Einige der rund 100 Mitarbeiter in der Schweiz hielten die Email zunächst für Spam oder sogar Fishing. In der Nachricht lasen sie, dass ihre Löhne wegen Inflation pauschal um acht Prozent erhöht würden. Aber es ist wahr. Ein Inflationsausgleich für eine Inflation, die es in der Schweiz noch gar nicht gibt.

So etwas gab es wohl noch nie, dass ein Unternehmen den Mitarbeitern einen Inflationsausgleich bot, bevor die Inflation überhaupt da ist. Normalerweise ist es umgekehrt: Zuerst frisst die Inflation den Mitarbeitern die Kaufkraft weg, dann fordern sie - eventuell über Gewerkschaften, wo es diese noch gibt – einen Ausgleich der Inflation. Daraus resultierte in den 70ern und 80ern die Lohn-Preis-Spirale, die zu anhaltend hohen Inflationsraten führte, sogar zu Stagflation, also gleichzeitig wirtschaftliche Stagnation und Inflation.

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Nun führt Blackrock schon im Voraus einen Lohnausgleich für Inflation durch. Zumindest wird es so kommuniziert. Sicher besser, eine Lohnerhöhung als Inflationsausgleich darzustellen als den Bankern noch mehr Geld zu geben, weil man sich gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil verschaffen will. Einen Vorteil im Wettbewerb um Arbeitskräfte, die im lang anhaltenden Börsenboom seit der Finanzkrise knapper geworden sind. Die Verwalteten Vermögen von Blackrock haben sich in der Zeit mehr als verdreifacht, auf nun fast 10'000 Milliarden Dollar.

Was, wenn es um eine verbesserte Ausgangslage im Wettbewerb um Mitarbeiter und gar nicht um Inflation ginge? Dann wären Blackrock-Präsident Rob Kapito und sein CEO Larry Fink ganz gewifte Taktiker, oder gar Schlitzohren? Denn in der Kommunikation nach aussen hört sich Inflationsausgleich einfach besser an als «Wir bezahlen unseren Grossverdienern jetzt noch mehr».

Bei Blackrock gilt die pauschale Lohnerhöung für alle weltweit 16'500 Mitarbeiter ab Stufe Direktor und darunter. Dabei verdient ein Direktor schon rund eine Viertelmillion Franken pro Jahr. Dank Lohnerhöhung kommen noch 20'000 Franken obendrauf.