken angestiegen. Und gemäss den am Montag publizierten Daten der SNB für die Woche zum 2. August haben sich die Sichtguthaben um weitere rund 1,5 Milliarden Franken erhöht. Die Sichtguthaben gelten als Indikator für mögliche Interventionen der SNB zur Frankenschwächung. 

Wichtig ist gemäss Stucki aber, dass die SNB mit ihrer Strategie der Marktinterventionen unberechenbar bleibt. Das bedeutet, dass sie kein vorbestimmtes Kursniveau verteidigt, sondern flexibel agieren muss, um den Spekulanten keine Hinweise zu geben.

Der Nachteil: Durch Marktinterventionen wird die Bilanz der SNB noch aufgeblähter, was auch die politische Angriffsfläche vergrössert. Trotzdem bevorzugt Thomas Stucki, der selber Anlagechef der SNB war, diese Handlungsoption: «Unter all den schlechten Optionen mit ihren negativen Nebenwirkungen ist die Ausweitung der Bilanz ein kleines Übel.»

Dieser Artikel erschien zuerst bei cash.ch mit dem Titel: «Interventionen am Devisenmarkt sind das kleinere Übel»